Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 22 1916 (Nr. 22 1916)

Sonntag, 28. Wai 
Wr. 22. 
Die Heroen der Armee. 
(Nachdruck verboten.) 
Unter dem Titel „Die Nerven der Armee" hat der Schriftsteller Erich Spaeihe, 
der gegenwärtig als Marinetelegraphist in Brüssel weilt, eine Sammlung von 
Tagebuchblätlern veröffentlicht (Berlin, Leonh. Simion), denen wir mit Er¬ 
laubnis des Verfassers folgende Schilderungen entnehmen. 
Die Ankunft auf dem Schlachtfelde. 
Die Nacht ist rabenschwarz. Ausgeschaltet ist der 
Gesichtssinn, nur tastend gelangt man vorwärts! Für 
einen Augenblick bemerkt man das kurze Aufblitzen einer 
Taschenlampe. Um uns herum alles öde und verlassen. 
Aus Schritt und Tritt Spuren des Kampfes. Wie eine 
einzige große Anklage richten sich die Mauerreste, die 
Plötzlich, ein Auto! Es ist das vom Stabe. Ohne 
den Kommandeur kommt es zurück, nur den Adjutanten 
bringt es. 
„Befehl vom Hauptmann: die Herren Zugführer 
setzen ihre Züge in Marsch, ich führe." 
„Aufgesessen!" ertönt das Kommando. 
„Zweiter Zug marsch!" Würgen und Gedränge beginnt. 
Kommandos der anderen Führer. — 
Endlich haben wir Luft. Dem Berge geht's zu. 
Vor uns windet sich schon eine Kolonne schlangengleich 
hinauf. Pferde und Fahrzeuge können wir mit bloßem 
Auge erkennen. Der Berittführer stellt mit dem Glase 
Artillerie fest, „Schwere" behauptet er, sei es, Wir 
dankt und die Offiziere nehmen ihre Karten. Nach 
10 Minuten kehren sie zurück. 
„Truppführer und Telegraphisten links heraus¬ 
treten!", befiehlt unser Zugführer. „Zwei Glieder for¬ 
mieren — Rühren! Karten heraus! Lage ist 
folgende: Das Korps setzt zum Angriff auf den Raum 
zwischen Adorf und der Höhe 18 östlich Watei an. 
Das Generalkommando befindet sich hier in diesem Ge¬ 
höft." — „Der zweite Zug (der uusrige) verbindet das 
Generalkommando mit der 40. Division auf Höhe 316, 
einen Kilometer südlich Kirdorf." — „Der erste Zug 
stellt die Verbindung zur 41. Division her. Diese be¬ 
findet sich am Südausgauge von Froschhausen." — 
Zum 25jährige« Jubiläum der overösterreichischen Landes-Kppothekenanstalt. 
Von links nach rechts: Obere Reihe: Johann Roitinger, Josef SBalbinger, Karl Edlmayr, Johann Kreilmeir, Kais. Rat Franz Edlinger, Oberlandesrat Dr. Karl 
Graßl, Dr. Karl Beurle. Untere Reihe: Karl Schachinger, Dr. Hermann Esser, Landeshauptmann Joh. N. Hauser, Abt Cölestin Baumgartner. 
(Aus der Festschrift der Anstalt.) 
einst eine gotische Kirche waren, gen Himmel Einst? 
Vor Jahrzehnten, Jahrhunderten? Nein, vor Tagen. 
Pferde und Fahrzeuge werden ausgeladen. Dabei 
behindert das Dunkel der Nacht die Tätigkeit. Von 
fern her rollt unablässig der Donner der Geschütze und 
zwischen all dem Grollen sieht man Feuergarben auf¬ 
blitzen, wie von einem weitab tobenden Gewitter. Um 
uns her eine unheimliche Stille. Kein Mensch außer uns 
Soldaten weit und breit. Neue Züge kommen. Infanterie 
und Artillerie bringen sie. Unsere Abteilung steht marsch¬ 
bereit auf der Straße. An Schlaf ist nicht zu denken. 
„Wir werden bald eingesetzt", sagte der Kommandeur, 
als er vor einer halben Stunde im Auto davonfuhr. 
Es beginnt langsam zu dämmern. Feucht und 
kalt weht es einem ins Gesicht. Vor uns tauchen die 
Umriffe eines langen, zum Teil bewaldeten Bergrückens 
auf. Aus dieser Richtung kam der Kanonendonner. 
Also muß dort Artillerie stehen. Von uns natürlich. 
Mehr und mehr erkennen wir die Umgebung. Vor uns, 
neben uns, hinter uns Infanterie und Wagenkolonnen. 
Förmlich eingezwängt sind wir. 
„Ein feiner Salat das", hörte ich den Leutnant 
zu unserem Vizewachtmeister jagen. „Wie bloß da heraus¬ 
kommen ?" 
müssen absitzen, um den Pferden, die sich noch nicht an 
Sattel und Geschirr gewöhnt haben, den Weg zu er¬ 
leichtern. „Sind wir nicht endlich oben?", höre ich 
fragen — und ein Seufzer löst sich von den Lippen 
des langen Einjährigen Krause, der immer behauptete, 
ein ordentlicher Mensch käme mit dem Auto zur Welt. 
Endlich sind wir oben! Die Abteilung hält. 
45 Minuten Rast. Die Telegraphisten dürfen wegtreten. 
Aber die Fahrer bleiben bei den Pferden. Das Sattel¬ 
zeug der Reitpferde und Geschirr der Zugpferde wird 
nachgesehen und die Gurte werden gelockert. Dann wird 
Wasser geholt. Begierig schlürfen es die Pferde. 
Bumm -- Bumm — nicht weit von uns! Auf 
einmal Zischen in der Lust — ein paar Sekunden Ruhe 
— daun wieder. Jetzt merken wir, daß es Granaten 
sind, die über uns hinwegfegen. 
Ein unangenehmes Gefühl beschleicht mich. Ich 
schäme mich dessen. 
Wieder sitzen wir auf uni) es geht hinunter in die 
Ebene. Schneller als wir hinaufgeklettert. Fast immer 
im Trabe. An einem Gehöft wird Halt gemacht. „Die 
Herren Offiziere nach vorn zum Kommandeur“, tönt es 
durch die Kolonne. Im Galopp kommen sie an, parieren 
und legen die Hand an den Tschako. Der Kommandeur 
„Der dritte Zug nimmt Anschluß an die Armeefern- 
sprechabieilung, die vom Armeeoberkommando uns ent¬ 
gegenarbeitet." — „Die übrigbleibenden Züge halten 
zur Verfügung des Kommandos hier bei diesem Ge¬ 
höft." — „Trupp 1 errichtet Station." — „Trupp 2 
baut unter Benützung der Chaussee bis zum Gehöft 
halbwegs Adorf." — „Ich reite zur Erkundung des 
Weges mit den Unteroffizieren Müller und Schüler 
vor." — „Der Rest des Zuges erwartet weiteren Be¬ 
fehl und füttert ab." — 
„Fähnrich Kleine, wiederholen Sie!" 
„Gut!" 
„An die Pferde!" 
Genau so wie zu Hause bei den Uebungen war es 
ja Gar nichts besonderes. Ordnungsgemäß, wie ge¬ 
wohnt, empfingen wir unser Gerät und es ging los. 
Trupp 1 hatte bereits im Gehöft einen Raum für 
die Station ausgesucht. Das Kabelende wird dort 
hineingelegt. Es an den Apparat anzuschließen, es vor 
Beschädigungen zu schützen, ist nicht unsere Sache. — 
Schnell geht es weiter. — Rasch wickelt sich das Kabel 
von der Trommel auf dem Fahrzeug. Ab und zu be¬ 
fiehlt der Truppführer zu halten und die Anfangsstation 
anzurufen. Manchmal keine Antwort, weil die Chaussee 
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