Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 14 1931 (Nr. 14 / 1931)

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senschen warnen sollte, vor diesem Menschen, der sich Pepe 
ndt genannt? 
Unsfinn! Schade um jedes Wort. Aus dem Kerl hatte 
nmder Mut des Schnapses gesprochen, nichts weiter. So 
eu war ungefährlich, so ein Schwätzer, der in Schnaps— 
mung Rachegedanken aufbauschte. 
Noch immer glaubte Renate, der Mörder ihres Vaters 
dielleicht derselbe, den sie in jener furchtbaren Nacht im 
zohnzimmer bei dem bewußtlosen Vater gefunden. 
Eines Tages aber entdeckte Hedwig Sanders ganz zu— 
llig in einer älteren Nummer einer Gerichtszeitung ein 
iid des Mörders. Sie zeigte es Renate, fragte, ob sie 
uhe, diesen Menschen schon einmal irgendwo gesehen 
ahaben. 
Renate schüttelte lebhaft das Köpfcheen. 
„Also ist es nicht der Mann, der deinen Vater damals 
entsetzlich würgte?“ fragte Hedwig Sanders. „Dieser 
dann hier ist mämlich der Mörder deines Vaters. “ 
Renate betrachtete abermals das Bild, das ziemlich 
sarf und deutlich war. Ihre Hände öffneten und schlossen 
ch in der nervösen Erregung, die das Kind empfand, als 
zim Bilde den Menschen vor sich sah, der ihren Vater 
tete. I 
Sie hatte den Vater nicht mit jener tiefen, anhänglichen 
andesliebe geliebt, wie es die Natur will, weil er kein 
uter Vater gewesen. Er hatte sich gar so wenig um das 
leine Wesen gekümmert, das matt und liebelos neben ihm 
ufwuchs wie ein Elendspflänzchen, dem Regen und Sonnen— 
hein fehlten. Doch das natürliche Zusammengehörigkeits— 
efühl, das Sache des gemeinsamen Blutes ist, regte sich, 
re. Tränen fielen auf das Bild nieder. 
Hhedwig Sanders begrtiff, was in dem Kinde vorging. 
zie ließ Renate sich ausweinen. Nachdem sie ein wenig 
ühiger geworden, fragte sie: „Ist es also wirklich nicht 
erselbe Mann?“ J 
Renate verneinte mit Bestimmtheit. 
„Der Mann, der den Vater würgte und mich anlog, er 
olle den Arzt holen, sah ganz anders aus. Dieser hier hat 
hrelockiges Haar, und die Stirn ist hoch, der andere trug 
inen Scheitel, und sein Haar war glatt. Der hier — sie 
* das Bild — sieht ihm auch nicht ein bißchen 
nlich.“ 
Und von jetzt an, da Renate wußte, daß der Mensch, 
er ihren Vater und dann sich selbst erschossen, nicht derselbe 
jar, der die Silberbörse mitgenommen, in der sich das 
Nedaillonbild ihres Mütterchens befand, keimte in ihr die 
vffnung auf, das Bildchen vielleicht eines Tages doch noch 
iederzuerhalten. Dieser Wunsch, diese Hoffnung grub sich 
st in ihr Herz. Romantische Pläne spann sie aus, auf 
elche Weise sie das Bildchen wiederbekommen könnte, wenn 
e erst älter sein würde. Und oft betete sie, der liebe Gott 
nige ein Wunder geschehen lassen, und ihr zu dem Me— 
nillonbild der geliebten Mutter verhelfen 
Heinz Hausmanns Gedanken streiften oft in der Ver— 
mgenheit, und das Leben erschien ihm dann eine gar 
bwere Bürdeee 
Keine Ahnung, keine innere Stimme sagte ihm, daß 
ja gar nicht zum Mörder an Franz Wittenborn geworden 
ar daß Wochen nach ihm ein anderer in- äußerster Ver— 
weiflung den Falschspieler tötete. Daß niemand in Deutsch— 
nd ihn beargwöhnte, niemand ihn von dort aus suchte. 
Inmmer ungeduldiger wartete er auf Nachrichten von 
erena und lernte inzwischen jeden Tag ein paar Brocken 
vanisch. Pablo Lopez holte als Unterrichtsgrundlage an 
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ind unschöne Hautfarbe verwendet man am besten die schneeig-weiße, fettfreie 
Preme Leoudor, welche den Händen und dem Gesicht jene matte Weiße 
»rrleih, die der vornehmen Dame erwünscht ist. Ein besonderer Vorteil 
iegt auch darin, daß diese unsichtbare matte Creme wundervoll kühlend 
»ei Juckreiz der Haut wirkt und gleichzeitig eine vorzügliche Unterlage 
ür Puder ist. Der nachhaltige Duft dieser Creme gleicht einem taufrisch 
jep'rückten Frühlingsstrauß von Veilchen, Maiglöckchen und Flieder, ohne 
enen berüchtigen Moschusgeruch, den die vornehme Welt berabscheut. — 
breis der Tube 8. 1.- und S. 1.60, die dazugehörige Leodor-Seife 
Ztück 83. — 90 In allen Chlorodont-Verkaufsstellen zu haben. 
Ztelle eines Lehrbuches die Zeitungen herbei, auf die er 
ibonniert war, den „Diario del Plata“ oder „La Mannana“. 
Mancher Sprachlehrer würde sich köstlich bei diesem 
Unterricht amüsiert haben, aber Lehrer und Schüler nahmen 
»s ernst, und so blieb allerlei Sprachliches in Heinz Haus— 
nann haften. Er lernte dabei zugleich manches, was ihm 
inen Schimmer von dem vermittelte, was mit einer Estanzia 
usammenhing. Pablo Lopez machte ihn auf Namen von 
xstanzias aufmerksam. Da gab es die Estanzia „Los cerros 
»e San Juan“, eine andere nannte sich „El ombu“. Und 
ann las er eine Annonce, nach der auf der Estanzia Alma 
»rava Durhams abgegeben werden sollten. Das sei eine 
estimmte Stierart, wie zum Beispiel die Hereford eine an— 
ere wäre. . Auf diese Weise gewann Heinz Hausmann seine 
ersten Kenntnisse des Spanischen, das hier Landessprache war. 
Die Unruhe, in die ihn das lange Schweigen Verenas 
jersetzte, ließ ihn nicht dazu kommen, sich Montevideo ordent— 
ich anzuschauen, wo doch so viele Deutsche wohnen und wo 
Z eine deutsche Schule gibt. Diese schöne Stadt, die Ende des 
ichtzehnten Jahrhunderts nur eine Bevölkerung von vier 
ausend Menschen gehabt, zählt heute gut eine halbe Million. 
Pablo Lopez schalt ihn gutmütig — 
Menschenskind, ick bin ja een netter Kerl, ick bin mir 
»och vollkommen darüber klar, aber Sie sollten doch een 
ißken weniger anhänglich sind un sich mal uff die Jebrüder 
zeenekens machen un vordentlich rumstromern, det Sie wat 
yon unsere schöne Stadt zu sehen kriejen. Jehen Sie doch 
enmal uff Eroberungen aus. Amüsieren Sie sich een bißken 
iff Vorrat. Wenn Sie erst uff die Estanzia sind, denn is 
et Essig damit. “ —IVVV 
Heinz Hausmann mußte lachen und ging wieder einmal 
ius, um Umschau zu halten in der großen, ihm in allem 
o wesensfremden Stadt. 
Er hatte gelacht zu der Rede, die ihm sein Pensionswirt 
jehalten, aber ihm war gar nicht zum Lachen zumute. Im 
hegenteil, das Herz lag ihm mit Steinesschwere in der 
Brust, weil er noch nichts von Verena gehört. — 
Er wanderte unlustig durch die belebten Straßen. Wo 
r sich befand, war ihm gleich; er hegte für nichts mehr 
Interesse, er war ganz erfüllt von einer rasenden Ungeduld, 
twas von Verena zu erfahren. Nun konnte sie ihn doch nicht 
nehr lange warten lasseeen... — 
Er sah vor sich einen plumpen, stämnmigen Mann gehen 
in eigentümlich steifer Haltung, der eben die Straße über— 
jueren wollte und sich nicht darum kümmerte, daß ein 
Straßenbahnwagen in voller Fahrt daherkam und schon zu 
nahe war, um noch bremsen zu können. Schon stolperte der 
Mann, da befand sich Heinz Hausmann mit einem Satz schon 
bei ihm und riß ihn mit fast übermenschlicher Kraft zurück. 
Beide, der Retter und der Gerettete, stürzten von der An— 
trengung auf dem Bürgersteig zu Boden. Im Nu waren 
die beiden von einem Passantenkreis umgeben. — 
Fortsetzung folgt 
igentümer, Herausgebber und Verleger: der kath. Preßwerein der 
Diögzese Limz. Vewantworttlicher Redakteur: Dw. Franzz. Pfefffew. — 
ODrucker: Abad. Buchdruckerei des kathh. Preßvereines (verantwort⸗ 
sicher Lesiter: Framg Stämdl). Sämtshiche äimn Dimz, Landstraße 41. 
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