Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 4 1918 (Nr. 4 1918)

Sonntag, 27. Jänner 
Fähnrich Czuszak lauert miti seinem Zuge und 
einem Maschinengewehr am Trichterrand. Links schließt 
sich Fähnrich Kaspar mit einem Zug an; bei ihm ist 
Leutnant Rakaseder mit dem zweiten Maschinen¬ 
gewehr. v Leutnant Pytel liegt mit seinem Zuge in 
Reserve. Um 4 Uhr nachmittags wird die Verschiebung 
starker feindlicher Kräfte gegen den Trichter gemeldet. 
Hauptmann Vasku und Leutnant Rieder gehen zum 
Fähnrich Kaspar, den sie in emsiger Unterhandlung mit 
zwei Italienern finden. Da springt ein italienischer 
Offizier auf die Sandsackmauer. Theatralisch^ mit weit¬ 
ausholender Gebärde legt der Offizier Pistole und,Leib - 
riemen ab, er erklärt, sich ergeben zu wollen. Haupt- 
mann Vasku befiehlt: „Gedeckt im Anschlag bleiben, 
Finger am Züngel!" Der feindliche Offizier kommt mit 
den beiden Leuten in die Stellung; der Kaiserschützen, 
von der sie sofort abgeführt werden. In diesem Augen¬ 
blicke, in dem die Italiener den Verteidiger vertrauens¬ 
selig gemacht wähnen, werfen sie ihre Mauer'um, gegen 
Straßenseite in Kairo. 
80 Feinde stürmen mit gefälltem Bajonett durch den 
Trichter. Doch die Flankenschwärme lassen Handgranaten 
auf Handgranaten in den Trichter sausen. Kaiserschütze 
Gärtner tut sich vor allen, anderem hervor. Der Vor¬ 
meister am Trichterrande verschießt eine Gurte. Bald 
liegen die ehemaligen Bundesbrüder wieder hinter ihren 
Säcken. Nun versuchen ste's aufs neue mit dem Betteln: 
„Nix schießen!" Sie legen die Gewehre hin und deuten 
an, daß sie sich ergeben möchten. Hauptmann Vasku 
befiehlt ihnen, paarweise und ohne Waffen herüber¬ 
zukommen. _ 
Nun fliegen drüben ein paar Sandsäcke auseinander, 
ein Maschinengewehr wird vorgeschoben —- und schon 
kommt die Ladung. „Konzentriertes Handgranatenfeuer!" 
ist die Antwort des Kaiserschützen-Hauptmannes. Er 
selbst ist auch kein schlechter Werfer; diesmal zählt er 
sogar bis 25, ehe er die Granate schleudert. Sie krepiert 
dicht am feindlichen Maschinengewehr, es ist außer Ge¬ 
fecht gesetzt. Dafür beginnt nun ein entfernteres geg¬ 
nerisches Maschinengewehr gegen den eigenen linken Flügel 
zu wirken. Die Lage wird kritisch. Wenn man nur den 
Geqner knapp vor sich weg brächte, so könnte man doch 
rechtzeitig sehen, was sich hinter dem jenseitigen unglück¬ 
seligen Trichterrande an Unheil zusammenzog. 
Hauptmann Vasku denkt: „Ich muß den ganzen 
Trichter haben." Dann erteilt er seine Befehle. 
Die Sturmpatrouillen werden ausgeschieden; Fähn¬ 
rich Kaspar darf sie über seine Bitte führen. Die Flügel¬ 
schwärme entwickeln wieder ihre verblüffende Fertigkeit 
im Handgranatenwerfen. Kaum hat dieser Kampf an¬ 
gehoben, Kürzt Fähnrich Kaspar mit den Sturmpatro¬ 
uillen vor, er dringt in die italienische Stellung. Leut¬ 
nant Pytel ffpringt mit seinem Zuge nach, Fähnrich 
Czuszak will auch dabei sein und wirft sich mit einigen 
seiner Leute in den Nahkampf. In wütendem Hand¬ 
gemenge entlädt sich der Zorn, bewährt sich der Helden¬ 
mut der Kaiserschützen. Zugsführer Gudzelak stößt 
einem Italiener das Bajonett durch die Brust und 
bricht dann, durch den Kopf geschossen, zusammen. Der 
Hesterreichischer Unterstand 2600 Meter in Girat. 
steilen Weg; dumpf, klingt von rückwärts her ihr Ein- schenkte seine Aufmerksamkeit sogleich dem geschilderten 
schlag. Bald darnach ein jähes, hörbar scharfes Zer- Loche und erhieltvomKommandanten des ll./3. Schützen¬ 
schneiden der Luft, Stein und Stähl klirren, brandig- Regimentes Hauptmann Sie gl die Bewilligung zur 
schwarz stieg eine Rauchsäule empor; eine Ib-Zentimeter- Verteidigung des Trichters. An ihn dachte er eben wieder, 
granate hat die Stellung getroffen. Nun flammt den Tag Gegen 2 Uhr nachmittags läßt ba§_ schwere Feuer 
überhellender Schein, eine Baracke zerstiebt, Hölzer fliegen etwas nach. Die Kavernentüre kann zeitweise geöffnet 
wie Spreu umher, heiß anbringende Lust läßt den Atem werden. Die eindringende frische Luft belebt die Leute, 
stocken, den Pulsschlag der Adern; der Körper taumelt, bald mischt sich in das Dröhnen der letzten Minen- 
Scherben klirren zu Boden: die erste der gefürchteten explosionen der Gesang vom „Enzian, dem Almenrausch 
schweren Minen hat ihr Ziel gefunden. und Edelweiß". Dreiviertel Stunden später verstummen 
„Kavernenalarm!" Alles hastet nach den Eingängen, die Geschütze und Minenwerfer. Infanterie- und Ma- 
keuchend von . der Eile, der Last der schweren Hand- schinengewehrfeuer wird hörbar. Jnfanteriefeuer — 
granatensäcke. — „Noch jemand draußen? Tür zu!" 
— Die Kaverne ist überfüllt. Der schwache Schein einer : —__—_—_—_ 
Sturmlampe zeigt kaum die Umrisse sich pressender und i 
^8^ brausen her t^R in ^biest^ 
Unglücklichen erfüllt den Raum. Man zählt die Mi¬ 
nuten und reiht sie zu Stunden voll Oede und fast 
unerträglicher Pein. Die Wärme steigert sich zur Hitze 
eines Backofens. Die Körper dampfen. Wasser tropft 
von der Decke und von den Wänden und netzt die 
Liegenden. ' langersehnter Laut — bedeutet Befreiung aus dem 
Hauptmann Vasku denkt an „seinen" Trichter. Der furchtbaren Kerker. Doch den braven Kaiserschützen 
Trichter ist ein tiefes, fast kreisrundes Erbloch- von bleibt nicht viel Zeit, sich der Auferstehungsfreude hin- 
20 Schritt Durchmesser und unterbricht die vorderste zugeben. Die Kompagnie eilt an ihre Plätze in den 
Grabenlinie. Hier hatten die Italiener — gleichwie an zerstörten Gräben; wo diese ganz eingeebnet sind, wird 
anderen Stellen — in monatelanger Arbeit einen Stollen mit Steinen und Säcken ein notdürftiger Schutz gebaut. 
Zur Einnahme Jerusalems durch die Engländer 
Sttbc» in Jerusalem.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.