Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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mittelte. Nun fiel die Hülle von der Gedenktafel. Diese ist nach einem Entwurf 
Professor Leopold Forstners von Bildhauer Willi Bormann ausgeführt worden. Auf 
glattem Granit steht, von einem farbig emaillierten Blumenkranz umgehen, die In 
schrift: „Adalbert Stifter zum Gedächtnis seines Aufenthaltes in Kirchschlag in den 
Jahren 1865, 1866, 1867. Errichtet 1932 vom O.-ö. Volksbildungsverein zur Feier 
seines 60jährigen Bestandes". Der Volksgesangverein stimmte nun Oberösterreichs 
Weihelied „Hoamatland" an. Dann hielt Bezirkshauptmann Dr. Nus ko eine An 
sprache. Er rühmte die Initiative des Vereines, der mit der Gedenktafel nicht nur 
dem vornehmen Gast, der einst in Kirchschlag weilte, sondern auch seinen eigenen 
verdienstvollen Bestrebungen ein Denkmal gesetzt habe. Im Namen der Literarischen 
Adalbert Stifter-Gesellschaft in Wien sprach Präsident Max I a f f e. Er setzte in 
schwungvollen Worten die Ziele der Gesellschaft auseinander und dankte für die 
wirksame Unterstützung, die ihre Bestrebungen in Oberösterreich finden. Von Heilrufen 
begrüßt, trat dann der Vorstand des Böhmerwaldmuseums Oberplan, Universitäts 
professor Dr. Jungbauer, hervor und legte nach einem Dank für die Ehrung 
des großen Sohnes seiner Heimat einen Kranz vor der Tafel nieder. Schulrätin 
Irene Zoepf gedachte der zeitlosen Frauengestalten, die Stifter geschaffen, und 
überbrachte im Namen des Vereines für Fraueninteressen einen Erikenkranz. Für 
den Eichendorff-Bund versicherte Dr. Heinrich Mayr in vortrefflich gewählten Worten, 
daß der Bund mit ganzem Herzen an der Feier teilnehme. Er pries Stifter als 
den Künder der Einfachheit und des Selbstgenügens, die gerade in unserer zerklüf 
teten Zeit so vonnöten seien. Ein grüner Kranz bekräftigte seine Worte. Für die 
Pfarre Hellmonsödt versprach Pfarrer Gschwendtner, die Gedenkstätte stets in 
Ehren zu halten. 
Der Mittag vereinigte die Ehrengäste bei einer Festtafel. Bei diesem Anlaß 
sprachen der Obmann-Stellvertreter des Oberösterreichischen Volksbildungsvereines, 
Schulrat Karl Kranzl, der Bürgermeister von Linz Josef Grub er und der 
Landesreferent für Volksbildungswesen, Studienrat Dr. Adalbert Depiny. Es folgte 
die Verlesung zahlreicher Glückwunschschreiben. 
Der festliche Akt, von Professor Dr. Franz Becker auf das sorgfältigste vorbereitet, 
nahm einen erhebenden Verlauf. Leider blieb das Wetter, das am Morgen noch 
strahlend schön war, sich nicht treu und die Feierlichkeiten wurden durch einen Regen 
empfindlich gestört. Nichtsdestoweniger kann der Oberösterreichische Volksbildungs 
verein mit dem Erfolg seiner Veranstaltung vollauf zufrieden sein. Besonders Pro 
fessor Dr. Franz Becker, dem Urheber des Gedankens, den Tag auf diese Weise 
zu begehen, sowie seinen getreuen Mitarbeitern Oberbahnrat Dr. Salomon und 
Walter Pretzmann gebührt Dank. Unter den Anwesenden bemerkte man zahl 
reiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und Vertreter fast aller oberöster 
reichischen kulturellen Vereine. O. I. 
„Volks b latt" Nr. 209, 6. September 1932, S. 7: 
Eine Siifter-Gedenktafel in Kirchschlag. 
Zur Erinnerung an den mehrmaligen Aufenthalt Adalbert Stifters in Kirchschlag 
und die innigen Beziehungen des Dichters zu diesem kleinen Mühlviertler Ort ließ der 
Oberösterreichische Volksbildungsverein eine Stifter-Gedenktafel schaffen, die am 
Sonntag den 4. September enthüllt wurde. War der Tag der Enthüllung auch vom 
Wetter nicht begünstigt, so war die Feier doch eine schöne, schlichte Heimatstunde, die 
viele Freunde Stifters und Kirchschlags im Gedächtnis an den Dichter vereinigte. 
Um 8.30 Uhr feierte Landesschulinspektor Dr. Berger in der kleinen, nun wieder 
so schmuck und sauber hergestellten Dorfkirche den Festgottesdienst. Die Feier der 
Messe wurde verschönt durch den Deutschen Volksgesangverein, der Schuberts „Deutsche 
Messe" sang, und durch das wundervolle Spiel Weiß gärb er s, der als Einlage 
ein „Ave Maria" spielte. An den Gottesdienst schloß sich die Festfeier vor der Kirche. 
Nicht am Badehaus, dem eigentlichen Wohnhaus Stifters in Kirchschlag, an dem 
wenige Wanderer und Besucher vorüberkommen, sondern an der Südwand der Kirche 
ist die Erinnerungstafel angebracht, hier fand der Festakt statt. Die Musikkapelle 
Hellmonsödt eröffnete die Feier mit dem Musikstück „Die Himmel rühmen des Ewigen