allen ..ihren Fähigkeiten sich den gestellten Aitfgaben
hingeben werden.
Im Gegensatz zur, verigen Wahl hat diesmal auch
ein großer Feil der Provinzjudenschaft Gelegenheit, sein
V ötuni ±ür Stricker und Genossen abzugeben. Durch die
Erweiterung des Wahlrechtes, durch Schaffung des zwei¬
ten Skrutiniums hat sich die Möglichkeit ergeben, die
Stricker und Genossen in einer Reihe von Wahl-
ki eisen außerhalb Wien als R e i c h s 1 i s t e zu nömi-
Nur von der Einsicht und dem Weitblicke der Hi<]J
If*1" Hhhängen ob' aJ
1<. Oktober genügend aufrechte und Unabhängige lö¬
sche Manner und Frauen gewählt werde«: • '
Die stets bewährte jiidisclie Solidarität in--entsohei
dendeni Fragen läßt- uns mit rughigifer Zuversicht dem En)!!
scheidungstag entgegengehen."
nieren.
Außer in sämtlichen Wiener Bezirken wurde der
jüdischnationale Wahlvorschlag in folgendem Wahl¬
kreisen eingebracht: Viertel ober und unter dem Wiener¬
wald, Viertel ober und unter dem Manhartsberg, Linz und
Umgebung und Graz.
In all diesen Wahlkreisen wird die jüdische Bevöl¬
kerung nunmehr Gelegenheit haben, ihre Stimme für die
jüdische Kandidatur abzugeben. Und es kann keinem
Zweifel unterliegen, daß von dieser willkommenen Mög¬
lichkeit der ausgedehniteste Gebrauch gemacht werden
wird. Ist dies doch schon in der Konstellation der übrigen
Parteien begründet. Von den wahlwerbenden Gruppen
scheiden für die jüdische Wählerschaft die großdeutsche
und christlichsoziale Partei durch ihren programmatischen
Antisemitiemtis von vornherein aus. Die kommunistische
Partei wird voraussichtlich gleichfalls vergebens ihre
Anhänger aus den Reihen, der Judenschaft vermehren
wollen. So bleibt die sozialdemokratische Partei, der sich
der jüdische Wähler zuwenden könnte. Es soll nicht
bestritten werden, daß ein nicht unbedeutender Teil der
Judenschaft, der modernen Entwicklung Rechnung tra¬
gend, sozialistisch gesinnt, der Arbeiterpartei sympathisch
gegenübersteht. Allein die sozialistische Welle, welche
nach der Revolution im Jahre 1918, alles überflutend,
viele Unzufriedene und Gleichgültige in ihren Strudel
gezogen hatte, ist bereits stark abgeebbt und hat all die
indifferenten Mitläufer, die Konjunktursiozialisten —
auch unter der Judenschaft — fein säuberlich wieder im
bürgerlichen Lager abgesetzt.
Es ware hier müßig, die sicherlich leicht erfaßbaren
Ursachen für diese festgestellte Transpianation aufzu¬
suchen. Genug, daß es eine nicht geringe Zahl von Pro¬
vinzjuden gibt, die heute der roten Partei vielleicht
ebenso d eisinteressiert gegenüberstehen, wie sie ihr im
Jahre 1918, in der suggestiven Atmosphäre der Revo¬
lution nahe gestanden sind. Für alle diese jüdischen Un¬
ternehmer, Geschäftsleute, Angestellte und' Beamte wäre
Wahlenthaltung am 17. Oktober, das einzig Mögliche ge¬
wesen, und dieser sind sie nunmehr enthoben, da ihnen
Gelegenheit geboten ist, für eine jüdische Liste zu
votieren.
Aus diesen ursächlichen Zusammenhängen geht auch
klar hervor, daß durch die jüdische Kandidatur — we¬
nigstens in der Provinz — keine Kampfansage an die
anderen kandidierenden Parteien gegeben ist. Für die
jüdische Liste kommen vorwiegend Stimmen in Betracht,
die auch sonst für die anderen Kandidaturen nicht zu
erreichen gewesen wären. Besonders der sozialdemokra¬
tischen Partei muß die jüdische Kandidatur erwünscht
sein, da sie sicherlich dazu beitragen wird, ihr das uner¬
wünschte Odium der „Judenschutztriippe" zu nehmen!.
Zusammenfassend ergibt sich, daß die Aufstellung
von jüdischen Interessen dienenden Kandidaten auch sei¬
tens des Provinzjudentums auf das lebhafteste begrüßt
werden kann. Nichts — sollte man meinen — köntate
selbstverständlicher sein, als daß jüdische Wähler einer
jüdischen Liste ihre Stimme geben.
8 8 Aus dem jüdischen Leben.
^□□□□□□□□□□aDaoDDaoaoDcioooüaaDDDoooaoncicfi
Das Komitee der jüdischen Delegationen bei de
Friedenskonferenz bereitet eine großzügige Propagmidii
für die Idee des Völkerbundes unter den Juden der
ganzen Welt vor.
Von den chinesischen Juden. Bekanntlieh sind im
letzten Jahrhundert in China Juden entdeckt worden, die
sich weder in ihrer Kleidung noch in ihrem Aussehen,
noch in ihrer Sprache von den Eingeborenen unterschei¬
den. Auch der chinesische Zopf fehlt nicht und nur ia
ihren Gebeten und in ihren religiösen Gebräuchen un
terse beiden sie sich von ihren chinesischen Ländsleuten.
Sie haben Synagogen, aus deren Alter man ersieht, dal!
sie schon seit Generationen im Lande wohnen. Jetzt
berichten die Zeitungen, daß auch diese Juden erwacht
sind, als zu ihnen die Nachricht von der Errichtung der
jüdischen Heimstätte in Palästina gelangte und sie
schickten Gesandte in die großen Städte, um mit ihren
Brüdern in Verbindung zu treten und sie wissen zu
lassen, daß sie bereit-sind, nach Palästina zu ziehen.
Emiglrations-Nachrichten. Die Zionistische Exeki;
tive hat telegraphisch alle zionistischen Landesorgani¬
sationen angewiesen, vorläufig die Erteilung von Ein
reiseerlaubnissen nach Palästina einzustellen, infolge des
dort herrschenden Mangels an.. Arbeitsmöglichkeiten. —
Auf Veranlassung des Generalsekretärs. Landman
findet in den nächsten Tagen eine Konferenz der ost-
und mitteleuropäischen Palästinaämte^ statt und soll
diese zum Zwecke haben, die Vereinheitlichung der
Emigrationstätigkeit durchzuführen.
Aus der polnischen Hölle. Die polnische Regierung
hat alle von der Front zurückgezogenen jüdischen Offi¬
ziere und Soldaten in Jablonna konzentriert, wo sie
unter den unglaublichsten Verhältnissen zusammen¬
gepfercht sind. In Siedlee verhafteten die Polen nach
ihrem Einmärsche 400 Juden als Bolschewiken. Fünf
von ihnen wurden sofort Erschossen, fünf andere zu
lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt. Das Schicksal
der übrigen ist noch nicht entschieden. — Auch in Ost-
galizien wüten die Petljurabanden unter den Juden.
Jüdische Männer, Weiber, Greise und Kinder werden
massenhaft hingeschlachtet, doch sind authentische
Nachrichten noch rar, da sowohl eine außerordentlich'
strenge Brief- als auch Zeitungszensur herrscht. Jedoch
sind die Berichte, welche Reisende geben, derart ent¬
setzlich, daß sich die Feder sträubt, sie wiederzugeben.
Aus dem Lande der Horthy-Banditen. Nach der
Hetzjagd gegen die jüdischen Hochschüler kommt nun
programmgemäß die Verdrängung der Juden aus den
Mittelschulen. Minister für Kultus und Unterricht
Stephan Ha 11 er erließ vor kurzem eine Verordnung,
wonach die Aufnahme in eine ungarische Mittelschule
— die bisher nach Absolvierung der Volksschule auto¬
matisch erfolgen könnte — von nun) an an eine Auf-