Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 8 1915 (Nr. 8 1915)

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Sonntag, 28. März 
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Die Keldentat eines Koxmsten. 
Es war strenger Befehl gegeben, die Schützengräben nicht zu verlassen. Plötzlich hielt es der Regimentshornist Stephan Gregns nicht mehr aus, er fluchte, sprang aus und blies das Sturmsignal. 
Nach einer Stunde war die Höhe genommen. Der Hornist erhielt einen scharfen Verweis und — wurde sür die Tapserleiisrnedaille vorgeschlagen. 
Kriegsüilder aus dem Lagerleben. 
Der Einjährig-Freiwillige Mediziner Karl Gnsen- 
leitn er schildert in einem Feldpostschreiben eine Reihe 
ernster und heiterer Episoden, die sich bei den Vier¬ 
zehnern in den Kämpfen und im Lagerleben am Duna- 
jee zugetragen haben. In den trefflichen Ausführungen, 
die an einen in Linz wohnhaften Freund gerichtet sind, 
heißt es: 
Im Felde, 25. Februar. 
Seit ich Deine letzte Karte erhalten, hat sich ziemlich 
viel ereignet. Aus unserer zweimonatlichen Ruhe — zu 
tun gab's immer etwas — sind wir plötzlich heraus¬ 
gerissen worden, als es galt, die ungeheuer befestigten 
russischen Stellungen südlich von Tarnow am Dnnajee 
Zu stürmen. Daß es bei einem solchen Angriff viel zu 
tun gibt, kannst Du Dir denken. Bei diesem Sturme 
ist auch Oberleutnant Barisani gefallen, der schon zum 
dritten Male im Felde war, und Leutnant Tan er, 
ein junger, tüchtiger, bei der Mannschaft sehr beliebter 
Offizier, wovon das Leichenbegängnis ein Beweis 
ist. Eine traurig schöne, geradezu erschütternde Feier, 
so einfach, kein Pomp und marktschreierischer Aufzug. 
Voran schritt stumm mit geschultertem Gewehr ein Zug 
unter Kommando des Oberleutnants Hingler, dann 
die 14er Musik, welche, wenn sie auch nur mehr einen 
traurigen Ueberrest darstellt, ergreifende Weisen in ein¬ 
fachster Form den lieben Toten bei ihrem letzten Gange 
als Abschied spielte. Dann folgte in einem einfachen 
Sarge, getragen von braven Vierzehnern, an welchen 
der Todesengel gütig vorbeigegangen, die Leiche des 
beim Sturme gefallenen Herrn Oberleutnants und an¬ 
schließend, in ein Zeltblatt gewickelt, die Leiche des 
Leutnants Toner. Sodann kam der Feldknrat und an¬ 
schließend die Offiziere und Mannschaft, geschlossen ward 
der Zug wieder durch eine Abteilung unter Kommando 
des Herrn Leutnants Retteubacher. 
Am offenen Grabe hielt Oberstleutnant Ontl eine 
kurze Rede und als letzter Gruß krachte eine scharfe 
Salve, die an den von den Russen besetzten Höhen 
weithin ihr lautes Echo fand. Noch nie hat ein Leichen« 
zug auf mich einen so tiefen Eindruck gemacht. Tratten 
standen mir in den Augen und manchem braven Vier¬ 
zehner ballte sich still die Fanst in der Tasche, die Toten 
ja sicher zu rächen. Nun, die Russen hoffen wir bald 
dranß zu haben. Am Tage vor dem Sturm meinte 
Herr Tauer noch lachend: „Ja, Kinder, in 14 Tagen, 
wo sind wir da? Entweder noch hier, oder dem Ruß 
auf den Fersen oder unter der Erde." 
Es interessiert Dich vielleicht, wenn ich einmal in 
kurzen Zügen das Wirken der Sanität bei einem
	        
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