Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 24 1915 (Nr. 24 1915)

Anficht vom Wallfahrtsort Altötting- 
(1912) um so größer und prunkvoller. Altötting zählt 
mit Lourdes und Kevelaer zu den größten Marien¬ 
wallfahrten, hinter denen Einsiedeln, Maria Zell, Loreto 
und andere mit ihren 100.000 bis 200.000 Kommuni¬ 
kanten zurückstehen müssen. 
Maria Zell liegt in Steiermark und ist die speziell 
österreichische Wallfahrt. Hier suchten Oesterreichs Herr¬ 
scher und Volk in bedrängten Zeiten unter dem Schutz¬ 
mantel Marias Zuflucht. Die Gnadenkapelle befindet 
sich innerhalb der großen Kirche. Doch findet man im 
Gegensatz zu Altötting, wo man nebst der Gnadenkapelle 
vier größere Kirchen und zwei besuchte größere Kapellen 
findet, hier nur eine Kirche. Die Schatzkammer ist reich. 
Bilder der schmerzhaften Mutter Gottes findet man 
vor allem in Adlwang, Pöstliugberg und an vielen 
anderen, früher schon aufgezählten Orten. 
Mögen diese Zeilen beitragen, die Liebe zu Maria 
zu vermehren; mögen die Bewohner des marianischen 
Landes Oberösterreich stets treue Verehrer der Gottes¬ 
mutter sein und bleiben in Tagen des Unglückes und 
des Glückes. Und die Gnadenorte, sie mögen stets wahre 
Gnadenorte bleiben für unser Volk in geistlichen und 
leiblichen Nöten. 
Katholisches Volk von Oberösterreich, gehe zu Maria, 
verehre Maria, rufe Maria an, sie ist ja die Hilfe aller 
Maria Hilf bei Passau. 1622 wurde die 
Wallfahrt gegründet. 1627 zählte man schon 
10.570 Kommunikanten, 1644 bis 1664 schwankte 
die Zahl zwischen 20.000 bis 30.000. 1702 waren 
zum ersten Male über 100.000; 1738 erreichte man 
den höchsten Stand der Kommunionen, nämlich 125.000. 
Von 1890 bis 1900 war der durchschnittliche Stand 
der heiligen Kommunionen etwa 50.000. Das Gnaden¬ 
bild ist ein getreues Abbild des Maria Hils-Bildes 
von Lukas Crauach, das 1611 Fürstbischof Leopold 
von Dresden nach Passau brachte und das 1650 in 
Innsbruck ausgestellt wurde. 1624 bis 1627 wurde 
die jetzige Kirche gebaut. 1.627 war auch der Stiegen¬ 
gang °mit den 321 Stufen schon fertiggestellt Viele 
Fürsten, Kaiser und Könige, Bischöfe und Prälaten 
kamen hieher wallfahrten. 1625 bis 1667 zählte man 
822 Gebetserhöruugen, 1668 bis 1686 wieder 256, 
1687 bis 1710 deren 328, 1711 bis 1745 wieder 535. 
Viele Wallfahrer aus nah und fern, besonders auch 
aus Oberösterreich, kommen nach Maria Hilf, dem 
„Hilfberg", um da zu beten und Hilfe zu suchen. 
In Oberösterreich wurden seit 1626 (Peuerbach) bis 
ins 19. Jahrhundert viele Maria Hils-Kapelleu gebaut. 
Die bedeutend»;« ist jetzt -Maria-Schmolln. 
Altötting in Bayern: Bayerns größte-Wallfahrt. 
Die Wallfahrt entstand zur Zeit 
des heiligen Bischofs Rupert 
von Salzburg um 700. Da¬ 
mals wurde die Gnadenkapelle 
gebaut (wenn diese nicht schon 
aus heidnischer Zeit stammt). 
1518 wurde der rückwärtige 
Teil der heiligen Kapelle ge¬ 
baut; die zwei Seitenaltäre in 
dieser stiftete 1668 der Propst 
von Spital am Pyhrn. Der 
Silberaltar in der Gnaden¬ 
kapelle wurde 1904 hergestellt. 
Altötting ist die berühmteste 
und bedeutendste Wallfahrt weit 
und breit. Die Zahl der jähr¬ 
lichen Kommunionen schwankt 
zwischen 250.000 bis 300.000. 
Jährlich werden 12.000 bis 
16.000 heilige Messen gelesen. 
Die Gnadenkapelle steht <i 
auf einem freien Platze J 
und ist mit einem gedeckten 
Gange umschlossen, in dem mß, 
t die Bilder mit Darstel- M ^ 
hingen von Wundern 
Sk und Gebetserhöruugen 
aufgehängt sind. In der 
I großen gotischen Psarr- 
M kirche ist die Uhr mit dem 
Tod sehenswert. Auge- 
Tr . baut an die Pfarrkirche • 
ist die Schatzkammer, in - v /■ 
Ä der sich unter anderem y 
M auch das berühmte gol- 
M bene Rößl befindet. Die 
)| Magdaleneu-Kirche zeigt 
I sehr schöne Stukkaturar- 
|j| beiten; auch ber Kougre- 
||f gatioussaal, in bem bie 
M Devotionalien geweiht 
werben, ist sehenswert. 
Etwas büster ist bie alte 
St. Anna-Kirche, basür 
aber bie neue St. Anna- 
Schützengraben hat sein Faß Wein (pro Mann unb 
Tag einen halben Liter), hat Kuh unb Kalb, Hunbe 
unb Hühner, Kaninchen unb — jetzt, nach längerem 
Aufenthalte — auch bies unb jenes Ungeziefer. — Im 
Orte selbst gibt's nichts mehr zu kaufen als ein Viertel 
Wein unb bann unb wann sogar ein Glas Bier. Diesen 
Verschleiß besorgt über Austrag unb auf Rechnung bes 
Kommaubos einer unserer Schützen in einem verlassenen 
Wirtshause, von uns ,Znr Schützeulisl' getauft." 
< «$ 
| Die beiden Wrroundeten. 1 
t % 
g man rief mich tpät abends ins sazarett; g 
Zroei Sterbende lagen auf einem Bett. X* 
1 Der eine ein Deutscher aus Pommernland, 
% Der andre ein Welscher oom Seineltrand. ^ 
$ Cs roar nicht zu helfen, es nahte der Tod. K 
§ Da rief der franzofe in feiner flöt: A 
„Verflucht fei der Kaiser, der sRordgefell’! A 
g Ich roürd’ ihn erwürgen, hätt’ ich ihn zur Stell’! ^ 
% kr lieh feine Heere zur Schlachtbank ziehn, « 
5 Den Thron ihm zu sichern. — Gott ftrafe ihn!“ 
'» A 
K Daneben lag ruhig der deutsche lUann K 
^ Und sah voll Ergebung zum Himmel hinan. $ 
E €s leuchtet fein fluge; er reicht mir die Hand: ** 
6 „Ich sterbe für König und Vaterland!“ 
M „Sedanlieder“, 1878 M 
Von Michael Kaltenbrunner, Kooperator. 
Mit vielen Bildern.) (Fortsetzung.) (Nachdr. verbot.! 
Nachahmung stmben auch anbere große unb berühmte 
Wallfahrtsorte in unserem Lanb, so u. ct.: 
Wallfahrtsort Maria Zell: Gnadenattar. 
ober Kapuzinerkirche 
|>ie Wallfahrtskirche Maria Zell.
	        
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