Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

schmiegt sich an den Heiland wie ein schutzsuchendes 
Schäflein an den guten Hirten. — 
Und wenn er sich dann losreißen muß, dann wirft 
der Besucher einen letzten langen Blick nach dem Kru⸗ 
zifix, das überlebensgroß in dem Schiff der Kirche 
hängt. Wie traurig, wie leidend der Heiland blickt! 
Sieh, ich habe gelitten bis zum Äußersten, Schmer— 
zen der Seele und des Leibes. Folge mir nach!“ 
Und eine wundersame Kraft zieht in das Herz des 
Abschiednehmenden. „Ja, o Herr, kämpfen, ringen, 
leiden, siegen, das sei mein Entschluß! Durch die 
Wirrnisse des Lebens zeig du mir den Weg! Deine 
Stimme schenke mir auch im Lärm des Kampfes und 
im Gewühl der Straße, Herr, bleibe bei mir!“ 
„Friede mit dir!“ so raunt es von dem hohen Bau 
aoch lange dem Besucher nach. 
Eine heilige Halle, die das Weltgeheimnis 
wahrt — so steht das Gotteshaus inmitten der bran⸗ 
denden Weltstadt, tief ins Reich der Stille zurückge— 
Wächter über der Stadt 
Sonne um den Welser Stadtpfarrturm 
zogen, dunkel, geheimnisvoll, von letzten Erkennt— 
aissen durchschauert. 
Türmereich, hell im Sonnenlicht erglänzend, hebt 
ich der Dom über die Bischofstadt empor. Wie von 
einem Juwel blitzen von ihm die Strahlen über die 
R 
'aum. Hoch in die Sphären erhebt sich seiner Spitze 
Anauf, die Wolken durchdringend. „Halleluja!“ so 
raust der Sturm um ihn. „Sanctus, sanctus, sanc- 
us!“ so säuseln die Winde. Wer zu ihm will, steigt 
teile Wege empor und oben angelangt, sieht er 
Ztädte und Dörfer, Fluren und Felder tief unter sich. 
Die zu ihm emporsteigen, sie gehen in Ehrfurcht 
ind in tiefem Glauben. Ernst sind ihre Gesichter, feier— 
lich ist ihr Gang. Ein Glanz liegt auf ihren Mienen, 
sie tragen Festtagsgewänder. Von feierlichem Orgel— 
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