Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 1 1933 (Nr. 1 / 1933)

aufenthalt gewählt wurde und Villenkolonien ent— 
standen, lag es in den Wintermonaten unbesucht und 
fast unbekannt in seiner funkelnden Schneepracht. Nur 
ab und zu stapfte ein Jäger oder ein unentwegter 
Wintertourist mit Schneereifen mühselig seinen Pfad 
empor. 
Es war einmal... 
Jetzt tummeln den ganzen langen Winter hindurch 
zahllose Schiläufer auf den vielen üÜbungswiesen der 
dirchschlager Umgebung herum, auf denen sich wohl 
alle Arten Schiübungen ausführen lassen, von der 
täubenden Schußfahrt angefangen bis zu den schwie⸗ 
rigsten Bewegungskunststücken auf Schiern. Die soge⸗ 
nannten „gesetzten“ Schileute, das sind die bequemen, 
halten ihre Siesta bei sonnigem Wetter im Freien und 
jassen sich von der Spätwintersonne braunbrennen, 
vährend die Niederungen vom schmutziggrauen, bei⸗ 
zendkalten Nebelmeer zugedeckt sind. Nachmittags 
wird entweder auf den sanftgeneigten Südhängen 
Kirchschlags zur Kammerschlager Wiese abgefahren, 
um weiter zur „Gis“ zu wandern, oder auf einem 
Umweg die prächtige und wenig bekannte „Staub— 
gasse“, in der meist Pulverschnee liegt, durchfahren, 
um dann von Eidenberg zum „Holzpoldl“ zu 
ommen. — Es ist jedes Jahr ein großer, fast heiliger 
Augenblick, das erstemal wieder durch einen tiefver— 
scchneiten Wald so ganz einsam zu fahren. Unbeweglich 
scchlafen die Bäume unter ihrer schweren Schneelast 
mid in das große Schweigen klingt nur das leise 
knirschen der Schier. 
Sonnig und heiter, bergbeschirmt, unbeschwert von 
Dunst und Nebel, inmitten einer Fülle von abwechs— 
ungsreicher, echt mühlwviertlerischer landschaftlicher 
Zchönheit liegen die Kammerschlager; Wiesen. 
»ier wird versucht, die hohe Schule des Schilaufes zu 
ahren. Schneidige Springer sausen über die kleine 
Schanze. Es ist nur schade, daß die heimtückisch ge— 
egenen Wasserläufe in der Tiefe, die schon eine ganz 
zeträchtliche Anzahl von abgebrochenen Schispitzen auf 
hr wässeriges Gewissen geladen haben, den Auslauf 
der Springer und Schußfahrer stark verkürzt. 
Was wir vom Pöstlingberg aus bewundernd ge— 
chaut, unser weites, schönes Heimatland liegt auf der 
ßisela-Warte, die wir nach einstündiger Wan— 
derung von Kammerschlag aus erreichen, wieder vor 
ins, aber in noch vielfach erhöhtem Glanz. Wir sehen 
zei klarer Fernsicht den Eisthron des Dachsteins, den 
hochkönig, die Spitzen des Toten Gebirges, den Watz— 
nann (um nur die markantesten Gipfel aufzuzählen) 
ius blauer Ferne hoch aufragen. . — 
Schon bald aber mahnt uns der eisigkalte „böh— 
nische Wind“ weiterzufahren. Rasch tragen uns die 
zchier zur Behausung des „ungekrönten Königs der 
gzis“, der in Sportkreisen kurz und bündig „Hans“ 
gjerufen wird und ein wohlbekanntes Gasthaus führt. 
ind wieder geht die Fahrt weiter über herrliche 
zänge, durch lichtes Buschwerk und vorbei an dunklen 
Väldern, bis die Wanderung schließlich beim Petri— 
ium ihr Ende findet. 
Nur zu bald ist das weiße Paradies des Mühl— 
iertels hinter uns verschwunden, doch seine Gaben 
ragen wir heimwärts in unserer Seele, nehmen sie 
mit in den grauen Alltag. U 
Gustav Hofbauer, Hauptschullehrer. 
Die alten Volkskalender 
Im Mittelalter und noch später, als die meisten 
Leute, besonders die Bauern, die edle Kunst des 
Lesens noch nicht erlernten, waren die „Männ— 
lein-Kalender“ sehr verbreitet. Sie enthielten 
kein einziges geschriebenes oder gedrucktes Wort, son— 
dern verzeichneten den Jahreslauf mit Hilfe gemein— 
verständlicher Bilder und Zeichen. Einen solchen mit— 
telalterlichen Bauernkalender, einen Einblattdruck aus 
dem 15. Jahrhundert, bewahrt die Stiftsbibliothek in 
Admont (Abbildung). Die zwölf Monate sind durch 
die zwölf Reihen versinnbildet, die einzelnen Monats— 
tage durch dreieckige Zacken bezeichnet. Auf die An— 
zabe der beweglichen Feste wurde von Anfang an 
verzichtet und die Rotfärbung der Sonntagszacken 
geschah jeweils vor Anfang des neuen Jahres. 
—AV 
ewiger Kalender, in großen Massen auf einmal ge— 
druckt und sehr billig abgegeben werden. Wer nun 
den jeweiligen Wochentag wußte, konnte dann das 
Monatsdatum ohne Schwierigkeit ablesen oder eigent— 
lich abzählen. 
In jedem Monate sind die fixen Feiertage und die 
Gedenktage der wichtigsten Heiligen durch 
aufgemalte Figuren oder Sinnbilder gekennzeichnet, 
F Bauernkalender aus Stist Admont 
Einblattdruck aus dem 15. Jahrhundert / Bild nebenstehend 
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