Volltext: Nr. 71 (71. 1920)

Nr. 71 
Jüdische Nachrichten 
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4. Um beim Bodenerwerb den Jüdischen National¬ 
fonds zum1 maßgebenden Faktor zu machen, müssen ihm 
jederzeit ausreichende Mittel zur Verfügung gestellt 
werden. 
Zwecks Erweiterung seiner Aktionsfähigkeit »oll der 
Jüdische Nationaifonds Anleihen aufnehmen, die durch 
sein# Pachteinnahmen zu verzinsen und zu amortisieren 
sind. Der Jüdische Nationalfonds soll berechtigt sein, 
> unter Ausschaltung der bisherigen Reserveverpflichtung 
seine gesamten Mittel ohne jede Einschränkung in Pa¬ 
lästina zu investieren. 
Die Bodenpolitik des Jüdischen Nationalfonds muß 
durch Kreditinstitute für landwirtschaftlichen und städti¬ 
schen Besitz gefördert werden. 
5. Der Bodenkauf in Palästina dui*eh Juden soll bei 
einem offiziell aberkannten* unter der Kontrolle der 
zionistischen Organisation stehenden Institut zentrali¬ 
siert werden, 
6. Im Interesse der sehnelisten Erwerbung größter 
Teile des palästinensischen Bodens soll der Jüdische Na¬ 
tionalfonds Formen finden, in denen neben dem eigenen 
Kapital des Jüdischen Nationalfonds auch das Privatkapi¬ 
tal sich bodenkaufend betätigen kann, in einer Weise, die 
den späteren Übergang der so gekauften Böden in natio¬ 
nalen Besitz gewährleistet. 
In der Finanzkommissdon war der Jüdische National¬ 
fonds Gegenstand der Beratung im Zusammenhang mit 
dem Keren Hajassod. Über den ursprünglichen An¬ 
trag der Anreger dieses Fonds hinausgehend, wonach zehn 
Prozent desselben dem Jüdischen Nationalfonds zi^ ge¬ 
währen sind, weil er während der Kampagne für den 
Keren Hajassod eine Einbuße auf manchen Gebieten er¬ 
leiden könnte, wurde beschlossen, daß ihm nicht zehn, 
sondern mindestens zwanzig Prozent zugeführt 
werden. Hiebei wurde vorausgesetzt, daß der Jüdische 
Nationalfonds seine bisherigen Sammelmittel in inten¬ 
sivster Weise auszunützen in der Lage «ein werde. 
Das bisherige Samrnelergebnis im Jahre 1920 ent¬ 
spricht bei weitem nicht dem von der Nationalfonds-Ver¬ 
waltung aufgestellten Voranschlag gemäß den in diesem 
Jahre zu erwartenden kolonisatorischen Erfordernissen 
in Palästina. Dieser wurde Ende vorigen Jahres in der 
Höhe von fünf hunderttausend Pfund einge¬ 
schätzt und dementsprechend auf die einzelnen Länder 
kontingentiert. Das Aktionskomitee hat durch Herrn 
Dr. Weizmann sogar das doppelte, d. i. eine M i). 
lion Pfnnd für notwendig erklärt. Tatsächlich be¬ 
tragen die Einnahmen des Jüdischen Nationalfonds bis 
1. August nur 65.370 Pfund, das macht zirka 12 Prozent 
der erwarteten Jahreseinnahme aus. 
g § Aus dem jüdischen Leben, g g 
Von der Alliance Israelite Universelle. Im jüngstN 
erschienenen Berichte dieser Korporation wird folgender 
Beschluß des Zentralkomitees hinsichtlich der zioni¬ 
stischen Bestrebung mitgeteilt: „Das Zentralkomitee 
hat beischlosisen, den Zioniisten in ihren Bestrebungen 
keinerlei Schwierigkeiten zu machen. Die Alliance wird 
keine Politik betreiben, die mit den Bestrebungen einler 
Partei, welche für das Gesamtwohl des Judentumls 
kämpft xind wirkt, im Widerspruch stehen kann." 
Palästina-Chronik. Der provisorische Rat verlangt 
in einem! Memorandum von dein General go u verne u r Sir 
Herbert Samuel die Einführung der hebräischen Sprache 
in allen Ämtern der Landesverwaltulig. Für Ankündi¬ 
gungen, Geld und Briefmarken, Petitionen und deren 
Beantwortung, das Gerichtswesen, Post und Telegraph, 
Eisenbahn- und Zollwesen, sowie Stadt- und Polizei Ver¬ 
waltung soll hebräisch in gleicher Weise vorgeschrieben, 
beziehungsweise zugelassen sein wie arabisch. — Von 
den Chaluzim, die in den letzten zwei Monaten nach 
Palästina kamen, sind einige Gruppen mit Landwirt¬ 
schaft und Aufforstung in den Wirtschaften der Kolo¬ 
nisation!?- und Siedlungsabteilung des Waad Hazirim 
tätig. Eine größere Zahl arbeitet beim Wegbau 
Semach—Tiberias und bei der Verbesserung der Straße 
Haifa—Nazareth. Die größte Gruppe von Chaluzim hat 
sich in Dilb bei Jerusalem konzentriert. Hier wurde 
schon vor dem Kriege 1800 Dünam Boden gekauft. Herr 
Öttinger will hier die alte stufenweise Anlage erneuern 
und Bäume pflanzen, welche den klimatischen Verhält¬ 
nissen der Berge Jud aas angepaßt sind. Hier arbeiten 
jetzt 170 Chaluzim und 30 Mädchen ans Polen und der 
ehemaligen österreichischen Monarchie. Diese Zahl wird 
mit Erweiterung der Arbeit vergrößert werden. Die 
Arbeiter sind in vier Gruppen eingeteilt und wohnen in 
militärisch angeordneten Zelten. Man kann hoffen, daß 
die Arbeiten hier für die künftige weitzügige Arbeit 
mustergültig sein werden. — Die Kolonisations- und 
Siedlungs-Abteilung will die Gruppe in Kalendiah auf 
50 Arbeiter bringen. Aufgabe dieser Gruppe wird es 
sein, die Aufforstung zu erweitern!, und wird dieser Ott 
als Versiuchsistation für die Pflege der Bäume benützt 
werden. Auf den Höhen, die zum Kinerethsee hinüber¬ 
blicken;, zwischen Kiniareth und Poriali, werde\n Vor¬ 
bereitungen getroffen, die einer großen Zahl von Chalu¬ 
zim Beschäftigung geben werden. Auch auf dem Karxriel 
wird die Aufforstung zahlreiche Arbeitsgelegenheiten 
schaffen. — In Jerusalem werden in der Nähe des Zions- 
toras auf dem großen, freien Platz Bäume gepflanzt, wo 
später ein großer Kinderspielplatz eröffnet werden soll. 
— Der Vorschlag der Jerusalemer B ne-Brith-Loge, in 
der Nähe von Jerusalem eine Gartenstadt auf den Namen 
Z. Kraus, des Präsidenten des B'ne Brith-Weltbundes, 
anzulegen, wurde von allen Logen akzeptiert. Diese 
Gartenstadt soll aus 200 Häusern auf je 50 Dunam Boden 
bestehen. — Dr. Isaac Weizmann von der Sanitätsstation 
hält für die Neuankom-menden in Jaffa Vorlesrungen über 
Malaria und die entsprechenden Abwehrmittel. Der 
Vorleisungstsaal befindet siqh in den Räumen der Ge¬ 
schäftstelle des „Haopel-IIazair" in Tel-Aviv. 
ppDCDaQCIOnOODDODaDODDnDDOODDDnODDDODOnDDDra 
g § Aus den Gemeinden, g 8 
Linz. 
Gründung eines allgemeinen Paläsftina-Komitees. 
Von der Ansicht ausgehend, daß im gegenwärtigen Zeit¬ 
punkte alle Parteien und Gruppen innjerhalb des Juden¬ 
tums die Bedeutung Palästinas erkennen und in der 
Förderung der Schaffung - einer jüdischen Heimstätte 
mitzuarbeiten gewillt sind, lud der Palästina-Referent 
des hiesägen Vereines „Zion" Vertreter aller lokalen 
Organisationen zu einer Besprechung ein, wobei er ins¬ 
besondere betonte, daß in diesem Belangen "feine gemein¬ 
same Plattform gefunden sei, auf der sich die Gegen-
	        
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