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Es finden sich in dieser Orgel alle Stimmarten. Das Instrument
enthält außer den das Rückgrat jeder Orgel bildenden und den eigent
lichen Orgelklang gebenden Prinzipalstimmen mit den dazugehörenden
Oktaven und gemischten Stimmen, die die an sich bei den Orgelpfeifen
zu schwachen natürlichen Obertöne der Grundstimmen verstärken, eine
erhebliche Anzahl von angenehmen Flötenstimmen und Streichstimmen,
welch letztere infolge ihrer Bauart einen den Streichinstrumenten ange
näherten Klang haben, ferner auch Zungenstimmen, bei denen alb weichend
von den gewöhnlichen Orgelpfeifen der Ton durch schwingende Metall
zungen erzeugt wird. Die Zungenstimmen wurden übrigens von Krisman
etwas stiefmütterlich behandelt, da sie nur in geringer Zahl vertreten
waren.
Die Orgel stellt sich, so wie sie von Krisman angelegt wurde, a|ls
ein höchst beachtenswertes, mächtiges Instrument dar, das der präch
tigen Stiftskirche in jeder Beziehung würdig war, ja vielleicht ihre größte
Zierde bildete.
In diesem eben geschilderten, klanglich prächtigen, mechanisch aber
heiklen Zustande befand sich die Orgel, als Anton Bruckner sie zuerst
kennen lernte. Es war dies im Jahre 1837, da er als Sänger kn abe auf
einige Jahre im Stift Aufnahme fand, auch noch, als er dann 1845 wieder
als Lehrer nach St. Florian kam und von 1849 bis 1865 das Amt des
Stiftsorganisten bekleidete und so der Beherrscher des mächtigen Instru
mentes wurde. Bruckner schätzte diese Orgel immer sehr hoch und
bezeichnete sie gelegentlich als seine Lehrmeisterint Er konnte auch von
diesem Werke vielerlei Anregung erfahren und seinen später so be
währten Klangfarbensinn an ihm ausbilden.
2. Der Umbau durch Matthäus Mauracher sen.
Die Gebrechlichkeit der Orgel und vielleicht auch der etwas geringe
Umfang der Pedalklaviatur, die von C, statt wie jetzt üblich, bis d* oder
f 1 nur bis g reichte, also nur 20 Tasten hatte, ließen mit der Zeit den
Wunsch entstehen, sie durch einen guten Orgelbauer einer gründlichen
Erneuerung zu unterziehen. Es wurde diese Arbeit 1871 dem Orgelbau
meister Matthäus Mauracher sen. übergeben. Die Familie Mauracher
stammt aus Tirol und ist nun schon mehr als ein Jahrhundert im Orgel
bau tätig. Matthäus Mauracher sen. selbst, Vater des Salzburger Orgel
baumeisters Matthäus Mauracher und Großvater der jetzigen Inhaber
der Firma Gebrüder Mauracher, muß zu den bedeutendsten Orgelbauern
Österreichs gerechnet werden, der eine stattliche Anzahl größerer Orgeln
in Österreich baute, von denen viele von seinen Nachkommen später
modernisiert und vergrößert wurden. Nicht umgebaut wurde von seinen
größeren Werken bis heute die Orgel der Stiftskirche zu Kremsmünster
mit 60 Stimmen auf 4 Manualen und Pedal.
Matthäus Mauracher sen. führte nun in der Zeit bis 1875 den Umbau
der großen Florianer Orgel durch. Dabei vergrößerte er die Orgel auf
78 Stimmen und 4 Manuale. Der mechanische Teil der Orgel wurde
natürlich ganz geändert und erneuert; auch das Gehäuse erfuhr dadurch
eine kleine Änderung, daß der Mittelteil gegen früher zur Unterbringung
größerer Pfeifen erhöht wurde. Das Pfeifen werk der Krisman-Orgel aber
wurde von Mauracher mit anerkennenswerter Pietät behandelt; freilich
hatte Mauracher — wie überhaupt die Zeit der Hochromantik — für alle
Eigenheiten der Orgelbaukunst der Barockzeit im allgemeinen und
Krismans im besonderen nicht mehr volles Verständnis. So verteilte er
die Stimmen auf die Manuale teilweise etwas anders, wodurch der Unter
schied der Manuale im Toncharakter gegen früher etwas geändert wurde,
auch veränderte er manches in der Zusammensetzung der Mixturen. Die
Orgel blieb aber im Wesentlichen doch im alten Charakter erhalten und
war jetzt endlich auch im Mechanischen nicht mehr so gebrechlich.
Freilich erforderte das Spiel auf ihr auch jetzt noch, namentlich dann,
wenn man mehrere Manuale zusammenkoppelte, besonders also beim