Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 12 1915 (Nr. 12 1915)

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Sonntag, 25. April 
EN 
Die MUW« im NIM. 
Aus dem Feldpostbriefe eines Militärverpflegs- 
osfizials. 
Wenn auch nicht der Hagel der Ge¬ 
schosse auf uns niederprasselt, wenn auch 
die Schrapnells und Granaten wohl nur 
selten um unsere Ohren sausen und heulen, 
so braucht wohl doch nicht gesagt zu werden, 
daß wir nutzlos im Felde stehen. Denn 
wir bilden „des Heeres Futterkrippe" 
und schaffen durch die Verpflegung der 
Truppen die unerläßliche Vorbedingung 
für den Erfolg der Waffen. Denn, daß 
dem Brot und Fleisch und allem übrigen, 
was Leib und Seele Zusammenhalt, der 
gleiche Wert und die gleiche Bedeutung 
zukommen, wie der Munition, liegt klar 
auf der Hand. Ein durch Hunger er¬ 
schöpfter Soldat ist eben Null und zählt 
im Gefechte nicht mit. Darum werden 
stets im weitesten Umfange alle Ma߬ 
nahmen getroffen, um durch eine reichliche 
und kräftige Ernährung unsere Truppen 
gefechtstüchtig zu erhalten. Die Kriegs¬ 
verpflegung für Mann und Pferd wird 
in drei Größen verabreicht: in erster Linie 
und grundsätzlich als die „volle Portion" 
oder als „Normalportion" oder endlich in 
Fällen der Not als „Reserveportion". 
Die volle Portion ist sehr reichlich be¬ 
messen und bietet dem Manne etwas 
mehr, als zur Erhaltung seiner Kräfte 
notwendig ist. Die Dolle Portion umfaßt 
täglich 700 Gramm Brot (also einen 
halben Wecken), 400 Gramm Rindfleisch, 
130 Gramm Gemüse (oder ein Kilogramm 
Kartoffeln), zwei Portionen gutgezuckerten 
Kaffee, 36 Gramm Rauchtabak, 20 Gramm 
Fett, einen halben Liter Wein (oder ein 
Zehntel Liter Rum) und eine Portion 
Tee. Bei der Normalportion entfällt 
der Wein (Rum), das Gemüse ist auf 
100 Gramm und der Tabak auf 18 Gramm 
beschränkt. Aber auch diese 
Portion gewährleistet selbst 
bei einer länger andauernden 
täglichen Verabreichung eine 
hinreichende Ernährung. Bei 
der Reserveportion ist das 
frische Fleisch durch eine 
Fleischkonserve (200 Gramm) 
und das Brot durch Zwieback 
(200 oder 400 Gramm) er¬ 
setzt. Die Reserveverpflegung 
wird nur dann angewendet, 
wenn die Verpflegung an 
Ort und Stelle nicht auf¬ 
gebracht werden kann und 
wenn weder die Fahrkuche 
oder der Proviantwagen, noch 
auch der Verpflegsstaffel zu 
der Truppe gelangen kann. 
Für jeden Mann ist teils 
im Tornister, teils auf dem 
Proviantwege die Verpfle¬ 
gung für sechs Tage sicher ge¬ 
stellt und wird nach Verbrauch 
so rasch wie möglich ergänzt 
oder ersetzt. Die Kämpfe und 
Gefechte bringen es freilich 
mit sich, daß bisweilen von 
den Truppen Genügsamkeit 
und Fähigkeit zum Entbehren 
gefordert werden muß. Hierin 
gehen unsere Offiziere den 
Soldaten stets mit gutem 
Beispiel voran. Einen un¬ 
schätzbaren Dienst leisten für 
die Verpflegung der fahrbare 
Feldbackofen und die Fahr- 
Kin Frostöikd: . . . uni» geße I>ir den Arieden. 
Nach einer Zeichnung von Ernst Grundl. 
Krinnernng an die Wovil'isiernng 1914: Menage im Kos des Poöretsöergerhanses, Linz. 
Im Vordergründe die appetitlichen Fleischportionen. (sßtjot. Schwarz, Linz.) 
küche (die Gulaschkanone), insbesondere 
bildet der fahrbare Feldbackofen den Stolz 
unserer Armee, wird er doch in der Lei¬ 
stungsfähigkeit in keinem anderen Staate, 
ja nicht einmal von unseren deutschen 
Waffenbrüdern erreicht. Der Russe voll¬ 
ends blickt mit großem Neid nach unseren 
Feldbäckereien und macht sie mit Vor¬ 
liebe zum Ziele seines Angriffes. Unser 
fahrbarer Feldbackofen ermöglicht es, dem 
Manne täglich frisches Brot zu verab¬ 
folgen. Der Feldbackofen ist ein eiserner, 
auf ein vierrädriges Gestell aufmontierter 
vollständiger Backofen. Es werden schon 
während des Marsches die vorbereitenden 
Manipulationen, wie das Anheizen und 
der Mehlzufatz auf die Halbsauer oder 
Gauzfauer vorgenommen. Das Inbetrieb¬ 
setzen, als Aufschlagen des Backzeltes, 
Ausheizen des Ofens und die Teigbe¬ 
reitung bis zum Einschießen der Teilwecken 
in die Backröhren, erfordert nur zwei bis 
vier Stunden. Es kann somit der Ofen 
selbst an Marschtagen meist zwölf Stunden 
backen. Er liefert in 24 Stunden rund 
3000 Brotportionen ä 700 Gramm, an 
Marschtagen etwa die Hälfte. Nur bei 
strenger Kälte verringert sich naturgemäß 
seine Leistungsfähigkeit um einen Bruch¬ 
teil. In Anbetracht der großen Leistungs¬ 
fähigkeit macht der Feldbackofen oder ge¬ 
wöhnlich mehrere, die zu einer Feld¬ 
bäckerei vereinigt sind, grundsätzlich täglich 
den normalen Marsch mit jener Truppe 
mit, welche er mit Brot versorgen soll. Er 
nimmt am Marschziele sofort den Betrieb 
auf und setzt ihn bis zum Weitermarsche 
fort, so daß das Brot möglichst frisch 
zur Truppe gelangt. Ich kann hier feine 
technische Einrichtung nicht darlegen. Er 
ist aber jedenfalls sinnreich konstruiert und 
liefert ein ausgezeichnetes Brot. Und es 
ist eine rühmlich bekannte Tatsache, daß 
das Feldbrot das sogenannte Kommi߬ 
brot der Kasernen an Güte 
und Schmackhaftigkeit über¬ 
trifft, und selbst eine teilweise 
Surrogierung des Mehles 
durch Kartoffeln vermag feine 
Güte nicht zu beeinträchtigen. 
Bei den Russen hingegen ist 
es mit der Brotverpflegung 
recht kläglich bestellt. Dort 
ist der fahrbare Feldbackofen 
noch ganz fremd. Dann muß 
erst mühsam ein tiefer Graben 
nach Art eines Schützengra¬ 
bens ausgehoben werden, um 
dann aus Ziegeln, Lehm und 
Wellblech eine Bäckerei ein¬ 
zubauen. Da geschieht es nicht 
feiten, daß bei unerwarteten 
operativen Bewegungen der 
Truppe der ganze Plunder 
im Stich gelassen werden muß. 
Einen nicht minderge¬ 
schätzten Faktor in der Ver¬ 
pflegung der Truppen bildet 
die Fahrküche, unsere treue 
„Gulaschkanone". Jede Fahr¬ 
küche bereitet während des 
Marsches die Kost aus Fleisch, 
Suppe, Gemüse und Kaffee 
für 250 Mann. Der Herd¬ 
kasten enthält drei große und 
einen kleinen Nickelkessel, ferner 
ein Bratrohr und eine Pfanne. 
Und es wallet und siedet und 
brauset und zischt, 
Wenn Fleisch und Gemüse 
sich menget.
	        
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