Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 46 1917 (Nr. 46 1917)

Sonntag, 18. Movemßer 
Won Krasnojarsk (Sibirien) bis ÖjalD bei 
Diboro (Dänemark). 
Von August Grohmann. (Nachdruck Verb.) 
Herr Oberleutnant August Grohmann vom 2. Land- 
sturm-Regimente, im Zivilberuf Lehrer in Mitterkirchen, Bezirk 
Perg, Besitzer des Signum laudis, wurde am 24. Oktober 1914 
in einem Dorfkampfe in Koschitze an der Weichsel durch einen 
Schrapnellschuß am linken Oberschenkel schwer verwundet und 
geriet dabei in russische Gefangenschaft. Nachdem er einige 
Spitäler in Rußland durchwandert, kam er am 1. Oktober 1915 
in das Gefangenenlager Krasnojarsk, Sibirien, in dem er volle 
19 Monate weilte. Als die Verhandlungen zwischen Oesterreich 
und Rußland betreffs Hospitalisierung von kranken und inva¬ 
liden Kriegsgefangenen im neutralen Ausland zu einem gün¬ 
stigen Resultate führten, wurde auch Oberleutnant August 
Grohmann von einer Aerztekommission zum Austausche an¬ 
erkannt. Am 1. April 1917 ging der erste Transport von Kras¬ 
nojarsk nach Dänemark ab. Die interessante Fahrt von Kras¬ 
nojarsk bis Hald in Dänemark schilderte Herr Oberleutnant 
Grohmann seiner Frau folgenderweise: 
Gegen Ende des Jahres 1916 tauchten die ersten 
ungewissen Nachrichten von einem Austausche ins neu¬ 
trale Ausland auf. Im Jänner wurden die Nachrichten 
bestimmter und am 24. Jänner fand die erste Unter¬ 
suchung zwecks Austausches vor einer russischen Kom¬ 
mission in Krasnojarsk statt. Am 31. Jänner stand ich 
vor der Kommission und wurde anerkannt; mit mir 
meine zweijährigen Zimmergenossen Oberwöger von Linz 
und Pratzer von Czernowitz. Meine Verwundung mit 
Verkürzung des Fußes und teilweiser Steifheit wäre 
zur Anerkennung zu wenig gewesen. Zum Glücke 
waren wir aber durch die lange Gefangenschaft, ver¬ 
bunden mit Unterernährung und Aufregungen aller Art, 
mit den Nerven so herunter, daß sich bei mir recht¬ 
zeitig eine Herzneurose einstellte. Wir gaben aber noch 
immer der Hoffnung nicht Raum, denn zu oft hatte 
uns Rußland enttäuscht und in diesem Sinne schrieb ich 
Dir auch. So verstrich der Feber und März, ohne daß 
wir weiter von der Aktion hörten. Wir verschafften uns 
aber doch von der Roten-Kreuz-Mijsion Reisegeld (leih¬ 
weise), weil wir die Zustände in Rußland schon zu gut 
kannten. Wie wohl wir daran täten zeigte die Zukunft, 
denn von unserer Abreise an bis zur Ankunft hier, das 
ist vom 1. April bis 14. Juni, erhielten wir nicht einen 
Kopeken mehr, mußten aber fortwährend für Schmier¬ 
gelder an die Russen und Gepäckstransportkosten horrend 
zahlen, um nur halbwegs erträglich fahren zu können. 
Am 31. März endlich kam der Marschbefehl und 
am 1. April um 4 Uhr nachmittags wurden wir' aus 
dem Lager geführt, dessen drei Meter hoher Palisaden¬ 
zaun uns im engen Raume so lange umschlossen hatte 
und wir sahen wenigstens ein Stückchen der Welt wieder. 
Nach endlosem Zählen saßen wir endlich zu zweien in 
dem kleinen russischen Wagen. Die Jswoschtschiks und 
Gepäckswagen mußten wir aber selbst zahlen, ebenso 
die Diener, die man uns, einen für vier Herren, bis 
Moskau ließ. Langsam gewöhnten sich nun die Augen 
daran, anderes zu sehen als Palisaden, Baracken, Pa- 
villone und — Uniformen. Die Straßen der Stadt, 
die ungefähr 7 km vom Lager lag, waren erfüllt von 
einem lebhaften Korso. Die sich drängenden Menschen 
hatten rote Abzeichen, auch die Soldaten, die Damen 
rote Bänder auf den Hüten oder rote Schleifen, und 
mit roten Fahnen waren noch die Straßen der Stadt, 
besonders die öffentlichen Gebäude, geschmückt. Die Re¬ 
volution war eben kurze Zeit vorher ausgebrochen; auch 
in der Stadt gab es Verhaftungen und Unruhen, die 
Menschen waren einander gleich geworden und die rus¬ 
sischen Soldaten nannten uns deshalb von nun an 
Towarischt (Kameraden), waren aber nur noch frecher 
geworden und begaunerten uns noch ebenso wie früher. 
Im Schritt gefahren, mit zu Fuß gehenden rus¬ 
sischen Konvois mit aufgepflanztem Bajonette, gelangten 
Kin Nachtangriff an der.:Westfront. 
Der ungarische Krönnngskekch, 
der zur Krönung angefertigt und nun dem Krönungsschatze einverleibt 
wurde. * 
Professor der ungarischen Landes-Kunstgewerbeschule R. A. Zutt 
entwarf den Kelch über Auftrag des Kardinals-Fürsterzbischofs 
Dr. v. Csernoch. Zutt ist ein gebürtiger Schweizer, hat aber den ma¬ 
gyarischen Geschmack wunderbar getroffen. Es ist ein 40 Zenti¬ 
meter hoher Silberkelch mit goldener Durchbruchsarbeit und pracht¬ 
vollen Emails, abwechselnd goldenen und elfenbeinernen Zwischen¬ 
teilen, auch besetzt mit Smaragden, Rubinen, Perlen, Gold- und 
Rauchtopassen. 
Won den Sommerüvungen des Schweizer Militärs: Sonnenaufgang im Geöirge. Wer Mick 
ins Aal.
	        
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