Volltext: Innviertler Kalender 1941 (1941)

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bett Mann unter einem harmlosen VorwMd aus dem Speisesaal 
herausrufen. Und damit nach dieser Richtung nicht eine peinliche 
Personenverwechslung geschieht, will ich Ihnen den Verdächtigen ein¬ 
mal zeigen." 
Der Hotelbesitzer ging mit dem Kommissär zum Speisesaalein- 
8cmg. Dort wies der Polizeibeamte auf den in der Mitte des Saales 
bei dem schwarzen Kaffee sitzenden Fremden, und drei Minuten später 
war die peinliche Geschichte in einer den vornehmen Ruf der „He>n,ne" 
schonenden Weise erledigt. 
Der Scheckfälscher wurde vom Kellner Lum Hotelbesitzer in den 
Hauseingang gebeten, dort näherte [ich dem Fremden Polizei¬ 
kommissär SB oller und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr. 
Der Fremde nahm die Mitteilung des Polizisten anscheinend 
völlig gleichmütig und ruhig auf. 
„Alles in Ordnung!" verabschiedete sich Kommissär Woller von 
dem Hotelbesitzer. „Der Mann weiß natürlich, daß jeder Widerstand 
unnütz ist und feine Sache nur verschlechtern würde. Er folgt mir 
willig und damit die Sache einen ganz unauffälligen und zwang¬ 
losen Anstrich hat, ist es am besten, wir verzichten augenblicklich auf 
die immerhin verdachterregende Zeremonie der Rechnungslegung. 
Senden Sie Ihre Forderung direkt an die Polizeidirektion Wien 
zum Rückersatz ein. In Sachen Scheckfälscher Martini müssen Sie 
in Ahrem Brief Ersatzanspruch angebcn. So, und jetzt entferne ich 
mich mit dem Mann und es soll ganz so aussehen, als ob ich 
einen Freund oder guten Bekannten zu einem Spaziergang abgeholt 
hätte. Wenn Sie nicht die Herrschaft über Ihre Zunge" verlieren, 
werden die Zeitungen von dieser Geschichte nicht ein Wort erfahren. 
3ch plaudere nichts aus, darüber können Sie vollkommen beruhigt 
fein." — - 
Und damit entfernte sich der Polizeibeamte mit seinem Häftling 
in der Richtung des Bahnhofes. 
„So", sagte zehn Minuten später Woller zu Martini, „jetzt 
werbe ich einmal die Speisekarte bes Hahnwirtes ausprobieren 
und du darfst mich eine Viertelstunde später verhaften. Wenn wir 
biejes Mittel jebett Tag an einem anbeten Ort versuchen, können 
wir bie Kosten unserer Sommerreife Beträchtlich vermindern." — 
ttnb ba ber Hahnwirt gegen ein unliebsames Aussehen bie gleiche 
Abneigung hatte wie ber Besitzer ber „Henne," so Brachte bie Ko¬ 
mödie bei ihrer SBieberholung ben gleichen Erfolg wie bet ber Erst¬ 
aufführung. 
Die Beiden Gastwirte wurden erst dann nachdenklich unb mi߬ 
trauisch, als auf ihr Ansuchen um Begleichung ber Zeche vom bet 
Polizeibireltion Wien bie Nachricht zurückkam, baß bort von einer 
Sache „Scheckfälscher Martini" nichts Bekannt sei... 
Jetzt sickerte bie Geschichte von bem Billigen Mittagessen auch 
in bie Öffentlichkeit burch. Daran war aber nur bie Schwatzhaftig¬ 
keit des Hotelbesitzers „Zur Henne" schulb. Woller hat fein Ver¬ 
sprechen gehalten unb kein einziges Wort über biefe Sache aus- 
geplaubert...
	        
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