Volltext: Innviertler Kalender 1941 (1941)

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Was Richard für einen überraschenden Ausgang ansieht, ist 
jedenfalls etwas anderes, als Jrreshofer meint. Denn wenn man 
schon 26 Jahre mit Sehnsucht auf eine zum Greisen nahe Erbschaft 
wartet und dabei Schulden hat 
Aber überraschenderweise erholt sich die Tante von ihrem 
Anfalle wieder soweit, daß sie am nächsten Tage zwar noch nicht 
außer Bett, aber doch aus der unmittelbaren Gefahr ist. 
Und da von Martin leine weitere Verständigung kommt, wird 
-Richard von Unruhe, Unbehagen und Ungeduld erfaßt und er läßt 
sich telephonisch mit Hochgugging verbinden und verlangt in der 
Seeblickvilla den Hausmeister zu sprechen. 
„Sie, Martin," ruft Richard in den Apparat, „Sie haben 
mir heute^ noch nichts depeschiert? Wie steht es mit meiner armen 
Tante? Ist leine überraschende Wendung eingetreten, und muß 
ich... muß ich vielleicht annehmen, daß alles vorüber ist?" 
»,2a, ja, es ist bereits alles vorüber!" erwidert wahrheits¬ 
gemäß der Hausmeister, der aber mit seiner Antwort einen an¬ 
deren Sinn verbindet, als ihn das Ohr Richards erwartet. 
„Und wann... lieber Martin, wann ist diese überraschende 
Wendung eingetreten?" 
„Heute um sieben Uhr Früh ?" 
„So, so, in der Frühe.... Natürlich, da haben Sie noch nicht 
recht Zeit gefunden Es ist traurig, sehr traurig, aber schließ- 
Itch, wir alle sind Menschen, und die Tante.... alt war sie ja 
auch... da läßt sich eben nichts machen! Und weil wir schon über 
drese traurige Sache sprechen,.... ich kann nämlich jetzt durchaus 
nicht hmauskommen, es ist mir vollständig unmöglich... weg« 
des Begräbnisses, lieber Martin, mochte ich gleich jetzt bemerken, 
ich wünsche durchaus nicht, daß nach dieser Richtung etwas gespart 
wird V' 
„Ja aber...!" Dem Jrreshofer gibt es einen Riß, aber... 
Der telephonische Apparat ist in dem Zimmer des Fräulein Treu- 
wurst angebracht und die Patientin liegt kaum drei Meter entfern« 
im Bett und hört natürlich alles, was Martin antwortet« 
„Sie verstehen mich ja, Martin," kommt es wieder aus dem 
Telephon zurück, „alles, was notwendig ist, meiner armen Tante 
die letzte Ehre und ein eindrucksvolles, würdiges Begräbnis zu 
verschaffen, soll und muß geschehen. In diesem Punkte sind mir 
kerne Kosten zu hoch..." 
„Ja., hm....-", versucht der Hausmeister abzulenken. 
„Die Seiche wird natürlich in die Stadt überführt, da hier 
die Begräbnisstätte der Treuwurst ist.... Bestellen Sie also einen 
Doppelsarg ... Sie verstehen mich doch .., ?" 
„Das schon... aber.,.(!" 
„Ja mein Gott, was gibt es denn da noch für ein „aber"? Ich 
spreche doch deutlich genug und verstehe Sie ja ebenfalls ganz 
gut.... Ich wiederhole also: Alle Auslagen für die Begräbnis¬ 
vorbereitungen sind von mir im voraus genehmigt, die Leiche wird 
in die Stadt überführt..."
	        
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