Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 12 1915 (Nr. 12 1915)

Auf Anregung des Erzbischofs von Köln, des Kardinals von Hartmann, wurde^ür bie beut^en ""ü ^"^mann. 
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nnb bie nähere Umgebuug, so baß für eine stimmungsvolle Andacht Gewähren ^ ^obi-s unb bie SÄSR &„»Ä 
Es kräftigt den Krieger, es kostet ihn nischt 
Drum jeder sich froh dazu dränget. 
Und kommen einmal wir im Dunkel der Nacht 
Zum Mittagbrot endlich, so grüßt uns zum Lohne, 
Für Kämpfen und Schaffen in blutiger Schlacht, 
Die dampfende Gulaschkanone. 
Und in der Tat kann die Menage an Gefechtstagen 
sowie bei dem Maulwurfleben in den Schützengräben in 
der Regel erst beim Anbruch der Dunkelheit verabfolgt 
werden. Und liegen die Truppen längere Zeit sich gegen¬ 
über, so kommen sie nicht allein mit dem Feuer, sondern 
auch mit dem Gefühl der Gleichheit in der Magenfrage 
einander näher. Und so kommt es, daß beide Teile nicht 
selten durch ein stillschweigendes Übereinkommen die un¬ 
gefährlichen Gulaschkanonen aus beiden Seiten an die 
Schützengräben unbehelligt herankommen lassen, um nach 
dem Mahle das blutige Handwerk wieder fortzusetzen. 
Es sei noch bemerkt, daß die Verpflegsartikel zum Teil 
im Lande selbst durch Kauf beschafft, zum überwiegenden 
Teile aber aus dem Hinterlande mittels der Eisenbahn, 
der flüchtigen Feldbahnen und der Verpflegsstasfeln zu¬ 
geschoben werden. Nach den immer wiederkehrenden über¬ 
einstimmenden Aussagen der Gefangenen wird unser Ver- 
pslegswesen als musterhaft. unb beneibenswert bezeichnet. 
Das Feinbeslob stellt somit unserer Heeresverwaltung bas 
beste Zeugnis aus. Unser ausgezeichnet organisiertes Ber- 
pflegswesen begrünbet mit ber kampfesfrohen Begeisterung 
unb bewunberungswürbigen Ausbauer unserer braven 
Truppen, bei volienöeter Schulung unb technischer Aus¬ 
rüstung unb nicht zuletzt bans ber überlegenen Führung 
ungeachtet ber zahlenmäßigen Überlegenheit bes Feinbes 
nnverweigerlich ben glücklichen Ausgang bes Krieges. Unb 
sv können wir mit unerschütterlicher Zuversicht in bas 
Morgenrot einer glücklichen, herrlichen Zukunft blicken! 
te WernmWil »m "ülamilEE 
Geschichtliche Erzählung von Alfred Hoppe. 
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) 
Da war es Wohl an ber Zeit, ben Himmel um feine 
H'lfe zu bestürmen unb ben Schutz Mariens, ber mäch¬ 
tigen Gnabenmutter, für ihr Heiligtum zu erflehen. Weiber 
unb Kinber, bie ja als Flüchtlinge aus ber ganzen Um¬ 
gebung gar zahlreich ans bem Berge vertreten waren 
ttutrbett aufgefordert, bie Rolle bes betenben Moses auf 
bem Berge zu übernehmen; Tag unb Nacht waren be¬ 
stimmte Abteilungen Beorbert, welche knieub vor bem hei¬ 
ligsten Sakramente zu beten unb zu singen hatten, auf 
daß Gott ber Herr gnäbtg sei, unb sich ber Bebrängten 
erbarme. Währenb in solcher Weise brinnen im Gottes¬ 
hause bie heißesten Gebete zum Himmel stiegen, sprach 
braußen auf ben Wällen unb Mauern ber Munb ber 
Geschütze eine härtere, stärkere Sprache. Dumpf bröhnten 
bte mächtigen Mörser unb unaufhörlich knatterten bet- 
Mschen dte scharfen Schüsse aus ben Musketen unb 
Büchsen. 
Vierzehn Tage schon hatte bie schwere Belagerung 
gewährt, ohne baß es ben wilb anstürmenben Schweben 
gelungen wäre, in bie Mauern eine größere Bresche zu 
schießen, geschweige benn ben Berg mit Gewalt einzu¬ 
nehmen. 
Da verbreitete sich urplötzlich eine Schreckensnachricht 
tu ber belagerten Festung. Von allen Seiten, so hieß es, 
schleppten die Schweden Reisig zusammen, führten auch 
große Holzstämme ans ben benachbarten Wälbern herbei 
unb türmten sie ant Fuße bes Hügels zu großen Scheiter¬ 
haufen zusammen; unb immer mehr unb mehr bes Brenn¬ 
materials häuften sie ringsherum auf; sie wollten bie 
Festung offenbar ausräuchern. 
2?on Munb zu Munb lief diese Schreckensmäre unb 
eine furchtbare Panik bemächtigte sich ber Besatzung 
Weiber unb Kinber kreischten laut auf unb liefen wie wahn- 
sinnig umher; vergebens juchten einige beherzte Männer 
bie tobenben Massen in Ruhe zu bringen. 
* Da erklangen plötzlich in harmonischem Geläute sämt¬ 
liche Glocken an ben Türmen ber Kirche; ihr Klang war 
wie ber Klang bes Friebens unb ber hoffnungsvollen 
Verheißung. Mechanisch, fast willenlos folgte bas Volk 
biesen Klängen unb eilte zum Gotteshause. Dort aber 
staub auf ber Kanzel, biesmetl nicht mit bem Schwerte 
in ber Hanb, sondern angetan mit Rochett nnb Stola, 
?prior Kordecki. Unbewegt, wie aus Marmor gemeißelt, 
stand er da, und während das Volk weinend und laut 
betenb bie weiten Hallen bes Heiligtums füllte, zuckte ber 
Priesterhelb auch nicht mit ber Wimper. 
Schon seine Gegenwart allein wirkte mit magischer 
Gewalt, unb erleichtert blickten bie Zagenben unb Wei¬ 
lten ben zu ihm empor unb ihre Seele warb mit neuem 
Mute erfüllt. Doch lange wollte es nicht stille werben 
ri Da öffnete sich ber Munb bes Priors, unb mit 
starker Stimme rief er über bie zaghafte Menge hin ein 
gebieterisches: 
„Ruhe!" 
Da warb es totenstill im Hause bes Herrn. 
„Vertrauen! Vertrauen auf Gott unb Vertrauen 
auf seine heilige Mutter Maria," bas war ber Inhalt 
seiner kurzen, kernigen Rebe. 
„Es brennt! Es brennt!" schrie ba plötzlich von 
braußen herein eine Stimme. 
„Es brennt! Es brennt!" riefen zwanzig, riefen hun¬ 
dert Stimmen kreifchenb nach. 
„Ruhe!" tönte es mächtiger als zuvor. Unb nochmals 
gelang es btefer gewaltigen Stimme, ben entstanbenen 
Lärm zu unterbrücken. 
„Und brennt auch braußen wilbes Feuer, wohlan 
auch in unserem Innern soll bas Feuer heiligsten Gott- 
vertrauens auslobern! Kommet, lasset uns Gott preisen 
in lauten Liebern! Unb bie Fenster soll man öffnen, bamit 
auch unsere Feiube braußen es hören, auf wessen Hilfe 
unser ganzes Vertrauen gerichtet ist." 
Unb wirklich würben auf solchen Befehl hin bie Fen- 
fter geöffnet und gleichzeitig brauste der Orgel hehrer 
Klang burch bie Hallen, unb mit ben Orgeltönen ver¬ 
einten Hnnberte von Menschen ihre bittenbe Stimme unb 
schrien zu Gott ans um Hilfe. 
Unterbefsen warb ber Himmel rot von wallender Glut 
und branbiger Geruch bmng burch bie Fenster herein 
Hte unb ba warb ein Schrei laut, ein ängstlicher Ruf 
aus Ktnberntunb, ober gewaltiger als zuvor klang ein 
Gebetssturm zum Himmel: 
„Salve Regina, Mater misericordiae!“ 
Vielleicht war an biefer heiligen Stätte noch nie zu¬ 
vor so innig gefleht nnb gebetet worben, als bamals in 
jener ernsten, entfeheibenben Stunde. Staunen ergriff bie 
Schweden braußen über solches Singen, über solches Gott- 
vertrauen. L>o rangen wohl eine Stunde miteinanber 
die Flammen bes brennenben Holzes unb die noch 
heißeren Flammen glühenden Gebetes. 
Müssen Bet den Soldatengräöern il)rer gefalkenen Kameraden in Steyr. 
(Phot. Harter, Steyr.) 
-Landwehr-Keldweket Kmik Gärtner ans Steyr, 
welcher als Erster auf dem nördlichen Kriegsschauplatz bie 
©otbene Tapferkeitsmedaille erhielt und für bas Eiserne Kreuz 
vorgeschlagen ist. Er ist ein gebürtiger Steyrer. 
(Phot. Harter, Steyr.)
	        
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