Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 31 1916 (Nr. 31 1916)

Sonntag, 30. Juli 
Die Mn lallst im Königin Mteina nnü 
(Schluß.) 
illH (Stuft in St. Man. 
(Nachdr. Verb.) 
Am 28. Februar 1572 verschied Katharina in dem 
Schlosse, in welchem der mächtige Kaiser Friedrich III. 
gestorben war, und in dem durch besonderen Zufall der 
Umstände die Schwester Elisabeth, die erste Fran Sigis¬ 
munds, das Licht der Welt erblickte?) 
Der in dem Testamente ausgespro¬ 
chene Wunsch, es sollten die irdischen 
Reste in Prag zu den Füßen der teuren 
Eltern beigesetzt werden, blieb leider un¬ 
erfüllt. Auch der Tod warf noch seine 
Schatten auf dieses Leben. Sigismund 
August ging nicht auf den Vorschlag 
Maximilians ein, den Leib nach Polen 
zu überführe»?) Der Leichnam ruhte bis 
zum Jahre 15763) in der Burg, dann 
ltmrbe er aber aus unerklärlichen Ur- 
• fachen nach St. Florian überführt. 
Erst 38 Jahre später wurde ihm eine 
feierliche Bestattung zuteil, welche der 
NachfolgerRndolfs II., Kaiser Matthiasl., 
veranstaltete. In dem am 10. September 
1614 im Linzer Schlosse herausgegebenen 
Aufrufe weuoete er sich an den ober¬ 
österreichischen Klerus, er solle in den 
liturgischen Kleidern an der Begräbnis¬ 
zeremonie zahlreichen Anteil nehmen?) Gewiß wurden 
auch auf ähnliche Weise die Edelleute eingeladen. 
Drei Tage ohne Unterbrechung, den 25. bis 27. Sep¬ 
tember, dauerten die großen Feierlichkeiten.°) Es kam der 
Kaiser selbst nach St. Florian, mit ihm seine Gemahlin 
und prächtiger Hofstaat, es erschienen die Grafen von 
Dietrichstein, von Poppoi, von Mansfeld, Aibig von 
Firstenberg,Bischof von Passau, 
die Prälaten vonKremsmünster, 
Wilhering, Waldhausen, 
Schlägl und zahlreicher Adel, 
alle mit Dienerschaft. 
Der Konvent nahm gastlich 
die hohen Herrschaften auf, 
sparte weder an Speise und 
Trank, noch an anderem Auf¬ 
wand?. Eswurdenbinnen kurzer 
Zeit 4500 Laibe Brot, 500 
Semmeln, 13 Schaff und 
120 Pfund Schmalz, große 
Mengen von Fleisch, Geflügel, 
Fischen, Obst, Käse und 3000 
Eier verzehrt, man trank 77 
Eimer Weilt im Werte von 
224 Gulden aus. Der frei¬ 
gebige Propst schenkte der 
kaiserlichen Dienerschaft 23 Du¬ 
katen. Ter bis dahin bloß in 
einem Sarge eingefchloffene 
Leichnam Katharinas wurde 
jetzt versenkt und mit einer 
Grabplatte bedeckt, nach deren 
Zerstörung erst über andert¬ 
halb Jahrhundert später der 
Bildhauer Johann Jakob Satt¬ 
ler, ein Sohn des bekannten 
Meisters Leonard, über Auf¬ 
trag und auf Kosten des kunst¬ 
liebenden Prälaten Trnlley 
einen schönen Sarkophag schuf.«) 
Im Jahre 1781 bekam Satt¬ 
ler die ansehnliche Summe 
*) B. Pillwein, Linz, einst und jetzt, Linz 1846,©. 127. — 2) Ur¬ 
kunden . . . a. a. O, S. CXXXII. — 3) Ebd. — 4) Stiftsarchiv 
St. Florian. — 5) Eine kurze Notiz von I. Stülz (Geschichte des 
regulierten Chorherrenstiftes St. Florian, Linz 1835, S. 126) teilt 
»-über die Begräbnisfeier ein falsches Datum (Ende Juli) mit, uud 
ist im allgemeinen ungenau. Sie wurde später von Pritz a. a D., 
S. 339, und Czerny a. a. D., S. 186, wiederholt. Unsere Be¬ 
schreibung beruht auf dem in St. Florian aufbewahrten Akte 
„Bermerkth: Was zur Begräbnis} der Königin in Pohlen 
ausgegangen ist. Anno 1614." — 6) Ueber Sattler vgl. Czerny 
a. a. D, S. 181, 185. 
von 300 Gulden für die Herstellung dieses Werkes?) 
In der Gruft der Barockkirche zu St. Florian, in 
welcher die irdischen Reste vieler Prälaten, Ritter und 
auch die des Tonmeisters Bruckner ruhen, steht Sattlers 
Denkmal in der Mitte der zweiten Nische vom Haupt- ^ 
altar, an der südlichen Seite des Schiffes, aus reinem,-- 
gutem Sandsteine ausgehauen, ein herrliches Werk. 
An den vier Ecken der flachen, rechtwinkligen Platte 
Ansicht von Kzernowitz. 
(Länge 2‘55, Breite 115) sind vier große Adler mit 
in die Platte eingegrabenen Fängen angebracht. Jeder 
von ihnen trägt auf einer feiner Schwingen, die sich 
gegenseitig kreuzen, und auf dem Rücken den mächtigen 
Sarkophag mit den Ueberresten der Königin. Die an¬ 
deren Flügel, sowie die Köpfe mit scharfen, aufgerissenen 
Schnäbeln wenden sich auf der Längsseite des Sarges 
Die Stadt Athen. 
gegeneinander. Diese Adler sind abwechslungsreich ge¬ 
staltet. Die ersten beim Eingänge, die schwächer sind als 
die anderen, entstanden vermutlich früher. Die Flügel 
ersterer sind länger und verlaufen ein bißchen zu Boden 
geschlagen mit der Sartophaglinie. Der Künstler wollte 
wahrscheinlich darin Trauer und Betrübnis ausdrücken, 
während er dem zweite« Paar hohe, wie zum Flug 
bereite Flügel und kühn erhobene Köpfe als Ausdruck 
*) Stiftsarchiv St. Florian, Akt vom 24. Oktober 1781. 
der Hoffnung verlieh. Der große Sarkophag, durch die 
Adler getragen, weitet sich in sanfter Wölbung nach oben, 
abgeschlossen durch eine Lifene. Rings um die obere Fläche 
windet sich ein einfaches, bescheidenes Ornament. 
An den Längsseiten des Sarkophages sind zwei Tafeln 
mit^Jnschriften eingemeißelt, an den Schmalseiten zwei 
Wappenschilde. Erstere sind besonders schön umrahmt. 
Sie bestehen aus sechs bogenartigen Rundungen, welche 
an den Seiten, oben und unten, eingesetzt 
sind. Die an den Seiten sind länger als 
die übrigen, die unteren nach außen ge¬ 
kehrt. Zahlreiche, schmückende Zierden 
umgeben die Tafeln. 
Die Aufschriften, in schöner Kapitale 
gemeißelt, tauten: Erste Tafel von der 
westlichen Seite: 
08SA 
CATHAKINAE ARCHIDUCIS 
AUSTRIAE 
ANNO M. DC. XIV. 
TUMBAE CUPRINAE INCLUSA 
AC JUBENTE MATHIA IMP. EOQUE 
PRESENTE 
HABITA FERALI l’OMPA. 
LAP1DE TECTA. 
EO VETUSTATE EXESO 
LEOPOLDUS II. PR. 
IN AUG. DOMUS 0BSERVANT1A 
HÜIC TUMULO INTUL1T, 
M. DCC. LXXXI. 
Die Inschrift von der gegenüberliegenden Seite ist 
biographisch: 
' CATHARINA FERDINANDI I. IMP. FILIA 
NATA ARCHIDUX AUSTRIAE 
FRANCISCO III. MANTUAE DUCI 
DEIN SIGISMUNDO II POLONIAE REGI 
MATRIMONIO JUNCTA 
OBllT LINCIl 
M. D. LXXII.') 
Von den auch mit schönen, 
abwechslungsreichen Ornamen¬ 
ten umschlossenen Wappen- 
schilden stellt der erste beim 
Eingang das Wappen des pol¬ 
nischen Staates dar, worin in 
vier Feldern kreuzweise je zwei 
einköpfige Adler und Ritter zu 
Pferd, mit je einem Schwert 
in der Hand, auftreten. Das 
mittlere, kleine Feld enthält 
aus unbekannter Ursache eine 
Eule. Der Schild, welcher sich 
gegen das Nischenfenster wen¬ 
det, ist ein kombiniertes, an 
Einzelheiten reiches Wappen 
Nieder- und Oberösterreichs, 
das fast gänzlich mit der von 
Siebmacher überlieferten Zeich- 
. nung übereinstimmt?) Die ein¬ 
zigen Unterschiede kommen bei 
der Darstellung des Herzschil¬ 
des, welcher auf dem Denkmale 
aus vier in das Schachbrett 
geordneten Feldern besteht und 
bei Siebmacher als ein mit 
dem horizontalen Bande durch¬ 
geschnittenes Feld erscheint, 
zum Ausdruck. Feiner brachte 
Sattler, unten, wo nach Sieb¬ 
machers Bilde drei kleine Löwen 
vorhanden sind, da es wahr¬ 
scheinlich zu schwer war, die Löwen so klein zur Dar¬ 
stellung zu bringen, zwei Aeste an und nebenan einen 
Schild mit vier Bändern. 
Auf der Spitze des Sarkophages setzte Sattler den 
Hauptteil seiner Komposition ein. Hier befinden sich 
drei Erhebungen, von welchen die höchste Ähnlichkeit 
‘) Die fetten Buchstaben sind ein wenig größer als die 
anderen. — J) Johann Siebmacher, Allgemeines. . . Wappen¬ 
buch, Nürnberg 1772, I. Teil, Taf. 4. 
Ar. 31.
	        
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