Volltext: II. Jahrgang 1905 (II. Jahrgang 1905)

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des hl. Gregorius, eine als Gleichnis verwendete Erzählung’ 
aus der Disciplina clericalis des Petrus Alfonsus, eine 
sehr lange, von fol. 302a—305b reichende aus dem fälsch¬ 
lich dem hl. Cyrillus von Jerusalem beigelegten Schreiben 
an den hl. Augustinus. Von Valerius Maximus hat der 
Verfasser die Geschichte von der Belagerung der Stadt 
Numantia entlehnt.1) Die im Mittelalter sehr beliebte 
Erzählung von der Befreiung Kaiser Trajans durch 
Gregorius d. Gr. aus der Hölle, der wir oft in Predigten 
jener Zeit begegnen, kommt auch hier vor. Eine ähn¬ 
liche, sonderbare Geschichte ist jene einer Legende des 
hl. Petrus entnommene von der Auferweckung eines 
Sohnes des römischen Stadtpräfekten, der schon vier¬ 
zehn Jahre in der Hölle gewesen. 
Für die Sittengeschichte ergibt sich aus der be¬ 
sprochenen Predigtsammlung sehr wenig. Eine Be¬ 
merkung des Predigers über einen Gebrauch bei Hervor¬ 
segnung von Müttern ist oben erwähnt.2) Die Predigt 
auf das Fest des hl. Apostels Thomas enthält wenige, 
aber nicht uninteressante Angaben über abergläubische 
Meinungen. Leider sind gerade diese Stellen durch 
Auslassung von Worten und andere Schreibfehler ent¬ 
stellt. Ich gebe sie daher so, wie sie in der Handschrift 
stehen. Auf fol. 19b steht eine Erzählung von Christus 
und Maria in deutscher Sprache, die wohl als aber¬ 
gläubisches Mittel gegen Krankheiten gebraucht wurde 
und höchst unsinnig ist. Die darin liegende Blasphemie 
dürfte der Urheber oder die Urheberin nicht erkannt 
haben. Sie lautet: „Unser her got sas vor der chirich- 
tuer, do ging sain liebe raine muetter für, si sprach: 
traut sun, lieber herre, was traurestu so sere? Er 
sprach: traut liebe mueter mein, von noten muez ich 
traurig seyn, mir tuet we mein haupt, daz es mir nymt 
9 Sermo (in festo) unclecim millium virginum (280a—285a). 
2) Sie lautet mit Weglassung des Unwesentlichen: Ipsae autem 
nostri temporis mulieres .... in tenebris ante lucem veniunt se 
faciendo introduci . . . ; post partum per domos et vicos cum viris 
et mulieribus chorisando, convivia faciendo atque etiain viros suos 
compellunt, ut post puerperium habeant novas vestes.
	        
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