Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 24 1925 (Nr. 24 / 1925)

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Leitung ist es möglich geworden, daß sie heute sich den 
besten Wasserheilanstalten der Gegenwart ebenbürtig an die 
Seite stellen kann. 
Der derzeitige Besitzer hat dafür Sorge getragen, daß 
die Kurmittel auch dem derzeitigen Stande der Wissenschaft 
voll und ganz entsprechen und vorhanden sind und zu jeder 
Art moderner Therapie^ geeignet bleiben. Eine besondere 
Wohltat bilden die Bäder im Freien, die es auch gestatten, 
alle Hydro-therapeutischen Prozeduren an schönen, warmen 
Tagen in: Freien vorzunehmen. 
Sehr viele Spaziergänge in die Umgebung des Ortes 
zeigen dem Kurgaste täglich neue Reize und Abwechslungen. 
Müllacken. 
Wenn man ans der lvilden Romantik des Pesenbach- 
tales, seinen pittoresken Felsenformen und rauschenden 
Schluchten und aus dem freundlich-frischen Grün seiner wal 
digen Höhen hinaustritt in die Ebene, genießt man, bevor 
sich der Blick in die weiten Auen des Donaubeckens weitet, 
ein wunderliebliches Idyll. Bevor der Pesenbach die Ebene 
gewinnt, riegelt ein Kegel das Tal ab. Auf seiner Höhe trägt 
er die Ruinen der alten Burg Ober Wallsee. An seinen Fuß 
schmiegt sich das Bad Müllacken. Aus der Wildnis der 
Pesenbach - Schluchten 
kommend, wandelt man 
mit einem Male auf 
schön gepflegten Wegen 
mit Ruhebänken und 
schönen Anlagen, im 
Kurpark von Müllacken. 
Kirche und Kurhaus 
beherrschenden Ort, der 
auf eine lange Ver 
gangenheit zurückblickt. 
Denn das Bad in 
Müllacken ist ein ur 
altes Heilbad. Ueber 
seine Entstehung be 
richtet die Sage: Im 
Jahre 1300, als Ritter 
Hans von Schanmburg 
in die Gefangenschaft 
der Sarazenen kam, 
rettete sich sein Knappe 
Bruno und zog, mit 
Wunden bedeckt und mit 
einem Aussatz behaftet, 
nach Oesterreich. Im Traums ward er von der heiligen Jung 
frau auf die Quelle im Pesenbache, die ans einem Felsen em 
porquillt, aufmerksam gemacht. Bruno folgtediesemTraumbilde, 
fand die Felsenquelle, badete und wurde geheilt. SeitdieserZeit 
wallfahrteten Kranke und Sieche zu Brunos Quelle. — Als 
Eberhard III. 1364 die Burg Oberwallsee erbaute, wird die 
Quelle urkundlich erwähnt. Späterhin war dann die Quelle 
ein gern gesuchtes Bad. 1772 erschien von einem Anonymus 
eine köstliche Schrift-über Mühllaken: „Fontigraphia oder 
Brunnen-Beschreibung deß uralten Wild- und Heyl- 
bades zu Müllaken bei Obern Walsee unweit deß 
Marckts Aschau im Ertz-Hertzogthum Oesterreich ob 
der Ennß ligend", das in Linz bei Kaspar Leidenmayr 
gedruckt wurde. Diese Fontigraphia sollte den Badegästen zur 
Information dienen und ihnen richtigen Badegebrauch er 
möglichen. Im ersten Kapitel „Von des Müllakker Wild- und 
Heylbaads Situ, Refier und Gelegenheiten" heißt es, daß das 
Unterkommen schon bisher sehr bequem war, daß es aber durch 
den gegenwärtigen Besitzer Herrn Peisser v. Werttenau auf 
Mihldorff und Müllakken, kais. Rat, noch weit „gelegentlicher 
zugerichtet" worden sei, daß sowohl der gemeine Mann als 
auch der Adel wohl „accomodieret" werden kann. „Es be 
finden sich auch allda zwey gut- und sehr accomodirliche Würths- 
Müllacken. 
Häuser / allwo man die Einkehr nehmen / Zimmer / Beth / 
und zugleich Speis und Tranck um einen gar billigen Preys 
haben kann." Wie der kaiserliche Apotheker de Bette schon 
1667 in einem Tractätl dargetan hatte, enthielt die Mül- 
lackener Quelle Vitriol, Schwefel, Stahl mit etwas wenigem 
„Nither-Saltz", „dahero es vast zu all sowohl in- als äußer 
lichen Zuständen dienstlich zu seyn die vilfältige Experientz von 
undenkbaren Zeiten hero erwiesen hat". 
Wer das Bad benützen wollte, dem rät der Verfasser an, 
zuvor seinen Arzt zu fragen und dann seinen Leib zu prä 
parieren. Ferner „muß 
man sich auch bestens 
befleißen, ein gutes 
Gewissen und von allen 
Verdrüßlichkeiten ent- 
übrigtes Gemüth zu 
wege zu bringen und 
Gott um seinen mild 
reichen Segen anzu- 
ruffen, daß die bevor 
stehende Baad-Cur zur 
Seel und des Leibes 
Wohlfahrt anschlagen 
möge". Ein frommer 
und hochgelehrter Abt 
hatte für diesen Zweck 
ein eigenes Gebet ver 
faßt und drucken lassen. 
Im VI. Kapitel: „Was 
täglich vor Eingang ins 
Bad observiert werden 
solle", gibt der Verfasser 
genaue Maßregeln, wiq 
sich die Patienten auf 
das Bad vorbereiten sollen: Man mußte für regel 
mäßigen Stuhlgang sorgen und außerdem die Brust vor 
dem Bade durch „Außreyspern" reinigen. Ferner sollte 
man bis zu sechs Schalen gesottenes Müllackener Bade 
wasser trinken, „zur Dnnnmachung der zähen Schleimig 
keiten". Man konnte dies auch mit einem „Thee" ver 
mischt trinken. Wem dies nicht anstand, der mochte vor 
dem Bade auch eine „krüfftige Hüner- oder Khümsnppen 
mit etwas Muscat-Blüte wegen der Magen-Wind und dessen 
Blödigkeit so warm als möglich außtrinken". Den Vorgang 
beim Baden selber beschreibt der Verfasser in Kapitel VII: 
„Die Baad-Wanne, darin man sitzet, solle nicht offen, sondern 
mit Brettern und Decken bedeckt seyn, außer daß zu denen 
Füßen etwas Platz und Lufft gelassen werde, damit der Dampfs 
alldorten seinen Außgang habe und das Haubt nicht molestire." 
Ferner „solle man auch unter dem Baaden nicht schlaffen, 
sondern selbiges mit einem erlnstigenden Gespräch vertrusten, 
man solle auch, weil man baadet, nichts essen außer es er 
forderet die Blödigkeit des Magens". Wer aber Durst hatte, 
der sollte das warme Badwasser nach Genügen trinken. 
Der Schreiber gibt noch manch andere köstliche Ratschläge, 
welche damals zu dem Rüstzeug des Bäderbetriebes gehörten. 
Er schreibt die Diät, die Spaziergänge usw. vor. Bei Nacht
	        
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