Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 14 1917 (Nr. 14 1917)

Sonntag, 8. April 
töampfepifoOett Des k. k. LanDwehr- 
felDDaubiDregtmentes fir. 44. 
Batterie Nr. 4. ^z . 
Nach einer wunderbaren Fahrt durch ganz Südtirol 
langten wir anfangs Apiil 1916 in Volano an. Mitten 
in Weingärten, die sich mit dem ersten zarten Grün 
schmückten, bezogen wir die Stellung. Fröhlich, in jener 
Stimmung, wie sie bei Kriegsausbruch geherrscht hatte, 
wir sollten ja den Italienern die erste Lektion geben. 
Ringsum geschäftiges Treiben. In jeder Erdfalte, hinter 
jedem Hügel sahen wir Batterien stehen, unten bei der 
Bahn drohte gespenstisch der berühmte Zweiundvierziger! 
Die engen Gäßchen der Ortschaften waren voll von In¬ 
fanterie. Freudigste Zuversicht erfüllte uns Wir mußten 
uns in Geduld fassen, auf den Bergen lag noch hoher 
Schnee, wenn 
wir auch hier „ 
im Tale den W®HEBBBEHBBtSUESSB^& 
Frühling ge- 
nossen. Wir 
machten Aus¬ 
flüge in die 
schöne Um¬ 
gebung, auch 
Spritzfahrten 
nach Bozen, 
die Zeit ver¬ 
ging wie im 
Fluge. Endlich 
am 12. Mai 
bekamen wir TlHMr 
den Befehl, uns 
einzuschießen, 
am 14. Mai 
nachmittags 
wurden alle 
Beobachtungs- . 
stände bezogen. ■ 
Der Morgen 
des 15. Mai |^Hj 
brach an. Zö- 
gernd glitten 
die ersten 
Strahlen der < 
Sonne über die 
kahlen Felsen 
und die grü¬ 
nenden Täler. 
Totenstille 
herrschte über 
der Gegend, 
die zum Schau- 
platze eines der ' 
heftigsten ■Z.,-%^ ' 
Kämpfe wer- - ,r 
den sollte. Pie Höerkeitung des Wereines vom Kote« Kreuz in Höerösterreich. <Ph°t. Pflanz, Lmz.) 
6 Uf)t (Illustrationsprobe aus Pesendorfer: „Oberösterreich im Weltkrieg".) 
bracb her £>- Bon links nach rechts: Hosrat Dr. Julius Löcker, Schriftführer; Baronin Mladota, 1. Vizepräsidentin; Frau Pauline b. Dierzer, 2. Vizepräsidentin 
* V Ka des Frauen-Hilfsbereines; Hofrat Dr. Alfred Scheider, 2. Vizepräsident; Rudolf Graf Thun, l. Vizepräsident; Fürstin Fanny Starhemberg, Präsidentin 
tan los. Erst des Frauen-Hilfsvereines; Gustav Graf Schmidegg, Schriftführer, 
rollte es ein¬ 
zeln durch die 
Lüfte, bis ein ununterbrochenes Donnern die Berge und 
Täler überdeckte. Unsere Batterie schoß gegen die Schützen¬ 
gräben und Stützpunkte bei Sich, mit Genugtuung 
sahen wir, wie unsere Granaten die Befestigungen in 
Fetzen rissen und wie die Ortschaft Sich in eine dunkle 
Rauchwolke gehüllt wurde. Um Ist.Uhr ging unsere In¬ 
fanterie vor. Fast ohne Widerstand zu finden, kroch sie 
zu dem Abhang gegen die Zugna Torta. Getreulich be¬ 
gleiteten wir ihren Vormarsch mit unseren Schrapnells. 
Am Nachmittag setzten wir noch den Bewohnern von 
Albaredo den roten Hahn aufs Dach. Die Nacht verlief 
ruhig. Bei Moschieri und Posza hatte die Infanterie 
einen schweren Stand. Fast senkrecht ragen die Felsen 
empor, die genommen werden mußten. Frühmorgens 
begann unsere Arbeit. Graben um Graben mußten wir 
unter Feuer nehmen, kaum war dieser unser, sahen wir 
schon wieder das Aufblitzen der Geschosse im nächsten 
Graben, den wir fast nicht bemerkt hatten. Hier'hielten 
sich die Italiener trotzig. Doch aller Widerstand half 
ihnen nichts. Langsam, aber sicher rückten die Unseren 
vor. Auch diese Nacht verlief ruhig. 
Am Morgen setzten wir unser Tagewerk fort, wo 
wir es abends unterbrochen hatten. Die feindlichen Bat¬ 
terien bei Posza mußten daran glauben. Besonders 
heftig war der Widerstand am Monte Pazzul. Zwei-, 
dreimal legten wir ein Trommelfeuer auf die Gräben, 
es gelang nicht, sie zu nehmen. Noch in der Nacht 
flackerte der Kampf auf, wieder donnerten unsere Ge¬ 
schütze gegen den Graben, aber auch jetzt glückte der 
Sturm nicht. Am nächsten Morgen wurde ein konzen¬ 
trisches Feuer auf den Monte Pazzul gelegt, woraus 
die Infanterie wiederum zum Sturme schritt. Fähnrich 
Mach, der als Aufklärer mit der Infanterie vwging 
und sich lange vergebens bemüht hatte, eine Verbindung 
Moment, wo dem Positionskrieg ein Ende gemacht wurde 
wo alles nach vorne strebte, um neues Gebiet, um feind¬ 
liches Land zu erobern. Im besten Zustand verfolgte 
die Batterie den Weg nach Calliano. Nach halbstündiger 
Fahrt eine Abzweigung, es war eine neue, allmählich 
ansteigende Aimierungsstraße, die nach dem Finnochio 
führte. Im flotten Tempo wurde Serpentine um Ser¬ 
pentine genommen. Der Weg schien unendlich. Eine 
immer stärker werdende Ermattung wurde merkbar. 
Oberleutnant Wolfarisberger eiferte die Fahrkanoniere 
zur weiteren, gleichmäßigen Fahrt an; doch die Pferde 
waren völlig erschöpft, sie mußten rasten, sorgfältig 
getränkt und gefüttert werden, denn noch eine schwere 
und langwierige Fahrt stand ihnen bevor. So veiging 
eine halbe Stunde. Mit Zungengeschnalze, gütig-m Zu¬ 
reden wurde der Marsch fortgesetzt. Die Tete der Batterie 
stieß an die Queue einer ihr vorher gefahrenen Kolonne; 
anscheinend 
waren die 
Pferde dieser 
Formationen 
ganz matt und 
konnten nicht 
mehr weiter. 
Nach lang n 
Ruhepausen 
trat der aus¬ 
gedehnte Zug 
wieder in Be¬ 
wegung, doch 
e§ ging nicht 
weit. Zitteind 
aMMaS und schweiß- 
triefend stan- 
ÄSKT"1 ' 1 den die Rosse 
da, die müde 
HhHb Bedienung saß 
am Straßen- 
rand. Lang- 
sam oerschwan- 
. den die letzten 
.. Strahlen der 
Sonne, Däm- 
BilrPiiPli ifii '!- merung trat 
ein. Abgehackt 
1 >.M ging der 
Marsch weiter, 
bis endlich in 
den Morgen¬ 
stunden die 
Höhe — der 
Finnochio — 
erreicht wurde. 
Keine Stei¬ 
gung mehr, 
bergab rollten 
die Geschütze 
ihrem Endziele 
zu. Still lag 
der Wald, aber 
das Echo des 
Gerassels wur¬ 
de doppelt 
wiedergegeben. Mit Blumen an der Kappe, mit 
Stock in der Hand schritten die müden Leute hinter 
ihren Geschützen. Hie und da zündete sich einer eine 
Zigarette an, schenkte seinen Kameraden eine und fragte 
ihn: Du, wird das noch lange dauern? Ein unwissender 
Blick war die Antwort auf die Frage. Alle sehnten sich 
nach Ruhe, nach Schlaf. Lagernde Truppen, weidende 
Pferde verkündeten, daß das Ziel nicht mehr weit sein 
konnte. Eine verlassene, zerschossene Ortschaft lag da — 
Serada. Rasch war ein Parkplatz bezogen, nach kurzer 
Zeit lagen alle im tiefsten Schlaf. In der Frühe des 
nächsten Tages mußte der Marsch weitergehen. Die 
Sonne sandte ihre ersten Strahlen zur Erde nieder, 
Tautropfen glitzerten, der Tag brach an. Die Stimme 
des diensthabenden Korporals klang scharf und uner¬ 
bittlich : Ausstehen! Tagwache! Es galt wieder vorzu¬ 
marschieren und weiter vorzukommen. Alle Herren 
mit der Batterie herzustellen, machte auf eigene Faust 
den Sturm auf die Gräben mit. Das trug ihm zwar 
eine Nase ein, imponiert hat es uns aber doch. Gegen 
Abend war der Feind schon so weit zurückgedrängt, 
daß er außer Portee war. Und da kam schon der Vor¬ 
marschbefehl. Müde vereinigten wir uns zum letztenmal 
in der Messe, voll Hoffnung, in wenigen Tagen auf 
italienischem Boden unser Lager aufzuschlagen. 
Batterie Nr. 3. 
An dem sonnigen Frühlingsmorgen des 19. Mai 1916 
sollte die Batterie die Stellung bei Volano verlassen, 
den Marsch über den Finnochio nach Serada antreten. 
Jeder einzelne war sich dessen bewußt, daß durch das 
dreitägige Trommelfeuer die Italiener ihre gut ausge¬ 
bauten Stellungen preisgeben und sich so schnell wie 
möglich zurückziehen mußten. Für uns kam nun der
	        
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