Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 3 1915 (Nr. 3 1915)

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1915. 
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Aas alle Waffenfavrikgeliände in Steyr vom Aachsberg gesehen. 
(Phot. Harter, Steyr.) 
Kin Ariedensvild in kriegerischer Zeit. 
Lonrdes-Kapelle an der Straße nach Margareten im Winterschmuck 
Ende Jänner 1915. (Phot Schwarz, Linz.) 
MattniiMiiiig in friere Zeit. 
In der „Geschichte des Marktes Purgstall" an 
der Erlauf*) lesen wir: „Wie man bei Anwerbung der 
Soldaten vorging, ist den Ratsprotokollen an vielen 
Stellen zu entnehmen. Ich teile einiges daraus mit, 
unt zu zeigen, wie es in jenen Zeiten mit unserem 
Soldatenstande ausgesehen. 
Die Zahl der Mannschaft, die für einen bevorstehen¬ 
den oder schon ausgebrochenen Krieg nötig war, be¬ 
stimmte der Kaiser oder auch die Landes¬ 
regierung. Sie wurde auf die einzelnen Ort¬ 
schaften^ verteilt nach der Anzahl der Häuser. 
Ein Beispiel möge dies anschaulich machen. 
Ich nehme eines aus späterer Zeit, um zu 
zeigen, daß diese Art der Rekrutierung, die 
von der jetzt eingeführten Art der Rekruten¬ 
aushebung so sehr verschieden ist, sich erhalten 
hat bis zn der Zeit Maria Theresias. 
Im Jahre 1745 — es war zur Zeit des 
österreichischen Erbfolgekrieges — erschien ein 
Werbepatent, laut dessen je 27 Wohnhäuser 
einen Soldaten zu stellen hatten. Pnrgstall 
zählte damals 69 Häuser, mußte sonach zwei 
Mann in natura stellen und für die übrigen 
Häuser einen gewissen Geldbetrag erlegen. 
Aber es findet sich im ganzen Markte niemand, 
„der sich für einen Soldaten gebrauchen lassen 
will". ^Der Marktrat meldet dies nach Wien 
und bittet um die Begünstigung, Geld statt 
der zwei Mann leisten zu dürfen; weiter heißt 
r *J Zölestin Schachinger, Benefiziat in Purg¬ 
stall, Niederösterreich. Verlag des Verfassers. 
Der Ilenöair der Waffenfaörik in Steyr, 
wo jetzt fieberhaft an der Herstellung von Gewehren gearbeitet wird. 
(Phot. Harter, Steyr.) 
es in dem Schreiben, „daß jetzt bei dieser gegenwärtigen 
Werbung gar kein wandernder Bursch oder andere va- 
gierende Leut' sich sehen lassen, und wenn auch dergleichen 
vorkommen, so lasse sie die Herrschaft durch ihre aufge¬ 
stellten Landgerichtsdiener hinwegnehmen und als Sol¬ 
daten einschicken. Da wir aber eine derlei Jurisdiktion, 
womit wir solche liederliAe Personen aufheben könnten, 
auszuwerfen oder uns zur Stellung der zwei Rekruten 
nicht bewerkstelligen können, so stellen wir die unter¬ 
tänigste Bitte, den Betrag unseres Kontingents in Geld 
Z)ie Schärdinger Wuven stricken für unsere Soldaten. 
(Kath. Franen-Organisation Schärding.) 
(Phot. Max Reichenbach, Schärding.) 
auszuwerfen oder uns zur Stellung der zwei Rekruten 
einen längeren Termin gnädigst zu vergünstigen. R., 
Richter und Rat des Marktes Pnrgstall". 
Das Gesuch wurde abschlägig beschiedeu und die 
Gemeinde aufgefordert, gleich anderen Parteien ihre 
Rekruten „in natura“ zu stellen. 
Ein anderes Beispiel aus derselben Zeit: Das 
Ratsprotokoll berichtet über die Sitzung des Markt¬ 
rates vom 1, März 1743: „1. Ist das Werbepatent ab¬ 
gelesen worden, mittels welchem 27 Haus einen Mann 
stellen sollen, und da auf die hiesigen Manns¬ 
leute das bewilligte Handgeld (1 Groschen) 
keinen Eindruck macht, so solle mit geschärftem 
Ernst achtgegeben werden auf alle herren¬ 
losen, müßig herumschwärmenden Stänkerer 
oder andere, ihres boshaften Lebenswandels 
incorrible Personen und soll ein Bürger, der 
einen solchen brauchbaren Mann stellt oder 
herbeischafft, einen Speziestaler Prämie er¬ 
halten." Man dachte also bei Anwerbung von 
Soldaten nur an Vagabunden, in deren Er¬ 
greifung die Gemeinde mit der Herrschaft 
wetteiferte, wobei die letztere in bedeutsamem 
Vorteil war, da Bei ihr als Landgericht alle 
Wilddiebe, Tabak- und Mautschwärzer, die 
laut bestehenden Gesetzen stets zum Militär 
einzuliefern waren, auch sonst allerlei Gauner 
eingebracht wurden, wodurch sie billig zu 
Rekruten kam, worum sie die Gemeinde¬ 
väter oft im stillen beneidet haben mochten. 
Einmal handelte es sich — es war im 
Dreißigjährigen Kriege — um Stellung von 
sieben Mann. Auch diesmal „will sich kein
	        
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