Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 34 1925 (Nr. 34 / 1925)

an ihm begangenen Unrecht, das Stifter durch „die gründlichste 
Abhandlung" ans seiner „schönsten Feder" wieder gut machen 
solle. Dieser hatte übrigens Stelzhamers Gedichte schon in: 
Juli 1841 in der „Allg. Theaterzeitung" in wohlwollendster 
wesen, denen er seine ganze geistige Existenz recht eigentlich 
verdanke. 
Aus kargen Anfängen haben sich beide Dichter zur Höhe 
der Meisterschaft durchgerungen, sind zu ragenden Säulen 
snnseres Schrifttums geworden. Mögen wir uns ihrer nicht 
bloß gelegentlich erinnern, sondern immerdar aus ihren Werken 
jene sittliche Kraft schöpfen, mit der sie in so reichem Maße be 
gnadet waren und die wir in den Unbilden der Zeit so dringend 
nötig haben! Denn Stelzhamer zu lesen bedeutet nach dem 
Worte Johann Willibald Nagls für jeden Deutschen des Donau 
landes eine nationale Wiedergeburt. 
Adalbert Stifter. 
Weise besprochen. 1885 erschien auch bei Cotta ein Gedicht 
band, der neben Stelzhamers bereits 1851 bei Mayer in Wien 
erschienenen ,,D' Ahnt" auch einen Teil des „Liebesgürtels" 
enthielt, welcher vollständig erst 1876 nach des Dichters Tode 
von Heckenast zur Ausgabe gelangte. 
Außer jenem erwähnten 
Schreiben ist nur noch ein Brief 
Stelzhamers an Stifter vom 
21. Juni 1867 erhalten, worin 
er ihm von Linz aus nach Kirch 
schlag berichtet, daß er wegen 
einer notwendigen Fahrt nach 
Salzburg nicht dorthin kommen 
könne, ihn aber nach seiner Rück 
kehr ehestens in seiner „göttlichen 
Höhe" besuchen werde. In beiden 
Briefen spricht er ihn mit „lieber 
Stifter" und dem brüderlichen 
„Du" als „alter Freund" am 
auch hat Anton Mattosch noch 
die beiden in den Straßen von 
Linz in angeregtem Gespräch 
wandeln gesehen — .woraus sich 
unzweifelhaft ergibt, daß die 
beiden Dichter bis zum Ende 
in freundschaftlichstem Verkehre 
gestanden. 
Stifter starb schon am 
28. Jänner 1868, Stelzhamer, 
der um fünf Jahre älter war, 
am 14. Juli 1874. 
Die deutsche Dichtung ist nach Goethe nur noch mit zwei 
vollendeten Epen beschenkt worden: Stifters „Witiko" und 
Stelzhamers: ,,D' Ahnt", so urteilte kürzlich Hermann Bahr 
und früher schon bekannte er, daß es nach den Alten und neben 
Shakespeare und Goethe Stifter und Stelzhamer ge- 
Das Tote Meer. 
Von Dr. Paul Wilhelm von Keppler. 
Das Tote Meer! Der Name paßt. Diese Wasserfläche hat 
zwar einen für den Sonnenglanz empfänglichen, ihn wider 
strahlenden Spiegel, aber im übrigen ist sie tot; es fehlt ihr 
Wellenschlag und Bewegung. Die heißen Winde aus der 
Araba, welche die Luft in Wallung bringen — diese schwere, 
tote Masse umschmeicheln sie umsonst; sie laden vergeblich die 
Wellen zum Tanze. Kaum der Sturm vermag sie zu wecken 
und in Musik zustehen. Die munteren Jordanwellen, die vom 
Gebirge herabgesprungen kommen, sie sind nicht imstande, 
die Wasser zu beleben, sie verlieren selbst das Leben in dem 
Moment, wo sie sich mit ihnen berühren. Kähne' und Flöße, 
die man dem Meere auflud, machen kaum einen Eindruck auf 
die metallene Fläche, lassen keine Furche hinter sich. Unheimlich 
sind sie, diese Wasser. Sie spielen nicht am Ufer mit dem 
Sande; sie plaudern nicht mit den Menschen. Nein, dies Meer 
ist nicht des Menschen Freund. Wenn du es nicht glaubst, 
koste von seinein Wasser: ein ekliger, bittersalziger Gifttrank, 
gegen den das Wasser des Ozeans süß und wohlschmeckend ist. 
Eine Giftmischerin ist sie, diese See. Es macht ihr Freude, 
Adalbert Stifters Geburtshaus in Oberplan. 
die ärmen Fische zu töten, die munter den Jordan herab 
geschwommen kommen. Kein vegetabilisches und kein ani 
malisches Leben birgt ihr Todesschoß. Und wenn es auch nicht 
wahr ist, daß kein Vogel darüber fliegen kann, ohne das Leben 
einzubüßen, so ist es doch wahr, daß man nicht selten tote Vögel 
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