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Buchhandel einen gewaltigen Aufschwung. Die damals
stark befahrene Donau begünstigte denselben. Die Landes¬
hauptstadt Linz mit ihren beiden berühmten Märkten
zu Ostern und im Herbste (Bartholomäi-Markt), bei denen
Italiener, Böhmen, Mährer, Polen, Nord- und Süddeutsche
zusammenströmten, war für die wandernden Buchhändler
auf dem Wege nach Wien die passendste Zwischen¬
station für ihre Waren. Hier fanden sie stets guten
Absatz.1) Die „Buchführer“ aus Augsburg, Frankfurt,
Leipzig zogen mit ihren Bücherfässern in den Städten
und Märkten des Landes herum und hielten in Gewölben
und hölzernen Hütten, an Straßenecken ihre Waren,
meist alte Bücher, lutherische Traktätlein, Kalender,
Lieder, Spottbilder, Neue Zeitungen feil. Allein auch in
Linz selbst fanden einheimische Buchhändler und Buch¬
binder, die gleichfalls mit Bücherverkauf sich befaßten,
lohnenden Erwerb. Blühte doch die vielbesuchte evan¬
gelische Landschaftsschule2) seit 1574 im neuerbauten
Landhause, an welcher der Dichter und Magister Georg
Calaminus, der Geschichtschreiber Hieronymus Megiser,
der große Astronom Johannes Kepler (1614—1627)
lehrten. Und hauptsächlich für diese Schule gründeten
die oberösterreichischen Stände ihre Landschaftsbiblio¬
thek, für deren Vermehrung der bekannte Genealoge
Job Hartmann Freiherr von Enenkl, im Jahre 1623
Scholarch der Landschaftsschule, eifrig sorgte. Nach
einem Berichte desselben aus Baden bei Wien an die
„Verordneten des Herren- und Ritterstandes der Augs-
burgischen Konfession“ bewertete er die Bücherei der
Stände mit 2000 Gulden, die „auch zu Wienn umb vier¬
fach gelt nicht zuerhandlen wäre“. Schon im Jahre 1573
lesen wir in alten Rechnungen von den Linzer Buch¬
händlern3) Ruprecht Aschauer und Meister Heinrich.
0 Albin Czerny, Die Bibliothek des Chorherrnstiftes St. Flo¬
rian, Linz, 1874. S. 72, 88, 94, 95.
2) K. Schiffmann, Das Schulwesen im Lande ob der Enns bis
zum Ende des 17. Jahrh. Linz, 1901, S. 109 ff. und F. Krackowizer,
Die Sammelbände aus der Reformationszeit im Landes-Archiv zu
Linz, 1904. Einleitung.
3) A. Czerny, S. 92 und 93.