Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Heft 8 1938 (Heft 8 / 1938)

und Michael Zürn aus Burghausen, zur Zeit der 
Gegenreformation, also um volle 150 Jahre später, 
entstanden. Die Selbstverständlichkeit der Heiligen— 
darstellung, wie sie das ganze Mittelalter über ge— 
herrscht hatte, war, wie wir bei unserem Linzer Stück 
sahen, schon verloren. Hier bemüht sich nun der ge— 
waltige Eifer der Gegenreformation, den verlorenen 
Boden wieder zu erobern. Es war nur zu selbstver— 
ständlich, daß man auf Heilige griff, die dem Volke 
nahe liegen. Ein Ritter zu Pferde mußte an Gründe 
der deutschen Seele stoßen, er mußte am leichtesten 
verstanden werden, weil er dem Empfinden entsprach, 
weil volkhafte Meinung und neuentfachter Glaube 
sich hier auf halbem Wege begegnen konnten! 
Mit steiler Lanze sprengt Georg gegen den Wurm 
heran, der sich flügelschlagend ringelt und krümmt. 
Ein mächtiger Sturm durchbraust das Bild. Mantel, 
Pferdemähne und Baum sind gleicherweise aufgeweht 
in einer Bewegung sondergleichen. Es ist der kraftvolle 
Schwung bayrischer Sprache in ihrer unverwüstlichen, 
urwüchsigen, ungebrochenen Art. Wird hier 'nicht un— 
bändige Kraft und deutsche Kampfeswut deutlich offen— 
bar?! Es ist ein muskelfester, bäuerlicher, scharfzügiger 
Ritterheiliger, nicht ohne leise Koketterie vor dem 
Beschauer, voll Urgewalt aus frischem bayrischen 
Volkstum geboren, der vor den Augen der voll— 
erblühten Jungfrau in scharfem „Schuß“ losgeht, der 
»on Kräften des Himmels, aber auch — diese Kopp— 
iung ist für die Barockzeit bezeichnend — von einer 
mächtigen Erotik losgetrieben scheint. Auch auf den 
andern Reiter treffen wir hier: auf den Leprosen— 
heiligen St. Martin, der auch in einem salzburgischen 
Bild aus der Mitte des 15. Jahrhunderts im Linzer 
Landesmuseum zu sehen ist. Aber er war nie so 
häufig wie Georg, der abgesessen einer der ständigen 
Schreinhüter der gotischen Flügelaltäre (z. B. Sankt 
Wolfgäng am See, Kefermarkt) ist. Daß sich Kaiser 
Maximilian J. wiederholt als Georg darstellen ließ, 
sei hier erwähnt. Ein Relief Hans Dauchers dieser 
Art zeigt das Wiener Kunsthistorische Museum. Das 
Pferd, in kostbarer Rüstung, schreitet über den Dra— 
chen hinweg. Das Bild hat seinen religiösen Sinn 
längst und völlig verloren, dient jetzt als symbolische 
Verherrlichung eines siegreichen Monarchen. Es steht 
wohl im größten Gegensatz zu dem abgrundtiefen, 
gleichzeitigen Werk Dürers „Ritter, Tod und Teufel“, 
das die Männer Nürnbergs ihrem Führer aus tiefstem 
Danke schenkten. 
Das Ende des alten 
Linzer Brückenkopfes 
Mit dem Beginn der Bauarbeiten für 
die neue Donaubrücke werden auch die bis- 
herigen Brückenköpfe in Linz und Urfahr 
eine völlig neue Gestalt bekommen. Fuf der 
linzer Seite müssen bei denUmb auarbeiten zu⸗ 
nächst die Bauten fallen, die der fjäuser— 
front der Donaulãnde vorgelagert sind, das 
—A Fremdenverkehrsbütro und das 
ñoglerhaus, auf der anderen Seite der Fisch- 
markt. Die beiden alten fäüuser hatten sich 
als Rest einer größeren ãusergruppe des 
alten Brückenkopfes bis in unsere Zeit erhal— 
ten und auch den Brückenumbau 1870- 72, 
der an die Stelle der alten fjolzbrücke die 
gegenwärtige eiserne Brücke setzte, über— 
dauert. 
Unser Bild zeigt eine Aufnahme des 
Cinzer Brückenkopfes in seiner jetigen 
Gestait, die nun bald der Dergangenheit 
angehören wird; im Dordergrunde das 
Pionierdenkmal. Fufnahme Robert Stenzeh 
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