Die Generalstabskarte.
Eines der wichtigsten Hilfsmittel
der Kriegführung ist die General-
stabskarte. Von ihrer Güte hängt
der Erfolg wesentlich ab. Diesem
Umstand hat man auch in allen
größeren Staaten Rechnung getragen:
während man sich in den Kriegen A
früherer Zeit mit irgendwelchen Karten V'
behalf, wie man sie eben gerade auf-
trieb, sind jetzt — angegliedert an den .
Generalstab der Armeen — besondere
Abteilungen geschaffen worden, denen
neralstsbskarten obliegt. Die Mit-
ziere, die in der Aufnahme und im
Aufzeichnen und Berechnen von Karten
besondere Uebung besitzen. Wegen ■< ■ T'": M t?t—
der engen Verbinduug dieser Abtei- "X * m ^ —-«MDgH
lungen mit deni Generalstab heißen ° z s
die für Kriegszwecke hergestellten . |i|||nf ^pjl
Karten auch „Generalstabskarten". Ts
VorbiWlichfür ihre Anfertigung wirkte
in Bayern vor nahezu hundert Jahren ' - M k
das „topographische Bureau" des Ge- aF^ I |l
neralstabs, das die bayerischen Karten £*»• '
herausgibt. In Preußen wurde im . i\
Jahre 1862 der Generalstab mit der *v4,. Jrfo
Aufgabe zur Herstellung der Karten
des Landes betraut. Einzelne der ''
in der topographischen Abteilung Wtämfßk CilP^r EJr
arbeitenden Offiziere haben sich durch (mm^f trlt'mA «'
ihre Verdienste um die Landeskunde ^ 11
Weltritf erworben. Es sei in dieser ^
Hinsicht nur an den späteren bayerischen BMI Mj WW
General von Nans erinnert, der in M
den zwanziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts bei Gelegenheit der Her- ^ ^ ...
stellung einer Generalstabskarte als Feldbackerel au der ita(tcnifd|cu Grenze. (Phot. Franki.)
erster den Gipfel der Zugspitze bestieg.
Andere wieder wurden berühmte Forschungsreisende, so vor allen: der
österreichische „Mappierungsoffizier", wie dort die Offiziere der topo-
graphischen Abteilung des Gene.ralstabs heißen, Julius v. Payer, der,
nachdem er durch seine Vermessungen das Ortlergebiet erschlossen hatte,
sich durch seine Nordpolfahrten einen unsterblichen Naylen machte.
Die Art und Weise, wie eine Generalstabskarte entsteht, ist nun
in allen Ländern die gleiche. Das Land wird in einzelne Dreiecke
eingeteilt, dessen Ecken durch Türme, Stangen oder sonstige weithin
sichtbare Einrichtungen gekennzeichnet werden. Man kann sich die
Sache so vorstellen, als ob durch diese Dreieckspunkte, zwischen denen
die Begrenznngslinien der einzelnen Dreiecke zu denken sind, das ganze
Land niit einem Netz überspannt würde, das aus zahlreichen Dreiecken
besteht. Jedes Dreieck wird dann für sich vennessen, wobei die eben
erwähnten Eckpunkte, die sogenannten „Netzpunkte", vorzügliche Dienste
leisten. Man bestimmt zunächst ihre geographische Länge und Breite
und gewinnt dadurch die genaue Grundlage für alle übrigen noch zu
bestimmenden Einzelpunkte. Deren
gibt es nun zahlreiche. Bei
Wanderungen auf Straßen, in Wäl-
dern, ja sogar auf Wiesen usw. wird
»um zahlreiche kleine viereckig behau»
eue, etwa handbreit über den Erdboden
hervorragende Granitsteine bemerken,
in deren Oberfläche ottx Kreuz ein¬
gemeißelt ist. Diese Steine, die zu
Hunderttausenden über das ganze
vS Land zerstreut sind und an denen
man gewöhnlich achtlos vorübergeht.
M dienen gleichfalls dem Zwecke der
|j| Landesvermessung. Durch sie wird
H jedes große Dreieck wieder in kleinere
H Dreiecke eingeteilt, deren Inhalt wieder
H für sich vermessen und genau aufge-
H zeichnet wird. So erhält man all-
M mählich ein Bild des ganzen zu oer-
H messenden Landteils, das der auf-
■ nehmende Offizier in ein auf dem
JW sogenannten „Meßtisch" liegendes
39 Blatt einzeichnet, das deshalb „Meß-
**3 tischblatt" genannt wird. Es enthält
M eine Darstellung des Geländes in
ziemlich großem Maßstabe. Nachdem
^ aufgenommenen Meßtischblatt wird
von geübten Zeichnern die eigentliche
JE Generalstabskarte in kleinerem Maß-
W stabe aufgezeichnet nnd aus litho-
frgj graphischem Wege vervielfältigt.
Diese Karte redet nun ihre be-
A» sondere Sprache, die sehr klar lind
H deutlich ist. die man aber verstehen
K muß. Für alles, was sich aus dem
W Gelände befindet, hat sie nämlich
■ ihre eigenen Zeichen. So werden
H Nadelwälder durch zahlreiche spitze
^ Winkel dargestellt, die ein Abbild
der Fichte im kleinen sind. Laub-
bäume werden durch kleine Kreise
wiedergegeben. Landstraßen mit
Alleen bestehen auszwei parallelen
Strichen, tut denen rechts und links Punkte angebracht sind, die die
Bäume darstellen. Bei Straßen ohne Bäume fehlen diese Punkte.
Gewöhnliche Landwege bestehen nur aus einem einzigen Strich. In
ähnlicher Weise gibt es Zeichen für Eisenbahnen, für Kirchtürme.
Mühlen, Forsthäuser usw. usw. Die Karte ist so gehalten, das; sich
das Land in ähnlicher Weise darstellt, als ob man.es, während mcrn
darüber lnnwegfliegt, von oben sähe. Wer sich also gut in
den Gedanken, daß er über dem Lande schwebt und darauf herabsieht,
hineindenken kann, wird sehr leicht imstande sein, GeneralstabskaMn
zu lesen. Die Höhen werden entweder durch Schraffierung dargestellt,
die um so dichter wird, je steiler die Böschungen sind oder durch so¬
genannte „Höhenkurven", wobei man sich die Erhebungen durch
parallele, iu gleichmäßigen Abschnitten geführte wagerechte Schnitte
zerschnitten denkt. Die Schnittlinien geben dann ein getreues Abbild
der Erhebung, wobei sie wiederum als von oben gesehen gedacht sind.
Während z. B. die österreichischen Generalstabskarten in der ersterwähnten
Patromttenritt bayerischer Cheveaulegers durch einen Busch bei St. Mihiel. |Äot. Leipziger Presse-Büro.,