Volltext: II. Jahrgang 1905 (II. Jahrgang 1905)

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die Zechpröpste an, sie empfangen den Leib und (das) 
Blut Christi unterschiedlich.“ 
Daß die Geistlichen über das Stattfinden der Visi¬ 
tation längere Zeit vorher benachrichtigt wurden, ver¬ 
eitelte zum Teil den Zweck derselben — die richtige 
Erkenntnis der wirklich herrschenden Zustände. Denn 
die Priester gewannen dadurch Zeit, manche Nachlässig¬ 
keit zu verdecken, Anstößiges vorläufig zu beseitigen, 
ferner die Umgebung sowie die Gläubigen für sich zu 
gewinnen, damit sie nichts „Ärgerliches“ über ihn aus¬ 
sagten. In diesem Sinne sprach sich Herzog Wilhelm V. 
1589 dem Regensburger Generalvikar gegenüber aus: 
Es sei zu bedenken, „daß man den rechten Grund 
der Wahrheit bei weitem nicht erfahre“; denn 
ein jeder würde die Mängel, so er habe, „also colo¬ 
rieren“, wenn er von so großen „comitia“ etliche Tage 
zuvor wissen könnte. Und sei erst die Visitation vor¬ 
über, so würden die letzten Dinge ärger sein als die 
ersten, da sich jeder für längere Zeit vor einer Visi¬ 
tation sicher fühle.1) 
Die Visitation erstreckte sich auf den bayri¬ 
schen Anteil der Diözese Passau. Das sind im all¬ 
gemeinen die Archidiakonate Passau, Inter amnes (zwi¬ 
schen Donau und Inn) und Mattsee. Das letztere um¬ 
faßte mit Ausnahme von Esternberg und einiger Pfarren 
im Süden unser heutiges Innviertel sowie die Pfarren 
des Stiftes Mattsee und einige Pfarrbezirke des Hausruck¬ 
kreises.2) Die letzteren kamen als österreichisches Gebiet 
für die Visitatoren nicht in Betracht, von den Mattseer 
Pfarren aber nur Kirchberg und das Vikariat Palting. 
Die folgende Tabelle möge uns die visitierten Kir¬ 
chen sowie den Personalstand der Seelsorger des Inn- 
viertels im Jahre 1558/59 vorführen. 
9 Sugenheim, Bayerns Kirchen- und Volkszustände (1842) 
Anm. 137. 
~) Die Pfarre Esternberg, die auch Gebiete des linken 
Donauufers enthielt, gehörte zum Archidiakonate Passau. Vgl. die 
Matricula episc. Pass. saec. XV., herausgegeben von Schmiedel*. 
(1885) 50 ff, 57. Strnadt, Peuerbach (1868) 211 f.
	        
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