Volltext: Aus dem Garten Österreichs (Oberösterreich). (Folge 7 / 1926-27)

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des Wintermorgens übergangen war. drang der Tod zu Gunters 
herzen. Lin Stern strahlte im Gsten hell auf. der Morgenstern am 
Himmel. IM waldesdunkel auf Lrden ober erlosch ein junges, 
kaum erblühtes Menschenleben. Das Jagdgefolge Gunters hatte 
den Hornruf seines sterbenden Herrn vernommen. Lange mußten 
die Jäger die Waldwildnis durchstreifen, vergebens horchten sie 
auf einen dritten Hornruf) Gunters Lippen hatten sich ja schon 
im Tode geschlossen. Lin Eilbote war an das Lager des Herzogs 
nach Lorch abgesendet worden. Ties bekümmert war dieser gleich 
mit dem Voten aufgebrochen und auf schäumenden Nossen 
hatten sie das Tal der Krems erreicht. Tassilo stellte sich sogleich 
an die Spitze seiner Leute, während er den Zug ordnete, wurde 
im waldesdunkel ein schneeweißer Hirsch sichtbar, auf dessen Ge 
weih Flammen in Kreuzesform leuchteten, wie ein Wegweiser schritt 
das schöne Tier dem Zuge voran und führte die Suchenden bald 
an den Teich, an die Stelle, wo Gunters Leichnam lag. Dort 
verschwand der Hirsch, das Licht schimmerte noch eine weile fort. 
Außer sich vor Schmer; warf sich Tassilo über des geliebten 
Jünglings Leiche. Dos weh erpreßte ihm das Gelübde, an dieser 
Stelle ein Kloster zu bauen zum Andenken an Gunter. Im Stift 
briese von 777, der noch im Originale im Kloster Kremsmünster 
aufbewahrt wird, heißt es wörtlich im Beginne: 
..Ich. Tassilo, erlauchter Herzog der Bayern, habe im 30. 
Jahre meines Herzogtums beschlossen, ein Kloster zu bauen." 
Tassilo übergab demselben vierzig knechte und zehn Unter 
tanen zu Diensten und bedachte die Stiftung mit reichen Schen 
kungen. Im Laufe der Jahrhunderte hat Kremsmünster der Wissen 
schaft bedeutende Männer geschenkt, dem Vaterlande die schwer 
sten Opfer gebracht. Die Abtei konnte im Jahre 1877 das eilf- 
hundertjährige Jubiläum in Lhren feiern, ein Fest für das Land 
und das Neich. 
Fasching in einer mittelalterlichen Stadt. 
Mach Stackkammeramtsrechnungen äes Stadtarchives in Freistack G.-Äft.) 
Im großen Aathausfaal hinter der Pfarrkirche, dort wo neben 
dem Turm die gotischen Fenster ins Lederthal hinabschauen, ging 
es lebhaft zu. Da wurden Tische und Stühle gerückt und die 
Dielen gekehrt, gewaschen und gebürstet, bis sie so wachsgelb 
dareinsahen, als hätte sie erst vorige Woche der Stadtzimmer 
meister gelegt, wie das zu Lüde war. wurden Türen und Fenster 
vorsorglich geschlossen und nun schob der Natsdienec Scheit um 
Scheit in den Kamin in der Vorhalle des Saales, so daß lustig 
das Feuer aufprasselte und schnellstens den Boden auftrocknete. 
Am selben Tage holte auch der Nosnec Stadtknecht Salz — die 
Kufe 16 Pfennig — das wurde aufgestreut im Saal, damit der 
Boden recht schlüpfrig werde, denn morgen abend sollte ja Tan; sein, 
morgen war der Faschingtag, „vaschangtag," wie die Alten sagten. 
Der Abend kam. Durch gelbrote wolkenstreisen am west 
lichen Himmel huschten die letzten Strahlen der untergehen-
	        
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