Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 44 1929 (Nr. 44 / 1929)

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Bilder vom Leunawerk bei Mersehurg. 
Um 1840 hat der grobe deutsche Chemiker 
Justus v. Liebig den Nachweis erbracht, daß die 
zur Ernährung der Pflanzen nötigen Stoffe, die 
man bis dahin dem Boden in Form von menschlichen 
und tierischen Abfallstoffen geben zu Können meinte, 
eigentlich dem Mineralreich entstammen. Mit dieser 
Erkenntnis begann die Erzeugung der künstlichen 
Düngemittel, mit deren Hilfe sich der Ertrag des 
Bodens bedeutend steigern läßt. Als Nährstoffe für 
die Pflanzen Kommen neben Kalk hauptsächlich 
Kali, Phosphorsaure und Stickstoff in Betracht. Kali 
agert in ungeheuren Mengen in der Erde. Phosphor gewinnt 
man seit langem aus Knochenmehl, aus phöosphorhältigen 
Gesteinen, endlich auch aus der Hochofen-, bezw. Stahlofen- 
schlacke, sofern phosphorsäurehältige Erze verhüttet werden 
(IThomasmehl). Beim Stickstoff, dem teuersten und notwendigsten 
Mineraldünger, war man vor wenigen Jahrzehnten auf den in Süd— 
amerika lagernden Chilesalpeter und Guano angewiesen. Später 
cam noch das schwefelsaure Ammoniak dazu, ein Abfallsprodukt 
der Kokereien und Gaswerke. Da letzteres ein Nebenerzeugnis ist, 
cann seine Gewinnung mit dem steigenden Bedarf nicht Schritt 
halten. Als dann in den Kriegsjahren die Sprengstofferzeugung 
ungeheuré Mengen von Nitraten (Stickstoffyerbindungen) er— 
forderte, zugleich aber die Einfuhr des überseeischen Salpeters 
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Luft, die schon vor dem Kriege angebahnt war, erhöhtes Augen- 
merk zu schenken.— 
Vier Fünftel der uns umgebenden Atmosphäre bestehen aus 
Stickstoff. Dieses für die Pflanzen lebenswichtige Element ist aber 
ein Gas, und muß zur praktischen Verwendung in geeignete Ver- 
indungen gebracht werden, dabei ist es Erfordernis, daß die 
Sindungen, wenigstens indirekt, im Boden für die Pflanze wieder 
öslich gemacht werden können, damit sie nicht ungelöst im Boden 
bleiben. 
In Deutschland wurde schon im Jahre 1913 in Oppau das 
erste grobe Stickstoffwerk erbaut, das heute jährlich 100. 000 Ton- 
aen gebundenen Stickstoff liefert. Im Jahre 1917 erbaute dann 
lie Badische Anilin- und Sodafabrik das gewaltige Stickstoffwerk 
n Leuna bei Merseburg, das heute eine Jahreserzeugung von 
00. 000 Tonnen aufweist. Beide Werke zusammen liefern, in markt— 
màbigen Kalksalpeter umgerechnet. jede Sekunde 95 kg Dünge— 
al 
Chemisch-technisch ist der Arbeitsgang beim Haber-Bosch- 
Verfahren, das in den deutschen Sticksstoffwerken zur Anwendung 
commt, etwa der: Ingroben Gaserzeugern wird aus glühendem 
Coks zunachst teils wasserstoffreiches Wassergas, teils stickstoff- 
eiches Generatorgas hergestellt. Die Gase, die cinen umfangreichen 
Seinigungsvorgang mitmachen müssen, werden in Gasbehältern 
zesamméèlt. Die Scheidung der Gase in ihre chemischen Bestandteéile 
ist der ei— 
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Verfahrens; 
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