Volltext: Allgemeines Wohnungs-, Handels- und Gewerbe-Adreßbuch der Städte Linz und Urfahr 1890-93. (1890)

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Die oberösterreichische Landcsgallerie. 
Die im Laiidhause aufgestellte „o b e r ö st e r r e i ¬ 
ch i s ch e L a n d e s g a l l e r i e" zählt ein halbes Hundert 
der vorzüglichsten Gemälde; selbe wird im „neuen Museum" 
Ausstellung finden. 
Der Durchgang 
durch das Landhaus führt nach der 
Promenade. 
Selbe ist eine seit dem großen Brande 1800 an Stelle 
des ausgefüllten Stadtgrabens angelegte Plantanen- und 
Kastanienallee, ain östlichen Eingänge von einem viel be¬ 
suchten Caf6 flankirt. An der Außenstraße, welche an Vor¬ 
mittagen als Approvisionirungsplatz den Damen vom 
„Stande" dient, lenkt ein Adelssitz unsere Aufmerksamkeit 
auf sich. Es ist das Majoratshaus der S t a r h ein b e r g e, 
deren einer, der edle Rüdiger, anno 1683 im Türkenkriege 
die Stadt Wien, mit ihr das ganze Oesterreich,, ja das 
halbe Europa vom Untergange durch die Moslims rettete. 
Das hübsche Amtsgebäude der allgemeinen Spar¬ 
en s s e schließt sich an, das erst nach vollendetem Zubau 
zil seiner vollen architektonischen Wirkung gelangen wird. 
Weiter gegen die obere Promenade befindet sich das Linzer 
Theater. 
Dasselbe ist innen geschmackvoll eingerichtet, stmsaßt 
einen Zuschauerraum für etwa 1200 Personen mit 20 Logen 
und ist elektrisch beleuchtet. 
Anschließend gegen Süden an das Theater sind 
die beiden 
Redoutensäle, 
in denen Bälle, Concerte re. abgehalten werden. Die unteren 
Loealitäten dienen als Casino; der dahinter gelegene 
Gastgarten ist durch ein hübsches Eisengitter abgeschlossen, 
das den Namenszug der Kaiserin Maria Theresia trägt. 
Die Gebäude im Hintergründe umfassen die geräumige 
Reitschule und das alte Museum. 
Am Schlüße der oberen Promenade steht das kleine 
Monument, vomOfficierscorps des3.Feldjägerbataillons 
den in den Schlachten bei Montebello (20. Mai 1859), bei 
Custozza (24. Juni 1866), bei Königgrätz (3. Juli 1866) 
und in Bosnien gefallenen Kameraden gewidmet. 
Der Bischofhof (Herrenstraße). 
Ein massiger, doch in seiner Form symmetrisch und 
edel ausgeführter Ball, 1721—1726 vom Abte Alexander 
Straßer von Kremsmünster als Stistsbaus ausgeführt, 
dann 1784 vom Kaiser Josef II. als Residenz für den je¬ 
weiligen Bischof des von jenem neu errichteten Bisrhums 
Linz bestimmt. Nach dein Eigenthumsrückfall all das Stift 
Kremsmünster erwarb der seither verstorbene Bischof Franz 
Josef Rüdiger die Residenz durch Ankauf für das Bisthum. 
Das neue k. k. Staats-Gymnasium (Herrenstraße). 
Nach Plänen des Wiener Architekten Stattler 
aufgeführt. 
Das kleine Häuschen Nr. 10 (der Kepplerstraße) 
wurde vom großen Astronomen Ke p p l e r bewohnt. 
Von Prag war Keppler nach Linz gezogen, „um sich 
an ainem ruhigen Ort dermalen häuslich niederzulassen". 
Er wohnte in Linz 1614—1627 als ein „für die löblichen 
Ständt aufgenommener und bestellter Diener" mit einer 
für damalige Zeiten hohen, die Stände von Linz hoch- 
ehrende Besoldung von 4M Gulden. Er arbeitete an seinem 
Werke: „Astronomiae reatauraata^ et tabulorum Rudolphi 
condendarum“ zu Ehren des „ganzen hochlöblichen Haus 
Oesterreich, auch zu Nutz deren löblichen Ständl und dem 
ganzen Lande". 
Die rebellischen Bauern verjagten während der Be¬ 
lagerung 1626 den großen Astronomen aus seitlem Asyl 
der Ruhe. 
Gärten und Anlagen. 
Botanischer Garten (Gemeindestraße). 
Dem Publikum zur Benützung gewidmet. 
Promenade (an der gleichnamigen Straße). 
Schattige Anlage von Kastanienbäumen mit Bänken 
und einer Erfrischungshalle. 
Volksgarten, städtischer. 
Prachtvoller, gut gepflegter Park, mit Restauration; 
jeden Sonn- und Feiertag Militärconcert. 
Hatschet Märzenkeller (Bockgasse) 
Jeden Sonn- und Feiertag Concert. 
Restanrations- und Kaffevfiausgavtvn. 
Nestaurations-Gärten: 
C a si n o g a r t en (Promenade). 
E u r i ch (Domgasse). 
' beite Birne (Graben 16). 
Goldene Glocke (Promenade). 
Goldene Sonne (Marienstraße). 
Hof, englischer (Feldgasse 23). 
Hof, ö st e r r e i ch is ch er (Volksgarteustraße 8). 
Cafe-Gärten: 
B a u m g a r t i n g er (Landstraße 58)., 
Prückl (Herrenstraße 14). 
Kunst und Wrstenststnftlirstes. 
Bibliotheca-publica (Landstraße 30). 
Oeffentlich, mit Ausnahme von Donnerstag und Sonntag täglich von 9—12 und 3—6 Uhr geöffnet; seit 1784 
in diesem Hause und viele Schätze an alten Handschriften, Jncunabeln und Kupferstichen mit einer Bäudeanzahl von 
cirka 36.0M bergend. 
Gewerbe-Vereins-Museum (Altstadt 17). 
Täglich geöffnet, an Wochentagen von 10—12'urtb 2—4 Uhr, an Sonntagen von 10—12 Uhr. 
Kunst-Verein, ob.-österr. (Landhaus 2. St.). 
Im Sommer täglich geöffnet von 9—5 Uhr. 
Museum Franeiseo-Carolinum (Promenade 33). 
Mit reichen, alterthümlichen, naturwissenschaftlichen und Waffen-Sammlungen re. Täglich von 10—12 und 
von 3—5 Uhr geöffnet. Sonntag nachmittags geschloffen. Diese Sammlungen werden in dem prachtvollen Neubau, nach 
dessen innerer Vollendung untergebracht (siehe Bauten). 
Theater (auf der Promenade). 
Täglich Vorstellungen; Sommer ausgenommen. 
Linzer Volksfest. 
Alle zwei Jahre anfangs September am Marktplatz, verbunden mit oberösterreichischer Landes-Ausstellung 
in der hiezu erbauten Volksfesthalle; sehr stark besucht.
	        
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