Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Heft 8 1938 (Heft 8 / 1938)

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aus der Pürnsteiner Burgkapelle (Candesmuseum Linz) 
Aufnahme Wolfgang pflanz⸗ 
kapelle stammen soll —, kann neben diesen großen 
und schwungvollen norddeutschen Arbeiten kaum be— 
stehen. Dies nur etwa 80 Zentimeter hohe, reliefartig 
gearbeitete Stück ist durchaus bescheiden gedacht, spricht 
aber doch durch seine köstliche Frische anziehend zu 
uns. Keine Legende wird erzählt, noch weniger ein 
nordisches Heldenlied, am ehesten ein, Märchen. Ein 
Märchen, nicht ohne urwüchsigen Humor. 
Der junge Ritter trägt eine marximilianische Rü— 
stung aus purem Gold. Der kleine Drache liegt schon 
mit brav angezogenen Pratzerln am Boden, das 
Pferd, verwundert über diesen raschen Sieg, setzt stolz 
ein Bein auf seine Brust. Aus der sicheren Burg am 
Berge schauen König und Maidlein dem Kampfe im 
Tale zu. Dieser Kampf ist ganz in die Natur ein⸗ 
gebettet. Wiesen, Bäume, Berge, eine ferne, befestigte 
Kirche — fast könnte man an „Steinbruch“ denken —, 
die getürmte, zinnenversehene Burg, aus der übergroß 
die Zuschauer niederblicken, sind ein mächtiger Hinter⸗ 
grund, in dessen malerischer Stimmung die Kampfes— 
handlung sanft verebbt; es ist dieselbe märchenschöne 
Welt, die uns A. Altdorfer in einem Holzschnitt * 
nñochaltargruppe in 5st. beorgen bei braunau 
don Martin und Michael zürn (um 1650) 
Aufnahme Otto Kaiser 
wir sehen ihn jetzt in der Münchner Altdorfer⸗Aus⸗ 
stellung — aus dem Jahre 1511 nach einer Donaureise 
geschenkt hat. Welcher Unterschied zum Norden! Dort 
eine bewegte Einzelgruppe, mächtig im Raume auf— 
zetürmt, die Kapelle völlig erfüllend, hintergrundlos 
aus der Ebene ersteigend, unter dem klaren, nüch— 
ternen Himmel des Nordens: ein Drama! Hier eine 
in herzlicher Freude erzählte Geschichte von einem 
goldenen Ritter. Und da liegt schon der Wurm, der 
uunge Herr ist ein wenig erhitzt, seine Bäcklein glühen 
noch vom Kampfeseifer, der Sieg ist gewonnen, er—⸗ 
geben hält der Drache seine Pranken, sein Schweif 
amringelt einen Fuß des Pferdes. Thema wie beim 
Meister des Hausbuches — so, das hätten wir ... 
Aus Humor ist diese Darstellung geboren, mit Humor 
muß sie auch genommen werden. Die herrische Hal— 
tung, der abgrundtiefe Ernst des Dürer-Blattes, der 
beispiellose Einsatz der Kämpen, die im Norden in 
das Getümmel stürzen, fehlt. 
Welch völlig anderer Geist spricht uns aus dem 
hl. Georg der Filialkirche in St. Georgen 
bei Braunau a. J. an, einem Werk der Brüder Martin
	        
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