Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 35 1915 (Nr. 35 1915)

OBeröüerreldt in den oerldiledenen 
Kriegszeiten. 
Von Michael Kaltenbrunner, Kooperator. 
(Rachdr. berB.) (Fortsetzung.) 
Nun hatte das Bauernheer eine Stärke von 70.000 
Mann; die konnten nicht beisammen bleiben. Ein Teil 
zog ins Salzkammergut, ein zweiter Teil stand im 
"""" und Machlandviertel, ein dritter ging nach 
„St. Gyligen ze 
„daz gnetel im Mülpach, 
da der Fridel der Mül- 
lner aufsitzt", 
jährlich 82 Pfund, zehn 
Metzen Hafer, zwei Metzen 
Korn, ein Lamm, acht 
Hühner, vier Käse und 
60 Eier abzuliefern ver¬ 
pflichtet war. Daß im Tal 
auch später Wohlstand 
herrschte, bezeugt das so¬ 
genannte Schellhammer- 
haus aus 1630 mit schönen 
Sgraffiti. Funde aus prä¬ 
historischer Zeit besagen, 
daß der Mühlbachgraben 
Bilder von der tirol.-itäl. Grenze: 
Landro mit Monte Kristalls (links), Schkuderöach (rechts). 
schon in frühester Zeit bevölkert war und emsige Arbeiter 
aufwies. Seinen bekanntesten Ruf trägt er einzig durch 
die romantisch gelegene Wallerkapelle, welche der Besitzer 
des Wallergutes aus dem Anfang des vorigen Jahr- 
Eferding, zerstörte Pupping und zog dann gegen Linz, 
der vierte (stärkste) Teil unter Stephan Fadinger mar¬ 
schierte nach Wels. Dort trennte sich dieses Heer wieder: 
ein Teil zog nach Lambach, Schwanenstadt, Vöcklabruck, 
Hunderts, Georg Eizenberger, erbauen wollte^ Dieser fand Gmunden; der andere Teil (die Hauptarmee unter Fa- 
in der Freising, unterhalb des Psarrortes St. Ulrich bei 
Steyr, ein eisenbeschlagenes Kästchen mit französischem 
Geld, welches die Feinde bei der letzten Invasion zurück¬ 
gelassen hatten. Er plante eine Kapelle zu erbauen, doch 
sein Projekt kam nicht zur Ausführung. Erst einer seiner 
Nachfolger im Besitze des Wallergutes, Leopold Braud- 
ecker, begann anfangs der fünfziger Jahre des ver¬ 
flossenen Jahrhunderts an einer wildromantischen Stelle, 
am Anfangspunkt der sogenannten Wallermauer, mit 
dem Bau. Brandecker schaffte selbst den größten Teil 
des Baumaterials zur Höhe, zu welcher 230 Stufen 
führen. 1854 ward die Kapelle vollendet und dieselbe 
zu Ehren der Gottesmutter geweiht. Den zur felsigen 
Höhe anstrebenden Kreuzweg neben der Stiege erbaute 
Brandecker fünf Jahre später. Infolge ihrer romantischen 
Lage erfreut sich die Kapelle, deren Bild wir nachstehend 
bringen, ständig wachsenden Besuches. 
Walkerkapeile im W«t)köachgralien. ®ot. Hart-r-Hart, StM 
dinger) gegen Kremsmünster und Steyr. Von dort 
wandte sich ein kleinerer Teil nach Enns, um diese Stadt 
zu belagern, der größere Teil (40.000 Mann, 20 
nonen) unter Fadinger über St. Floriau gegen Linz, 
um diese Stadt einzuschließen (6. Juni). Ueberall, wo 
die Bauern hinkamen, wurde geplündert, gesengt und 
gebrannt, manche, die nicht mittun wollten, aufgeknüpft, 
katholische Priester verjagt oder ermordet. Im Haupt¬ 
lager vor Linz war es nun eine Zeit ruhiger, da die 
Stände gern Unterhandlungen beginnen wollten und 
außerdem viele Bauern zur Arbeit nach Hause gehen 
mußten. Dafür waren die Bauern des Mühlviertels um 
so ungestümer. Dort vereinigten sich zahlreiche Bauern 
ans allen Pfarren des oberen Mühlviertels, besetzten 
Rohrbach (26. Mai), Schlägl (3000 Bauern eroberten 
das Stift), Aigen, Haslach; im unteren Mühlviertel 
wurde alles erobert bis auf Freistadt, das seit 28. Mai 
von 5000 Bauern belagert wurde. Auch im Mühl¬ 
viertel plünderte man überall, wo man hinkam, 
die Pfarrhöfe und verwüstete die Bauernhäuser 
jener, welche sich nicht der Bewegung anschlossen. 
Am 7. Juni kam Fadinger von Ebelsberg her 
gegen Linz und schloß am 8. Juni einen Waffen¬ 
stillstand zu Unterhandlungen. Am 9. Juni schon 
rückten die Bauern des Mühlviertels zur Belagerung 
von Linz gegen Urfahr heran; auch sie hielten über 
Aufforderung Fadingers Waffenstillstand. 
In einem halben Monat hatten die Bauern 
fast ganz Oberösterreich unterworfen, soweit es da¬ 
mals zu Oesterreich gehörte; die drei noch nicht 
eroberten Städte (Linz, Enns und 
Freistadt) wurden von großen 
Scharen eingeschlossen. (Freistadt 
siel am 1. Juli.) 
Die nächsten Wochen wurden 
durch nutzlose Unterhandlungen 
ausgefüllt, wobei auf beiden Seiten 
Uebergriffe geschahen, besonders 
aber die Bauern, ermutigt durch 
ihre bisherigen Erfolge, einen gro߬ 
sprecherischen Ton anschlugen und 
alle ihre Forderungen erfüllt sehen 
wollten. Da die Verhandlungen zu 
keinem Ende führten, entschloß sich 
Fadinger am 24. Juni zur Be¬ 
lagerung von Linz. Schon am 
28. Juni wurde Fadinger bei einem 
Jnspizierungsritt vor dem Sand- 
hause in Linz schwer verwundet 
und starb ant 5. Juli in 
Ebelsberg. An ihm verloren 
die Bauern ihren begabtesten 
und angesehensten Führer, 
dem sie blind vertranten; 
mit seinem Tod wich all¬ 
mählich auch der Stern des 
Glückes von der Sache der 
Bauern. Sein Nachfolger 
wurde Achaz Millinger, der 
beiweitem nicht das An¬ 
sehen Fadingers und dessen 
Macht über die Bauern 
besaß. 
Linz wurde während¬ 
dem ordentlich belagert 
und mehrere Teile der 
Stadt in Brand ge¬ 
schossen. Die Stände such¬ 
ten die Bauern noch 
immer durch Patente zu 
beruhigen. Aber damit 
richteten sie nichts aus. 
Die Bauern brandschatzten 
weiter diejenigen im Lande, 
die nicht mithalten wollten 
und errichteten starke 
Lager, von denen das 
größte in der Weiberau bei Weibern im Hausruck¬ 
viertel war. Die Belagerung von Linz ging mit wech¬ 
selndem Erfolg weiter; einmal gelang es sogar 340 
bayerischen Soldaten auf sechs Schiffen nach Linz zu 
kommen; öftere Stürme der Bauern wurden ab¬ 
geschlagen, besonders am 21. Juli, wo allem bei 
500 Bauern fielen. Immer wieder boten die Auf¬ 
ständischen unter Androhung von Mord und Brand 
alle Einwohner des Landes auf. 
Als nun keine Aussicht auf einen kommenden 
Frieden war, erhielt der kaiserliche Feldherr Oberst 
Löbel am 22. Jnli den Befehl, aus Niederösterreich 
ins Land einzumarschieren und Gewalt anzuwenden. 
Er kam mit 1500 Mann. Zuerst befreite er das belagerte 
Enns. 12.000 Baueru lagen vor der Stadt, sie wurden 
zersprengt und 500 blieben tot. Von dort rückte er über 
St. Florian und Ebelsberg gegen die Stadt Linz vor. 
(Fortsetzung folgt.) 
SchützenHauptmann 
in Wrol (Wnlschgau). 
Das <Lin;ertor in Areistadt. 
Zum Artikel: Oberösterreich in den verschiedenen Kriegszeiten. 
Wmlito Biege übet Italien. 
In seinem ergreifenden Aufruf an seine Völker an¬ 
glich der Kriegserklärung Italiens beschwört Kaiser 
Franz Joses die großen Erinnerungen seiner Jugend 
herauf, die sich an die Namen Novara, Mortara, En- 
stozza und Lissa knüpfen. Es ist die unerbittliche Wahr¬ 
heit der Vergangenheit, daß die Fürsten und Völker 
Aus Tirol: Musikkapelle aus dem Hrödnertak.
	        
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