Volltext: Innviertler Kalender 1939 (1939)

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wieder, sprang abermals an Veronika und an den Rats- und Ge- 
richlsherren hoch, lief wieder zurück und wiederholte mit bettelndem 
Jaulen sein merkwürdiges Benehmen. Allmählich wurde man auf¬ 
merksam. Der Zug geriet ins Stocken. Man war sich unschlüssig. 
Schließlich befahl der Bürgermeister Wenzel Neumann, nachzuforschen, 
was den Kund, der sich nicht durch zahlreiche Fußtritte, von denen 
jeder Veronika einen Stich ins Herz gab, von seinem Tun abbrin¬ 
gen ließ, wohl zu seinem seltsamen Tun triebe. Man begab sich zur 
Brandstätte. An einer Stelle hatte der Hund ein Loch gescharrt und 
Ist „Mitzi" schläfrig? 
grub nun eifrig schnüffelnd weiter. Rat und Volk wurden neu¬ 
gierig. Plötzlich waren Schaufeln zur Hand. Man grub — und in ge¬ 
ringer Tiefe kam ein kleines, urnenförmiges Gefäß zum Vorschein. 
Man öffnete es vorsichtig, und einen Ruf des Erstaunens stieß 
der dicke Stadtrichter Zockau aus. Ein Horn vom Widder, ein klei¬ 
nes Hufeisen und ein Klumpen kamen zum Vorschein. 
„Ein Gottesgericht!" raunte man in der Menge. 
Auch das Gericht schien sich der Ansicht anzuschließen. Die 
Herren traten zusammen und berieten verdutzt. Dann verkündete der 
Stadtrichter Sigmund Zockau, sich an die Deliquentin wendend: 
„Ein Wink und ein Zeichen des Himmels haben durch seine Krea¬ 
tur Eure Unschuld bewiesen. Ein Abgesandter des Leibhaftigen war 
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