DASs 2EISS-PLANETARIVM
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urem,
tiggeftel
Mit der Konstruktion des Planetariums — es stehen
uier in Jena auch in einer Reihe anderer großer Städte
xemplare davon, so unter anderem auch in Wien — hat die
onomische Abteilung des Zeiß⸗Werkes ihre populärste Tat
Ahracht und nebstbei auch ein gewaltiges Stück Volksbil—
ingsarbeit geleistet.
Der Gedanke, die Bewegung der Gestirne am Himmel
zurch eine mechanische Vorrichtung nachgebildet sichtbar zu
nachen, ist an sich nicht ganz neu. Schon zu Zeiten, „wo sich
och die Fonne um die Erde drehte“, will sagen, als noch das
reozentrische Planetensystem herrschende Anschauung war, be⸗
egnen wir in mancher alten Kunstuhr Darstellungen sich be—
vegender Gestirne, namentlich der Darstellung der wechseln—
en Mondesviertel.
Mit der Vertiefung der Erkenntnis des Laufes der Ge—
jrne wurde auch das Bedürfnis nach deren Amschaulich⸗
zachung reger, zugleich aber erkannte man die Größe der
xhwierigkeiten, die Bewegungen des Himmels befriedigend
achzubilden. Eben durch diese Schwierigkeiten gelang die Her—
eellung eines mechanischen Sternhimmels, eines Planeta—
ums niemals vollkommen. Selbst noch in den letzten Jah—
en vor dem Kriege, als das Deutsche Museum in München
n das deiß⸗-Werk das Verlangen stellte, die Bewegung der
hestirne mechanisch nachzubilden, war man über die Lösbar—
eit der Aufgabe einigermaßen ratlos. Man plante zuerst,
anerhalb einer hohlen Halbkugel die Fixsterne durch kleine
lühlämpchen darzustellen, die ganze Hohlkugel sollte sich
rehen und so die (scheinbare) Bewegung der Firxsterne im
ahreslauf dem Beschauer anschaulich machen. Sonne, Mond
nd Planeten sollten dann an besonderen Geleisen über
iesen künstlichen Himmel geführt werden.
Nach dem Kriege wurde eine andere Lösung gefunden, die
den Schwierigkeiten auf geniale Weise Herr wurde. Die
zimmelstugel ist unbeweglich und leer, umschließt einen
aum, in dem Hunderte von Zusehern die Vorführung be⸗
rachten können, die Gestirne aber werden mittels eines groß⸗
rtig erdachten Projektionsapparates an die Himmelsfläche
xzaubert. Nicht nur unser nördliches, sondern auch der
zternhimmel der südlichen Erdhälfte kann vorgeführt werden,
enn es sind, um 180 Grad ichwenkbar, zwei Apparaturen
orhanden. J
Der obere Teil jeder Apparathälfte ist der Fixsternkörper,
r wirft den gesamten gestirnten Fixsternhimmel in einem
auf die Hohlkugelfläche. Ourch ein Laufwerk wird das gesamte
Zimmelsbild entsprechend seiner (scheinbaren) Jahresbewe⸗
jung die Kugelfläche entlang geführt. Der untere Teil jeder
ßzildwerferhälfte projiziert dann die Wandelsterne, die Pla—
ieten in diesen Sternenhimmel hinein, so wie sie sich im
daufe der Jahre dem menschlichen Auge zeigen. Des weiteren
teht dem vortragenden Astronomen am Pult noch eine Zei—
gerlampe zur Verfügung, mittels der er einen hellen Pfeil
iuf die in Rede stehende Himmelsgegend werfen kann. —
Es wäre natürlich nicht angängig und hieße die Geduld
der Beschauer auf eine zu harte Probe stellen, wenn der ganze
Korgang in natürlichem Heitmaße sich abspielen würde, er—
gjeben sich doch die gleichen Konstellationen selbst für die Pla—
ieten, oft ein ganzes Menschenalter nicht ein zweites Mal.
Aber, dafür ist gesorgt und der Vortragende am Pult kann
ich einbilden, ein wenig den lieben Gott zu spielen, dem
Tausend Jahre wie ein Tag sind“. Ein Hebeldruck, und die
zestirne beginnen zu vasen, in einigen Minuten hat die
zonne den ganzen Tierkreis durchlaufen, ein Jahr ist um!
Noch einmal einen Beschleuniger, und die Planeten reisen
on einem Sternenbild in das andere, so, wie sie in Wahr⸗
Jeit erst in zwanzig, im fünfzig. Jahren den Erdenmenschen
ich darstellen werden.
Ein anderer Hebeldruck und der nördliche Himmel ver—
inkt qm Horizont, das Kreuz des Südens taucht auf, wir
tehen auf der südlichen Hemisphäre, wo der Mond A agt,
venn er zunimmt und 8 wenn er im letzten Wiertel ist, wo
IAstten rechts und Westen links ist, wenn wir zur Mittags—
onne blicken
Wie einfach ist dies alles gesagt und auch betrachtet, ver—
ieft man sich aber in Gedanken nur ein wenig in die Kon—
truktion dieses Bildwerfers, namentlich am Planetenteil, so
vird man schwindelig, vor so viel Komplikation und Berech⸗
uung, aber auch vor so viel genauer Mechaniker- und Mon⸗
euraͤrbeit. So ist auch hier, wie beim kleinsten Mikrosckop
neben der Gedankenarbeit der Erfind ergehirne auch die Werk—
üchtigkeit des letzten Arbeiters teilhabend am Verdienste
eines gelungenen Werkes. W.
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Inneres eines Planetariums
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Projektionsapparat
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