Volltext: Innviertler Kalender 1941 (1941)

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begegnen uns. Wir treffen wieder auf Fähren, von betten bie 
Pioniere selbst sagen, daß bie Fahrzeuge nur auf eigene Gefahr über¬ 
gesetzt werden sönnen. Aus teeren BenzinKssern sind Bretter befestigt, 
weiter ein paar Holzklötze zum Blockieren der Wagenräber, bas ist 
alles. Drüben mühen sich einige Soldaten, einen Wagen aus dem 
Wasser zu ziehen, der kurz vor dem Ziel von der Fähre herunter- 
gekippt mar. Bedenken sind jedoch zwecklos. Wir müssen nach vorne. 
Dank der prächtigen Zusammenarbeit der Pioniere gelang es dann 
doch, unseren Wagen ohne weitere Verluste überzusetzen. 
Nachts um 1 Uhr kurze Rast in einem einsamen Gehöft im 
Walde. Die Zeit kann hier wahrhaftig nur nach der Uhr festgestellt 
werden, denn es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Tag und 
Nacht. Die Sonne geht um 23 Uhr unter und erscheint um 2 Uhr 
Wieder über den Berggipfeln. In den dazwischen liegenden Stunden 
bleibt es taghell. Vor uns waren Engländer in dem Hause. Sie 
haben gewütet wie die Räuber. Tische und Stühle sind umgeworfen, 
Mobilar beschädigt, die Fenster zertrümmert, die Schubladen aufge¬ 
zogen und ihr Inhalt auf den Fußboden geworfen. Es ist ein un¬ 
beschreibliches Durcheinander von leeren Konservenbüchsen, zerbro¬ 
chenem Geschirr und zertrümmerten Einrichtungsgegenstäinben. Der 
norwegische Besitzer wird bie Hände über bem Kopf zusammenschlagen, 
wenn er zurückkehrt. ' 
Teutsche Soldaten überschreiten beit Polarkreis. 
Steil steigt die Straße durch enge Täler an, bis wir ein Hoch¬ 
plateau erreichen. Dort ist noch tiefer Winter, lediglich die Straßen 
sind schneefrei. Weit und Breit ist keift Baum oder Strauch zu sehen. 
Bei diesen eisigen Winden können nur noch Moose gedchhen. Weit 
hinten zieht leine Renntierherde über das Feld. In majestätischer 
Einsamkeit thronen in der Ferne einige schneebedeckte Bergriesen. An 
einer Biegung treffen wir auf einen großen ©Mn, auf dem eine Erb« 
fugel Befestigt ist. Wir halten. In der Erdkugel ist der Polarzirkel 
eingelassen. Ein Blick auf die Karte Belehrt uns. Es ist ein geschicht¬ 
licher Augenblick: wir überschreiten als deutsche Soldaten den Polar¬ 
kreis. Einige Jäger haben sofort Hammer und Meißel herangeholt 
unb graben ein großes Hakenkreuz in den Stein. Das Zeichen des 
jungen Deutschland am Polarkreis. Gerade jetzt wird den Männern 
besonders stark bewußt, welchen ungeheuren Weg sie von ben Hän¬ 
gen ber Alpen Md den Ufern der Donau bis hierher zurückgelegt 
haben. Hundert Meter weiter liegt ein frisches Grab. Der erste 
deutsche Soldat, der hier in arktischer Einsamkeit sein Leben für die 
Größe bes Vaterlandes gab. 
'Endlich neigt sich die Straße wieder talwärts. Da sind auch 
schon wieder Birken. An den Seiten liegen viele Kraftwagen im Gra¬ 
ben, englische, französische und norwegische Typen. Sie haben die 
Tücken der Straße 50 nicht überstanden. Selten findet man einmal eiy 
deutsches Fabrikat. Das ist eine Feststellung, die man an jeder Stelle 
ber Straße treffen kann, an der Tausende von Wagen liegen. Die
	        
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