Volltext: Kriegsbilder Nr. 35 1917 (Nr. 35 1917)

murmelte etwas, das 
so viel heißen sollte: 
„Gs ist doch noch 
genug Platz, rück' mir 
nicht so nah auf den 
Leib I" Die Dame 
aber, klein, ange- 
nehm rundlich und 
mit blanken, lustigen 
Augen kümmerte sich 
den Teufel darum, 
sondern ließ sich, 
bums, ganz dicht 
neben ihm nieder. Sie 
sah auch nicht seine 
brummige Miene, 
sondern erzählte sofort 
munter darauf los, 
quicklebendig, queck- 
silbrig und sprudelnd. 
Und merkwürdig, 
unbegreiflich, Max 
Heiler antwortete, 
er wurde mit Gewalt 
in diese Strudel hin- 
eingezogen, es gab 
kein Halten und Hem. , -mmm-rm m - -«mm 
men. Er erklärte Z ^ Y • ■■■ 
setner schönen Nach. t'-V' U« »■ »MUWWs 
barin dt- Schiff- und 
deren B-wegunaen " ■ > n .,, * 
und Bestimmungen, ^Und neues Leben blüht aus den Ruinen." Der erste Markt in Kolomea nach der Befreiung von derRussenherrschast. fLul».) 
er sprach sachkundig 
vom Leuchtturm, von den Lootsen und deren schweren Dienst. 
Nun traf man sich täglich auf der Mole und niemals war man um 
ein Gesprächsthema verlegen. Max Heiler hatte sich vorgestellt, und 
erfahren, daß feine neue Bekannte Klara Alsenberg hieß, daß ihr Mann 
kurz vor dem Kriege nach langer Krankheit gestorben sei und daß sie 
nun ganz allein und völlig unabhängig dastehe. „Und meine Lustigkeit, 
die hat mich noch nie verlassen!" erläuterte Klara Eisenberg. Zu Be- 
kannten äußerte Max Heiler mit bedeutsamen Auaenzwinkern, daß er 
auch schon das Alter der Dame wisse: achtunddreißig Jahre, und 
man konnte seinen Worten nicht recht entnehmen, ob er zufrieden, daß 
sie schon so alt, oder betrübt war, daß sie erst achtunddreißig Lenze und 
die da$u gehörigen Winter zählte. 
Täglich waren die beiden zusammen, natürlich immer auf der Mole. 
Darauf hielt Max Heiler mit Hartnäckigkeit. Und seine merkwürdigen 
Ruderfahrten hatte er aufgegeben seit dem Tage, an dem Klara Eisenbera 
ihn dabei im Hafen betroffen und ob der höchst seltsamen „Turnerei^ 
hellauf gelacht hatte. Ueberhaupt konnte sie so unwiderstehlich und 
alle mitreisend lachen. Das kam so recht vom Herzen und ging auch 
zum Herzen. Und als er ihr eines Tages sein schweres Lungenleiden mit 
umflorten Augen und düsterer Stimme vorgestöhnt hatte, da musterte 
sie zunächst seine breite Gestalt, sein volles Gesicht und seinen männ¬ 
lichen, aufrechten Gang und dann lachte sie, lachte laut und lustig, und 
zu dem betroffenen, ja beleidigten Max Heiler sagte sie: „Ach, das 
wird alles nicht so schlimm sein! Ich werde Ihnen die Lungmkrankbeit 
aber einfach fortlachen!" 
Die Lungenkrankheit fortlachen, dieses Wort schien dann doch 
Eindruck auf Max Heiler zu machen. Es hatte ihm ganz entschieden ge- 
fallen, und er schien auch daran zu glauben. — 
Dieses ewige Leben auf der Mole behagte natürlich auf die 
Dauer der beweglichen Klara Eisenberg nicht, und schließlich nötigte 
sie ihn zu einem Spaziergang. Erschrocken, entsetzt lehnte er ab, und 
als sie lachend fragte: „Ja, mein Gott, warum denn nur? Ist es 
denn ein Verbrechen?" da wußte er ganz verdattert weiter nicht# zu 
antworten als: „Jetzt, bei der mangelhaften Ernährung darf man 
nicht so viel gehen, sonst bekommt man zu viel Hunger!" Und wieder 
kam eine Lachsalve aus dem schönen Munde, und Max Heiler ging 
tatsächlich den Strändweg entlang und ein gutes Stück in die waldartige 
Promenade hinein. Als sie ihn am nächsten Tage voller Schelmerei 
fragte, ob er trotz des weiten Weges satt geworden sei. da antwortete 
er lächelnd: „Danke, ja!" Einige Tage darauf machten beide einen 
richtigen Ausflug vom Morgen bis zum Abend. Und dabei muß sich 
etwas ganz merkwürdiges ereignet haben, denn als sie wiederkehrten, 
strahlten beider Gesichter in verdächtig hellem Glänze und fr cf.in sah 
man sie nur untergefaßt auf der Mole und am Strande. 
Und noch zwei Wochen weiter — die notwendigen Papiere waren 
inzwischen gekommen — fand die Trauung des Paares in der kleinen 
Dorfkirche statt, der erste Gang aber nach der Eheschließung war auf 
die Mole, das glaubte die junge Zfrau ihren Ehemann schuldig zu sein, 
und der freute sich ganz imbändig über diese zarte Aufmerksamkeit 
seiller Eheliebsten. Aber auch die anderen Badegaste freuten sich über 
das stattliche Paar und einer sagte: 
„So nun hat der Molen-Mann seine Molen-Frau bekommen!" 
wkYsfftKj&i 
Vor Czernowitz. Auf dem Gefechtsstande des Armeeführers Generaloberst von Vöhm-Ennolli vor Czernowitz, 
»Bufa.)
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.