Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 4 1933 (Nr. 4 / 1933)

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Maria Hermine greudenthaler 
Am 4. Oktober 1910 wurde ich im alten, kleinen 
Städtchen Steyregg geboren. Auch die Volksschule 
besuchte ich dort. Die kleine Landschule! Jetzt ist sie 
eine sechsklassige Volksschule und soweit es ging, ver— 
baut und modernisiert. In den Erinnerungen meiner 
Kinderjahre lebt die alte Schule noch, mit hölzernen, 
ausgetretenen Treppen, den Pausen mit dem Holz— 
schuhgeklapper der vielen Kinderfüße und dem kind— 
lichen Geplauder, dem herbkräftigen Geruch des 
schwarzen, saftigen Bauernbrotes, der zernagten Äpfel— 
reste. Die Stadtschule war Uniform, System dagegen. 
Täglich brachte mich der Zug mit vielen anderen Kin— 
dern nach Linz in die Schule. Es war damals auch 
harte Notzeit — Nachkriegszeit! 
„Floro, ich bitt' dich, sei wieder gut!“ 
„Du, Mali, warum hast mir das tan?“ 
Rot schnüren seine Finger um die Mädchengelenke. 
„Florol““ U— 
„Warum, Dirndl, frage ich?““ 
Sie weint aus Schmerz und Gram und Zorn über 
den zweideutigen Bosheitsakkt 
Daß sie das tun mußte! 
„Behalt' deinen Störischerz und etwan deine an— 
dern Kunden! Madl, aber die Abfuhr vergeß ich dir 
nit!“ . 
„Floro!“ 
Viele Hefte schrieb ich voll, braune, gelbe, blaue. 
Aus den Heften wurden Briefe — Tagebücher, die 
das Leben schrieb. 
Wann ich mein erstes Gedicht, meine erste Skizze, 
schrieb? Frühling wars. Ein Waldrand. Die Erde 
keimte, jedes Hälmchen grünte, der Forst rauschte im 
singenden Frühlingswind. Der Herr gab mit lieb— 
hereiten Schöpferhänden das Leben! Das Quellchen 
zluckste murmelnd ins Tal, das sproßte, grünte, blühte. 
Kinder pflückten Himmelschlüssel, mühsam hielten ihre 
kleinen Fingerlein die kurzen Stenglein der kaum er— 
blühten Blumen. Durch Felder, die schmalen Wiesen— 
tteige schritten Bauern ihren Höfen zu. Palmbuschen 
tteckten sie segnend in die gesegnete Scholle. Ein Bien— 
lein flog aus dem knospenden Strauch und ruhte auf 
meiner Hand. Im linden Sonnenschein glättete es 
behaglich mit den kurzen Füßchen sein goldenglänzend 
Pelzchen. — 
Ich schrieb mein erstes Gedicht und immer noch 
sonnte sich das Bienlein auf meiner schreibenden Hand.— 
Mich lockt nicht die Stadt, der tolle Wirbel der 
zlänzenden, gleißenden Stadt! Unruhe schafft sie mir 
nur. Ruhelos, rastlos irrt meine suchende Seele darin 
herum. Erde, schwere braune Ackererde, Wiesen, 
darauf die schnittreifen Halme sich neigen im Winde, 
der raunende, rauschende Wald und seine Tiere geben 
mir Ruhe, Frieden. Überall da ist der Herr!“ 
Meine ersten Geschichten und Skizzen hatten meist 
eine bewundernswerte, erstaunliche Anhänglichkeit, sie 
zamen größtenteils wieder heim zu mir. Man machte 
mir vielfach den Vorwurf, daß „ich zu viele sterben 
lasse“. Die Anschrift der beigelegten Zettel begann 
regelmäßig: „Leider ...“ Ja, und so ging es weiter, 
ch wußte sie schon auswendig. Einundzwanzig Worte, 
zrei Beistriche und ein Punkt! Meine erste Skizze 
uchte ich aus der Unmenge vollgeschriebener Blätter 
)eraus und sandte sie in unser „Linzer Volksblatt“. 
ind bald darauf erschien sie, sehr gekürzt zwar, doch 
ie war da, gedruckt, schwarz auf weiß. 
Seit damals brachte das „Linzer Volksblatt“ Ge— 
chichten und Skizzen von mir, kurze, lange, lustige und 
raurige, so wie auch das Leben ist. Ich freue mich 
ehr, Mitarbeiterin an unserem katholischen Blatt zu 
ein und danke es ihm immer, daß es mir, wie man 
agt, „auf die Beine half“ ... 
Unser Glaube, die Liebe zur Scholle, das Gute an 
den Menschen gibt meiner Seele Schaffensfreude, 
Schaffenskraft, läßt meine Hände schreiben. 
LoM 
Der rote Mund zuckt in Wehen, krampfhaft um— 
halsen die schlanken Arme. 5 
„Floro, ich wollte dich ja bloß ein bißl tratzen, 
Floro — nit im Ernst! — Schau! Aus Lieb', aus 
ourer Lieb'l Floro“ 
Sie bußt wild seinen Mund. . 
Die Alte roͤchelt heiser — — — 
Floro atmet auf! J 
„Mali, sei froh, daß ich allein bin kommen, und 
tit mit der ganzen Rud. Könntest ansonsten leicht in 
ibles Gerede kommen wegen dem Draht! Haha! So 
eine mißratene Abfuhr, gelt!“ 
Fortsetzung auf Seite 63
	        
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