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gartners. Diese äußeren Gründe allein schon machen es
mehr als wahrscheinlich, daß auch das Mininger Grab¬
denkmal von der Hand Rottalers stammt.
Ein zweiter Mittelpunkt künstlerischer Tätigkeit
mit weitreichendem Einflüsse im Donautal und Inn auf¬
wärts war Pass au. Bisher ist nur die Stellung eines
einzigen, wenn auch des bedeutendsten Künstlers dieses
Gebietes klar gelegt, die Jörg Gärtners, des gesuch¬
testen Porträtisten Niederbayerns. Dieser weist in seinem
Schaffen große Verwandtschaft auf mit Stephan Rot¬
taler, wenn er auch in der Darstellung geistlicher Per¬
sonen nicht an ihn heranreicht. Dagegen war es in
seiner starken männlichen Natur begründet, ein vor¬
trefflicher Schilderer des Rittertums zu werden. In der
Darstellung der Geistlichen wandelt er noch in den
überkommenen Geleisen des Mittelalters, während sich
in seinen ritterlichen Gestalten „schon der Flügelschlag
einer neuen Kunst, das Streben durchaus individueller
Gestaltung“ offenbart.
Den Ausgangspunkt der Untersuchung über des
Meisters Entwicklungsgang bilden die beiden mit „Jörg
Gärtner“ signierten Grabplatten: Das Ritterepitaph der
Mautner von Katzenberg (bei Obernberg), das um 1512
bei Erneuerung der Mautnerschen Familiengruft Fried¬
rich Mautner, damals Pfleger in Obernberg, in der Spital¬
kirche zu Burghausen errichten ließ, und der später
verfertigte Gedenkstein des Pflegers zu Ried im Inn-
kreise, Jörg Schenck von Neideck, der in der so¬
genannten Böhmenschlacht bei Schönberg (1504) im
Dienste Herzog Albrechts gefallen ist.1)
Diesen beiden signierten Grabsteinen konnte Halm
auf Grund der Typik der Figuren und des ornamentalen
Beiwerkes, wobei das breitlappige Blattwerk fast wie
ein Monogramm wirkt, noch 26 Werke anreihen, die
zerstreut sind von Burghausen und Vöcklabruck im
Süden bis Hutturm und Perlesreut im Norden, von
Regensburg im Westen bis Stein in Niederösterreich
0 Das Denkmal befindet sich in der Dominikanerkirche zu
Regensburg.