Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 24 1915 (Nr. 24 1915)

YjT m 
dann scheint es freilich, als sei diese deutsche Treue nie 
verschwunden gewesen. „Deutsche Frauen — deutsche 
Treue. . — „ Der alten Barden Vaterland, — dir, 
Vaterland der Treue . .so klang und klingt es an 
allen Ecken und Enden. Aber — es 
war doch vielfach eitel Klang. Musik für 
vaterländische Festtage. Man berauschte 
sich daran. Es war so schön, sich das 
„Volk der Treue" zu heißen und es gab 
jedem einzelnen etwas von einem goldenen 
Heiligenschein um das Haupt. Ja, dieser 
Heiligenschein war sehr billig. Er wurde 
zu den Begeisterungsstunden eines abend¬ 
lichen „Banketts" getragen und am 
anderen Tage mit dem Frack und der 
weißen Binde wieder säuberlich in den 
Schrank geschlossen. 
Ja, im Ernst: Wie oft habe ich in 
den Tagen vor dem Krieg das Wort ge¬ 
hört: Wir Deutsche müssen mit unserer 
Gefühlsseligkeit endlich einmal aufhören. 
Wir müssen von den Engländern die 
kalte und nüchterne Berechnung lernen. 
Treue — das mag ganz gut sein für 
poetische Gemüter. Aber wer ein Geschäft 
machen will, der kann nach nichts anderem 
fragen als — nach dem Nutzen. Sonst 
soll er die Hände von dem praktischen Leben lassen. 
Er taugt einfach nicht dazu, wenn er sich um irgend 
etwas anderes bekümmert als um die einfache Frage: 
Wieviel gewinne ich? Die Frage: Wie stehe ich dabei 
mit meinem Gewissen da? durfte keine Rolle mehr 
spielen. Das war die „Schule", in die wir Deutsche nach 
der Anweisung unserer besonders klugen „Volksführer" 
gehen sollten. Gefühle sind Luxus — die gestattet man 
sich meinethalben Sonntags. Dann können sie nichts 
schaden, wenn die Arbeitsstube geschlossen ist. 
Wer wird diese Melodie noch zu singen wagen, jetzt, 
wo der Hochgesang von der Treue als der höchsten 
Heldenkraft durch die deutsche Welt tönt? Eines, hoffe 
ich, wird aus dieser Zeit als bleibendes Gut heraus¬ 
kommen: Der „Geschäftsstandpunkt" muß als undeutsch 
gebrandmarkt bleiben! Und dafür muß wieder die alte 
deutsche Treue zuerst und zuletzt stehen an unserem Himmel 
und auf unserer Erde! Dann sind wir nicht umsonst in 
die harte Schule der Treulosigkeit unserer falschen Freunde 
gegangen! 
Und fragt ihr mich, warum ich das Hohelied von 
der Treue gerade jetzt finge? Ei, weil ich damit unsere 
Herzen und Hände himmelan heben will. Wirklich, in 
des Wortes wirklichster Bedeutung. Himmelan! Denn 
„Treue", das ist das himmlische Wort, das uns unseres 
Gottes Herz malt! Als wir dieser Tage unterm Nacht¬ 
himmel gingen und die Sterne ihre geruhsame Bahn 
da oben gehen sahen, da floß es uns aus der Brust: 
„Wie geht da alles seinen gewiesenen Gang, ohne Seiten¬ 
sprünge, alles, wie es sein muß, von Ewigkeiten her bis 
in die Ewigkeiten hinaus." Die Natur ist doch das 
wunderbarste Bild der sich stets gleich bleibenden Treue. 
Auf nichts können wir uns so sehr verlassen als auf die 
Schrift, die auf den Blättern der Natur zu lesen ist! 
Ja — da offenbart sich das tiefste Geheimnis Gottes: 
seine unwandelbare Treue und das ist „unsere Zuflucht 
für und für"! 
Jetzt, wo wir irr werden müssen an Menschenwort 
und Menschenherz, steht fest und klar Gottes Treue vor 
uns: „Er wird uns nicht verlassen, noch versäumen." 
Das Volk, dessen Herzschlag Treue heißt, hat das Recht 
und den Mut zu dem Glauben: „Treue um Treue! 
Gottes Hand in der unseren! So brechen wir durchs 
Gehege!" 
Der wiedergenesene König Konstantin 
von Griechentand. 
Krocketspiel tut Keservespitak Areinöerg öei Linz. 
(Phot. Kirchberger, Theolog.) 
M De Gkk«M In SilDtiEl. 
Der „Tiroler Anzeiger" erhielt von einem seiner 
Mitarbeiter folgenden Feldpostbrief: „Habt keine Sorge 
daheim über das Waffenglück eurer Väter und 
Brüder, habt keine Sorge über das Endresultat 
des Krieges mit dem geschändeten Reiche jenseits 
unserer Tiroler Berge! Ebensogut wie der Geist 
und die Stimmung unseres Truppenkörpers ist 
der Gesundheitszustand. Die vorzügliche Ver¬ 
pflegung trägt natürlich sehr viel zur Gesundheit 
bei. Am frühen Morgen nach dem „schwarzen 
Frühstück" beginnen wir mit einer Feldmesse das 
Tageswerk. Da in jeder Kompagnie Priester dem 
Vaterlande als Sanität dienen, ist für die reli¬ 
giösen Bedürfnisse gut gesorgt. Ungemein erfreulich ist 
der religiöse Geist unter uns. Es wird viel und innig 
gebetet und der Empfang der heiligen Kommunion über¬ 
trifft alle Erwartungen. Untertags wird fleißig gearbeitet, 
abends sitzt man zu einem gemütlichen 
Gedankenaustausch zusammen unb betet, 
vor den Schützengräben liegend, kniend 
oder sitzend, den Rosenkranz in der Hand, 
dieses erbauliche Abendgebet. Der Wacht- 
dienst kennt natürlich keine Unterbrechung. 
Bei Tag und Nacht lauern die Patrouillen 
oder sie schleichen sich bis auf 100, 200 
Schritte an den Feind heran, um sein 
Tun und Lassen und seine Stärke aus¬ 
zukundschaften. Zwischen unserer und der 
feindlichen Stellung liegt ein geräumtes, 
größeres Dorf. Diese vom Feind bedrohte 
Ortschaft haben wir natürlich von allen 
Dingen geräumt, die der Armee oder 
einem Truppenkörper dienen können, eine 
mühsame Arbeit, da jedes requirierte 
Stück aufgezeichnet werden muß, um 
seinerzeit die Vergütung leisten zu können. 
Zwei Wagen Kupfer {für die Kriegs 
metallsammlung), ein Wagen Leder, meh¬ 
rere hundert Kilogramm Salami, Käse, 
Bohnen, Polenta, Wein in Menge, Ver¬ 
bandzeug, Arzneien und Medikamente aller Art, Wäsche 
für unsere Feldspitäler, kurzum alles, was wir und andere 
Truppenkörper brauchen können, wurde mit Beschlag be¬ 
legt, bevor es dem Feinde in die Hände fällt. — Jeder 
Wilder ans Südtirol: Warien-Sänle in Mozen, im 
Kintergrnnde die Wosengartengrnppe. 
General Kdnard von Mym-Krmoili, 
der Eroberer Lembergs. 
Am Gage der Knndmachnng der allgemeinen Mobilisierung in Linz. 
Ansammlung erregt plaudernder Menschengruppen vor den Aushängtafeln des „Linzer Volksblatt". 
(Phot. Schwarz, Linz.)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.