Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 3 1916 (Nr. 3 1916)

Aufvruch zur Skipartie 
An der russischen Grenze: Km Mild ans der Ariedenszeit 
sah. Und in den mütterlichen Herzen von Mariechen und 
ihrer Herrin fand das Alleluja der Festmesse einen doppel¬ 
ten Widerhall, als er unter der Schar der Gläubigen 
an der Kommunionbank kniete. 
So braucht wohl mancher Feldgraue, ehe er an 
den Feind rückt, einen sichtbaren Schutzengel, der ihn 
an Leib und Seele feldmarschmäßig und kriegsbereit 
ausrüsten hilft. Auch das ist ein Dienst fürs Vaterland, 
wenn wir unsern braven Kriegern helfen, das Notwendigste 
nicht zu versäumen. 
Möchten wir Zurückbleibenden als heimliche Soldaten 
den „Kameraden" nützen und helfen und immer zu 
Kriegsdiensten bereit sein „hinter der Front". 
„heimlichen" Soldaten, die daheim sich in Wort und 
Gesinnung an die Seite ihrer im Felde kämpfenden 
Kameraden stellen, die ihnen siegen helfen durch kräftige 
Tat und flammendes Bittgebet. 
Der neue Soldat war schon einige Wochen in Marie- 
chens Pflege. Sie hatte oft bedauert, daß er, weil nicht 
katholisch, nicht mit hinüberging zu den Kriegsandachten 
und zur heiligen Messe. Da äußerte er eines Tages, 
daß er am andern Tage kommandiert sei zum Gottes¬ 
dienst in der Elisabeth-Kirche. So erfuhren die beiden 
überraschten Frauen, daß „ihr Soldat" katholisch sei 
und daß auch seine Familie es wäre; er habe seit Jahr 
und Tag keine Kirche mehr besucht. Doch der Krieg 
greift manchem Soldaten ans Herz und führt zu einer 
Umkehr zu Gott. 
Das bevorstehende Osterfest sollte Mariechens Sorgen¬ 
kind noch im Hanse finden, bereit zum baldigen Abmarsche. 
Seitdem das alte Mädchen wußte, daß „ihr" Soldat 
katholisch war, hatte es schon manches Mal sanft und 
eindringlich versucht, ihn zum Empfange der heiligen 
Sakramente zu bewegen; es fand aber stets eine Ent¬ 
schuldigung mit Dienst oder sonst eine stumme Ablehnung. 
Jetzt stand Mariechen wieder im Zimmer der Frau 
Müller und beendete ein Gespräch mit den Worten: 
„Ob ich es ihm heute wohl noch einmal sage? Er 
scheint es nicht gern zu hören, wenn man vom Beichten 
und dergleichen spricht. Und drängen kann man doch 
nicht gut. Aber, vielleicht ist es morgen schon zu spät, 
da der Abmarsch oft plötzlich stattfindet." 
„Sage es ihm dreist noch einmal, Mariechen!" ent¬ 
schied Frau Müller. 
Da ging Mariechen mit kühnem Entschlüsse zu ihrem 
Soldaten in die Küche und tat ihr Möglichstes. Er 
aber ging stumm aus der Küche fort. Da war Mariechen 
traurig, denn sie hatte so viel für ihn gebetet und aufgeopfert. 
Wie freute sie sich deshalb, 
als der Soldat nach einiger . 
Zeit wiederkam und zögernd 
9„@mb denn auch wohl •• . 
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Soldaten da drinnen?" 
„Gewiß", sagte Marie- _ 
chett, „viele und fromme Sol- _ , 
baten; sie beten so andächtig . j 
und Bereiten sich ans alles ;*f r* V ' J 
vor, was der Krieg ihnen brin¬ 
gen kann." > , E 
Schon früh weckten ant 5§§| 
anderen Morgen, dem Öfter- 
morgen, die Domglocken alle 
Schläfer des Domhofes zur . * 
hohen Feier. Und da sie das 
Mahnen und Drängen wohl 
verstanben, so schlich unter 
ihnen auch Mariechens Schütz¬ 
ling zaghaft über ben Domplatz . 
und verschwand in den gesüll- 
ten, andachtswarmen, feierlichen | j§ 
Hallen. Das alte Mädchen 
freute sich, als es „ihren Sol- 
baten" gebückt an einer Säule SJ- 
stehen und bann etwas un- E 
beholfen in ben Beichtstuhl treten 
oooooooooooooooooooo 
Romme noch einmal zu uns, du lebendiges Brot! 
Siehe, wir stehen umrungen, umschlungen uom lod! 
lieber uns hören mir Donner der Sdiladiten erdröhnen! 
Romme noch einmal, o Heiland, zu deinen Söhnen! 
0, nur noch einmal, vielleicht uor des lodes Schmerz, 
Zieh’ uns ans Herz! 
Romme noch einmal zu uns, wie zum Rinde du kamst, 
flls du zum erstenmal, Heiland, ans Herz uns nahmst, 
flls wir zum erstenmal zu deinem lüche getreten, 
Rein noch und schuldlos, die Seele voll 3ubel und Beten. 
Siehe, nun kommen wir wieder, das Antlitz wie Erz, 
Zieh’ uns ans Herz! 
weih ich, ob morgen uon uns nur noch einer lebt? 
weitz ich, ob heute nicht einer mein Grab schon gräbt? 
Braust wohl die Rugel, die. gierige, uns zu zerschmettern, 
Uns überm Haupt schon in Donner und Schlachtenwettern? 
Aber wir jubeln! wir wissen, datz, Jesus Christ, 
Du bei uns bitt! 
feuchtend das fluge wie Sterne in dunkler flacht, 
Selig die Seele, so gehen wir in die Schlacht. 
Ob wir zum Siege, ob wir zum lode gehen, 
wenn wir nur, Heiland, in deiner liiebe stehen, 
wenn du nur unsere sterbenden flugen kützt 
Und bei uns bitt! 
Don Dr. liorenz Rrapp, derzeit im Felde. 
In der letzten Sitzung der „Academie des Sciences“ 
in Paris wurde, wie der „Prometheus" mitteilt, ein 
sehr einfaches Verfahren vorgeschlagen, das gestattet, 
Brot lange aufzubewahren, ohne' daß es Schimmel an¬ 
setzt ober übermäßig austrocknet. Dieses Verfahren 
soll hauptsächlich bei der Herstellung der für die Kriegs¬ 
gefangenen gebrauchten Brotmenge Verwendung finden. 
Der Brotteig wird auf die gewöhnliche Art und Weise 
hergestellt. Zum Säuern wird er in Teigkörbe getan. 
Während des Backens wird die Kruste glatt gehalten. 
Am besten bewährt haben sich die Brote, die nicht schwerer 
als ein Kilogramm waren. Auch das Backen kann eher 
ein wenig verlängert werden, um so eine vollkommene 
Sterilisation zu erhalten. Kommt das Brot aus dem 
Ofen heraus, so wird es in noch warmem Zustand in 
zwei Bogen Papier eingeschlagen, dessen Enden ein¬ 
gebogen werden. Hiezn eignet sich am zweckmäßigsten 
Pergamentpapier. Ist die Ofentemperatur auf 120 bis 130 
Grad gesunken, so werden 
die eingehüllten Brote noch 
einmal eingeschoben und bleiben 
diesmal 15 bis 30 Minuten 
im Ofen. Danach werden sie 
zum Abkühlen herausgenommen 
und sind versandfertig. Sv ent¬ 
steht eine Art Brotkonserve, 
deren Hülle, die durch die Hitze 
x.,V selbst sterilisiert ist, sich einem 
Eindringen der schädlichen 
Keime widersetzt und dem Brot 
bte anfängliche Feuchtigkeit be- 
läßt. 
OOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOOÖOOOOOOOOOOOOOOOOO 
o •••••••••••••••• ° 
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Kriegs=Ftumor 
Saure Wochen. „D' Italiener 
werden aber noch a G'sicht machen. 
Besonders, wenn's eahnere Zitronen 
alloan z'sammfressen müssen." 
Bei Ankunft der Feldpost. 
Soldat: „Von meinen Freunden be¬ 
komme ich regelmäßig Zeitungen zu¬ 
geschickt, aber leider sind sie nie voll¬ 
ständig!" — „Wieso?" — Es ist 
niemals etwas d'rin eingewickelt!" 
Bilder ans ©übtirol: Schloßlierg in Jlrco
	        
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