Volltext: Kriegsbilder Nr. 46 1916 (Nr. 46 1916)

Bauerngehöft in einem Bulgarendorf, lk>d->t. Dr. stoedtner.) 
Das bulgarische Element in der Bevölkerung der Dobrudscha. 
mitischer Religion zusammen- 
setzen. 
Eharakteristisä) für die An- 
siedlungen der Vulgaren sind 
die hohen Umfriedungen der 
Gemeinwesen. Dieser Pferch 
spannt sich um das ganze Dorf 
und weist nur an jeder Seite 
eine Eingangspforte auf, die 
nachts verrammelt wird, als 
Schutz gegen Diebesgelüste der 
m Nachbarn und gegen Uebersälle 
Ii durch Wölfe. Auch die nirgends 
8 fehlenden großen Wolfshunde 
W gehören zum eigentümlichen 
H Gepräge der Bulgarendörfer, 
H die sich über den ganzen Land- 
A strich bis hoch hinauf zum 
f Donaudelta verstreut vorfinden, 
j Wo es etwas zu verdienen 
J gibt, ist der Vulgare stets zur 
Ä Stelle. Er scheut keine Mühe 
B und Arbeit, um geschäftliche 
2 Erfolge zu erzielen. Besser als 
? andere versteht er es, mit seinen 
A Nachbarn gute Beziehungen zu 
3 unterhalten und sich besonderen 
0 örtlichen Verhältnissen anzu- 
m passen. Als Kaufmann ist er 
« vereinzelt in jedem größeren 
1 Dorfe oder Flecken zu finden, 
j Als Aufkäufer von Roh- 
I Produkten durchzieht er kreuz 
^ und quer das Land. Als 
■ Pferdezüchter erzielt er vor- 
W zügliche Ergebnisse; seine Zucht- 
Produkte scheinen berufen zu 
sein, die degenerierten 
orientalischen Pferde¬ 
rassen zu verdrängen 
und das Land mit 
gutem und schönem 
Pferdematerial zu be- 
Völkern. 
Als Landwirt über- 
trifft er seine Nachbarn 
an Sorgfalt der Feld- 
bestellung. Die ganz 
besondere Aufmerksam- 
feit und Mühe bean¬ 
spruchende Kultur der 
Tabakpflanze wird da- 
s her auch gerade von 
IPlälii Hin in großem Maß- 
stabe betrieben und 
t» Of 1 bringt ihm reichen Ge- 
^ winn. 
Unerreichbar ge- 
radezu aber ist der 
Bulgare als Gärtner 
und Blumenzüchter, 
und er versteht es, 
selbst den dürrsten 
! Steppenlande reiche 
Ernten zu entlocken. 
Wo irgend die Mög- 
lichkeit einer Bewäsfe- 
Bulgarische KrauiKartner vor ihrer Behausung. mn% 
Mit der Besetzung der 
Dobrudscha durch die Bul- 
garen hat das politische Ideal 
Bulgariens seine Abruudung 
gefunden, und es ist eine 
bemerkenswerte Ironie des 
Schicksals, daß es der Verrat 
Rumäniens gerade sein mußte, 
der den Vulgaren den Schluß- 
stein zur Erfüllung ihrer natio- 
nalen Ansprüche brachte. Zu- 
sammeu mit dem eroberten 
Serbien ist jetzt Bulgariens 
Machtbereich räumlich etwa 
dasselbe wie zur Zeit der 
größten Entfaltung des 
Staates vor ungefähr tausend 
Jahren. 
Damals, unter dem mäch- 
tigen Zaren Symeon standen 
die bulgarischen Heere drohend 
vor den Toren Konstantinopels 
und machten sich Byzanz so- 
wohl, wie Serbien tribut- 
pflichtig. Das in der Folge- 
zeit von den Byzantinern 
bedrä ngte und unterworfene 
Reich riß sich 1186 unter den 
Brüdern Peter und Asen als 
Donaubulgarien loß und er- 
stand in neuem Glanz mit 
der Residenz Tirnowa. Dazu 
gehörte auch die Dobrudscha, 
die trotz späterer Bedrängung 
durch Byzanz und durch 
Tatareneinsälle bis 1396 bei 
Bulgarien blieb. Dann be- 
gann die Herrschaft der 
Türken, die bis 1878 |SO~ 
dauerte und mit lieber* 
gäbe des Landstrichs jpg* 
an Rumänien endigte. DK 
Noch heute bilden Baa 
die Bulgaren ein ^Ej 
wesentliches Element 
in der Bevölkerung £55 
der Dobrudscha ob- 
wohl die Grausamkeit värg 
der Rumänen stark jH®?* 
unter ihnen aufge- 
räumt hat. 11^8 
Unmittelbar vor 
dem Kriege zählte man WM 
etwa 30 (XX) Bulgaren ^ 
unter den mehr als 
250000 Einwohnern KU 
der Dobrudscha. Die f R 
Vulgaren gehörten f f 
von jeher ebenso wie ? ZI j 
die Deutschen dort 
zum fleißigsten und 
kultiviertesten Element U II 
unter den Bewohnern, WU 
die sich ja außerdem 1 Jf . 
noch aus Rumänen, V < 
Russen, Zigeunern, ^ HA 
Juden und den sehr ***'"': 
fleißigen Tataren isla- 
Der in keinem Bulgarendorfe fehlende Wolfshund.
	        
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