Volltext: Aus dem Garten Österreichs (Oberösterreich). (Folge 7 / 1926-27)

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der katharinenkicche und dem Gasthaus zu den drei Nasen und 
verschwinden unter dem Sturzbogen des Tores. In der Vorhalle 
gibt es ein Drängen und Schieben. Wohl kaum einmal im )ahre — 
selbst dann nicht, wenn dergestrengevürgermeisterdie„sament>ichen 
burger, in und mitwohner" zu einer Versammlung berief — sah 
der kleine Naum soviel Leute als heute abend. Nachdem pelze 
und Mäntel und Schuhwerk vom Schnee gereinigt waren, treten 
sie ein in den Saal und nehmen Platz an den Tischen, die blüh- 
weist gedeckt dastehen. Die Schenken haben viel zu tun. pald er 
füllt Lachen und Scherzen den Naum. Lin herrschaftlicher Diener 
kommt und meldet, sein Herr, der Pfleger des Schlosses — heutige 
Schiostkaserne — würde gleich erscheinen. Der Bürgermeister er 
hebt sich, geht dem Eintretenden entgegen und geleitet ihn und 
seine Gemahlin zum Ehrensitze ihm gegenüber. Nur einige Augen 
blicke hatte das Durcheinandersurren der Stimmen aufgehört, als 
die Herrschaften eingetreten waren: dann aber ging die Fröhlich 
keit weiter ihre Wege. Denn alles fühlte sich heute wie eine 
Familie und alle die Stanclesuntecschiede waren vergessen, denn 
es war ja Faschingtag, wo Mensch mit dem Menschen sich in ge 
meinsamer Freude, verbrüdert, die wohledlen und hochgebornen 
vom fidel und die gestrengen und fücsichtigen Natsfceunde und 
Patrizier wie auch die ehrsamen Handwerker und all die tugend- 
samen Frauen und Jüngferlein und letztlich auch das „pofelvolk" 
(die firmen). 
Speisen wurden in reicher Menge aufgetragen und feines 
Gebäck. Mit dem Trunk wurde nicht gespart. Guter Schmaus 
und ausgiebiger Trunk, das bildete die Einleitung des flbends. 
Die alten Stadtkammerrechnungen verraten uns sogar einiges 
über die Hct der Speisen. Gebratenes, Konfekt und Gebackenes 
unter reichlicher Zugabe von Weinbeeren, Nosinen, Zeigen, Zibeben 
und Mandeln finden guten Zuspruch, desgleichen Semmeln und 
Beigeln (1538 als beygl erwähnt), sowie „gesalzene Flecke" (Wecken). 
— Die Männerwelt hielt sich auch schon damals vorzüglich an 
den guten Trunk, fln Weingattungen werden aufgezählt: virn- 
wein (Most?), süster wein, „raiffl" (der heutige Mesling), Mal 
vasier und Muskateller. 
fluch hinten im Erker, den der schmucke Nathausturm 
bildet, klangen die vecher. Dort hatten die Musikanten Platz ge 
nommen, die „hofierer," wie man sie nannte: der Schulmeister, 
der Stadttürmer und seine Gesellen, bis auf einen natürlich, der 
oben auf dem Turm fein mustte, denn die wache darf nach strenger 
Vorschrift „nicht lär sten". 
wie nun alles in bester Laune war, verschwand der Schul 
meister aus dem Erker und Kur; darauf tat sich die Saaltüc auf 
und ein junger Mann in der kleidsamen Tracht der Zeit, einen 
Stab mit Bändlein in der Hand, tritt ein. Leichten Schrittes besteigt 
er das kleine Podium an der Stirnseite des Saales und stöstt 
einige Male mit seinem Stab auf die Dielen. Es ist der Herold 
oder der Einschreier, wie sie ihn auch nannten, Alles wurde ruhig 
und nun begann ec mit klarer Stimme:
	        
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