Volltext: Bruckner-Blätter Nummer 1/2 1932 (Nummer 1/2 / 1932)

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Es war dies der große Bruckner-Apostel und Bruckner-Biograph Professor 
Max Auer in Vöcklabruck. Anläßlich der Bruckner-Zentenarfeier wurde 
von ihm ein Aufruf zur Wiederherstellung der Bruckner-Orgel und zur 
Aufbringung der hiefür notwendigen Mittel verfaßt, den die bedeutendsten 
Persönlichkeiten Österreichs, namentlich auch aus dem Kreise der Mur 
siker, Unterzeichneten. Die Freunde der Bruckner-Sache sammelten sich 
im Bruckner-Bund für Oberösterreich als Grundstock einer großen 
Bruckner-Gemeinde und es begann eine eifrige und auch erfolgreiche 
Werbetätigkeit, um die sich der Linzer Musikschriftsteller Franz Gräf- 
linger als erster Obmann des Bruckner-Bundes sehr verdient machte. 
So kam in einigen Jahren ein Orgelfonds zustande; der Bund, das Land 
Oberösterreich, die Stadtgemeinde Linz, andere öffentliche und private 
Körperschaften und viele Einzelpersonen trugen durch Subventionen und 
Spenden bei, so daß schließlich die Kosten der Erneuerung der Bruckner- 
Orgel im Betrage von rund 120.000 Schilling wenigstens zum größeren 
Teile gedeckt waren. Wenn auch die Aufbringung des fehlenden Restes 
noch einige Sorgen bereitet, so konnte man. nun doch wagend das Werk 
in Angriff zu nehmen. 
Der Bruckner-Bund holte daher im Einvernehmen mit dem Stifte 
St. Florian und dem jetzigen Propste Dr. Vinzenz Hartl von Orgelsach 
verständigen Gutachten für die Erneuerung der großen Orgel ein und es 
fand schließlich ein Plan, den der in ganz Europa als hervorragender 
Orgelsachverständiger anerkannte Ernst Schließ aus Solothurn aus 
arbeitete, allgemeine Billigung. Unter Zugrundelegung dieses Planes 
wurden von erprobten Orgelbauern Voranschläge eingeholt und auf 
Anregung des Regierungsrates Josef Pfund, der seit 1929 Obmann des 
Bruckner-Bundes für Oberösterreich ist, einer Beratung durch ein Komitee 
unter Beiziehung von Orgelsachverständigen, die teils vom Stifte St. Flo 
rian und dem Bruckner-Bund, teils vom Bundesministerium für Unter 
richt bestellt waren, unterzogen. Am 2. April 1930 fand dann im Bundes 
denkmalamt in Wien eine entscheidende Sitzung statt, in der von der 
Mehrheit des Komitees die Vergebung der Arbeit an eine Arbeitsgemein 
schaft zweier bedeutender Orgelbauanstalten Österreichs, nämlich Dreher 
& Flamm in Salzburg-Parsch und Gebrüder Mauracher in Linz (Inhaber 
Matthäus und Anton Mauracher), beschlossen wurde. Die Übertragung 
der Arbeit an die genannte Arbeitsgemeinschaft wurde in der Folge auch 
vom Bundesministerium für Unterricht genehmigt, und so konnte zu 
Beginn des Jahres 1931 mit der Erneuerung der großen Orgel zu St. Flo 
rian begonnen werden. 
Die Richtlinien für die Erneuerungsarbeiten, die bei der Ausarbeitung, 
des Umbauplanes maßgebend waren, sind das Ergebnis jener Anschai> 
ungen, die alle wahrhaften Organisten und Orgelkenner heute für richtig 
halten. Und da muß es als ein Glück bezeichnet werden, daß die Erneue 
rung der großen Bruckner-Orgel nicht schon vor dem Weltkriege durch 
geführt worden war, denn gerade die letzten Jahre haben namentlich 
in den deutschen Ländern zu einer großen Orgelbewegung geführt, der 
sich alle führenden Männer angeschlossen haben und die dazu führte* 
daß man von einer Orgel bei aller wünschenswerten Macht des vollen 
Werkes einen lichten, glänzenden, in allen Lagen deutlich bleibenden 
Klang verlangt, so daß bei polyphonem Spiele alle Stimmen mehrstim 
miger Sätze, besonders auch alle Mittel stimmen, gut zu hören sind, Eigen 
schaften, die gerade die Meisterwerke der Barock- und Rokokozeit aus 
zeichnen, während sie der Orgel in den Zeiten der Romantik und der 
Überschätzung der Erfindungen auf dem Gebiete der Orgelbautechnik 
abhanden zu kommen drohten. Es war also klar, daß man jene Klang- 
werte, die gerade auch die Krisman-Orgel in reichem Maße besaß, zu 
erhalten, ihre klingenden Stimmen möglichst zu belassen trachtete, und 
nur solche Stimmen zu dem alten Werke fügen durfte, die in diesem 
vernachlässigt und zur Bereicherung des Klanges notwendig waren* 
Am Gesamtklange der alten Orgel, also an deren Pfeifenwerk, durfte
	        
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