Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 4 1931 (Nr. 4 / 1931)

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MIT SECHS AUFNAHMEN Aus DEM LINZER SCHLAG 
SCHEIDLER VONMR. STENZEL 
Schon vor fünf Jahrtausenden mag der Mensch die noch 
heute wildlebende Felsentaube gezähmt und sich dann mit der 
Züchtung der Haustaube befaßt haben. Durch die vorgeschrit— 
tenen Lebensbedingungen und durch methodische Zuchtwohl 
billdeten sich im Laufe der Jahrhunderte all die zahlreichen 
Form- und Farbentauben, wie die Kropf-, Pfau-, Perücken-— 
daulben, Mövchen, Tümmler-, Carrier-, Malteser- und Trom— 
mebtaulben. Die Zahl der wildlebenden Taubenarten beträgt 
170, die der zahmen 124. Aus Kreuzungen der orientalischen 
Warzentauben, dem Carrier-Mövchen und Tümmler sowie 
Feldtaube ist die heute übber die ganze Erde verbreitete 
Brüef kaube hervorgegangen. 
Die Verwendung der Brieftaube als Botin von Briefen 
und Depeschen reicht viele Jahrhunderte zurück. Die älleste 
der Brieftauben ist wohl die des Noah, die mit einem Olblatt 
im Schnabel als Friedensbotin zur Arche des Patriarchen 
heimkehrte und den geängsteten Menschen das Ende des 
urchlbaren Strafgerichtes verkünddete. 
Frühzeitig fannden die Brieftauben bei den Griechen Ver— 
wendung. Sie benützten sie, wenn sie in festlichen Zeiten an 
heiligen Orten zusammenkamen, um Wetlkämpfe zu veran— 
talten. Jede Partei nahm Tauben mit in den Girkus. Diese 
ieß man nach Beendigung des Kampfes sogleich auffliegen, 
amir sie die Siegesnachricht den zu Hause harrenden Freun— 
den soo rasch wie möglich überbrachten.— 
Auch bei den Römern begegnen wir dem Gebrauch der 
Taube als Briefbotin schon sehr früh. Plinius erzählt uns, 
daß die Benützung der Tauben bis ins hohe Altertum hin— 
aufreichte. Als Brutus im Jahre 44 v. Chr. von Antonkus 
n Mutina, dem heutigen Modena, belagert wurde, sandte er 
n das Lager der Konsuln Tauben, denen Briefe an den 
Beinen befestigt waren. Was nützte den Antonius der Wald, 
die Wache vor dem Lager und selbst die im Flusse gezogenen 
Netze, da der Briefbote durch die Luft ging? — 
Eine prächtige Brieftaube aus dem Sch lag 
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Die Brieftauben beim Abendtrunk .. 
Auch die Kreuzfahrer hätten wahr— 
scheinlich Jerusalem nie eingenommen, 
wenn ihnen nicht eine Brieftaube in die 
dände gefallen wäre mit der Botschaft, 
daß der König von Persien den Belager— 
ten zau Hilfe heranziehe und so zum An— 
porn geworden wäre, noch eine gewaltige, 
etzte Anstrengung zur Einnahme der 
5tadt zu machen. 
Tauben meldeten den Bewohnern 
Nordägyptens die bei den Katarakten des 
Nils eintretende Hochflut. 
ESabellicus erwähnt, daß, als Stole— 
meis von den Franzosen und Venetianern 
belagert /gewesen, der Sultan eine Taube 
mit der Botschaft in die belagerte Stadt 
geschickt habe, darin er wersprochen, inner⸗ 
hahb drei Tagen mit Hilfsyölkern zu kom— 
men und die Stadt zu entsetzen. Die Ve— 
retianer aber sahen die Taube mit dem 
anhängenden Zethel flliegen und merkten 
diesse List, weshalb sie in dem Lager ein 
großes Geräusch und Geschrei wverursachten, 
so daß die Taube in der Luft hievon so 
erschreckt wurde, daß sie herunterfiel. Hier— 
auff nahmen ihr die Venetianer den Zettel
	        
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