Volltext: Kriegsbilder Nr. 13 1917 (Nr. 13 1917)

Glocken- 
Bon Fritz Mtel»rt«Dortmund> 
Mit vier Aufnahmen vom Mrsasser, 
gegossen, und zwar besteht dBS Glocken» 
metall aus einer Legierung-von Kupfer 
und Zinn im VerhiiltnisKon 4zu 1. 
Neuerdings stellt mit. beachtenswertem 
Erfolg ein großes Eisenaießereiwerk 
gl Gußstahl in Westfalen Glocken aus 
ußstahl her. welche im Klange von 
den Bronzeglocken sich wenig unter» 
scheiden, dafür aber den Vorzug der 
Billigkeit und größeren Haltbarkeit 
.besitzen sollen. Diese Glocken, und 
dazu gehören auch fast sämtliche 
Glocken der «eueren Berliner Kirchen, 
sind in der glücklichen Lage, eine Be¬ 
schlagnahme nicht fürchten zu brauchen. 
Ilm den Klang der Gußstahlglocken 
weicher zu gestalten, setzt man Bronze» 
zapfen in den Glockenrand und den 
Klöppel dieser Glocken, die um so 
prächtiger klingen, je tiefer sie gestimmt 
DaS herannahende Osterfest, das 
dritte im Kriege gefeierte, mit seinem 
Glockengeläut« mahnt diesmal be- 
sonderü eindringlich'an den Ernst der 
Zeiten. Sind doch nunmehr auch die 
Kirchenglocken beschlagnahmt und eS 
soll demnächst ihre Abnahme erfolgen, 
soweit es bereits nicht schon geschehen 
ist. Zugleich ist aber auch bestimmt 
worden, daß wenigstens eine Glocke 
überall verbleiben soll zur Ausübung 
des kirchlichen Geläutes. Die Be- 
schlagnahme der Glocken ist nichts 
neues, sondern in allen früheren großen 
Kriegen, seit es Kanonen gibt, schon 
der Fall gewesen. Ja, wie eng Glocken 
und Kanonen trotz ihrer weit auSein« 
andergehenden Bedeutung zusammen, 
gehören, geht daraus hervor, daß die 
alten Glockengießer zumeist auch 
Der Spruch auf der «locke lautet: 
„0 Land, Land, HSre de» Herrn 
Wart." 
Große Glocke der ReinoldMrche in 
Dortmund mit schöner Glockentrone 
(EngelskSpfe). 
Kirchenglocken zur Zeit der 
französischen Revolution. Die 
Häupter derselben handelten 
allerdings nicht aus edlen und 
von der Not diktierten Beweg» 
gründen, sondern aus der Ab» 
neigung gegen jegliche kirchliche 
Einrichtungen. In einem 
Dekret vom 11. April 1796 
wurde der Gebrauch der Glocken 
jeglichem Kultus untersagt und 
die Glocken zur Sinschmelzung 
in den Geschützgießereien be« 
stimmt. Es begann nun ein 
oanbalischer Sturm auf die 
Glocken, die nicht nur zu 
Hunderten, sondern Tausenden 
in die Gießereien und Münz- 
ftätten wanderten, wo man 
sie gar nicht alle einzuschmelzen 
vermochte, so daß nach Wieder« 
einführung des christlichen 
Gottesdienstes im Jahr« 1802 
Napoleon I. Gelegenheit fand, 
viele Glocken an Kirchen ab- 
zugeben. 
Die alten Kirchenglocken 
sind ausnahmslos aus Bronze 
Die »Brakelische 
Todteu-Klocke" 
zu Brakel. 
sind. Ein schönes Guß- 
stahlglockengeläut, wohl 
das klangvollste Berlins, 
besitzt die Lutherkirche 
der Reichshauptstadt. 
Aber, wenn auch schon 
wiederholt die Glocken 
auf dem Altäre de» 
Vaterland«» sich opfern 
mußten, so sind doch auch 
wiederum umgekehrt 
schon des öfteren Kanonen 
zu Glocken umgegossen 
worden. 
Bon jeher sind dem 
Volke die Glocken sehr 
an« Herz gewachsen, und 
es ist kein Wunder, daß 
da» einfache Volk sie 
8hon frühzeitig al« eine 
rt beseelter und mit 
geheimnisvollen Kräften 
ausgestatteter Wesen be» 
trachtete, worauf nicht 
nur die alte Sitte, die 
Glocken wie menschliches 
Wesen zu taufen und 
Kanonen- oder, wie man 
sie früher nannte, Stück- 
gießer waren. 
Zum erstenmal wurden 
Kirchenglocken in Deutsch- 
land wohl 1414 beschlag- 
nahmt, als Kurfürst 
Friedrich l. von Branden- 
bürg, um gegen die Über- 
münge markische Ritter« 
schaft erfolgreich vor- 
gehen zu können, die 
Glocken der Marienkirche 
zu Berlin dazu benutzen 
Mußte, um Stücke, also 
Kanonen gießen zu lassen. 
Aus Mangel an Gelb- 
Mitteln konnte er von 
auswärts keine Geschütze 
erwerben. Peter der 
Große folgte seinem Bei« 
ßoiel.aber m echt russischer 
Weise, indem er nicht 
weniger al» 500 Kirchen¬ 
glocken zu Kanonen um« 
gießen ließ. Am härtesten 
aber erging es den armen 
Neuzeitliche 
GußstahlglsSe«,
	        
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