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Jahrhunderte kamen und fielen roie Tropfen ins Meer der Ewig¬
keit. Die alten Bräuche aber gerieten in Vergessenheit. . .
Hart an der Wende der Neuzeit, um das Jahr 1500, als der
Aberglaube seine, schrecklichsten Orgien menschlicher Verirrungen feiern
konnte und die ersten Aufklärer bereits wärmend die Stimmen er¬
hoben, lebte eine ebenso lebenslustige wie schöne Meisterin in jener
Stadt. Ihr Ehegemahl, der Schmied Michel Rudeluf, hatte die Mäd¬
chen seiner Heimat verschmäht, die sich damals in der übermütigen,
reichen Stadt dem eitlen Puh und der immer mehr um sich greifenden
Sittenlosigkeit zumeist ergeben hatten. Das vergaßen sie dem schmucken
Der Kleine Telephonist
Meister Michel nie. Seine Frau, die er sich „natürlich von auswärts
angeln mußte", wie die Rivalinen von einst, sich im giftigen Neid
einig, morgens und abends am Brunnen beim Wasserholen und da¬
mit verbundenen Stadtklatsch zuraunten, konnte wohl wegen ihrer
Tugenden mit ihren leichtfertigen Geschlechtsgenosmnen nicht warm
werden.
Als wieder einmal schnell hintereinander mehrere der leicht
brennbaren Fachwerkhäuser durch Funkenflug schadhafter Essen und
offener Feuerstellen wie Zunder herunterbrannten und die In¬
nungen, damals technische Nothilfe gegen alle Uebel in Friedens- und
Kriegszeiten an Stelle der Soldaten und Feuerwehr, nur mit Mühe