Volltext: Innviertler Kalender 1938 (1938)

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Schatztruhe am Arme durchs den Gründelsberg wandern bis Ihr 
erlöst werdet!" , ^ v ... ,, 
Und fe war es auch geschehen. Jahrhundertelang geisterte 
nun das Burgfväuleim mit ihrer Schjcchtriche durch den Grnn- 
delsberg. dem östlichen Ausläufer des KobernauserwaldÄs. Manch 
eiltet fa$ fit, wie sie ctuf efetex Xtuifye toll @oto fctß und itet)te, 
„Der ganze Schutz gehört dir, wenn du mich! erlösest, aber wenn 
du morgen wieder vorbeigehst, bin ich, keine Frau mehr, sondern 
eine Schlange, welche einen Schlüssel im Maule hat. Du mußt 
den Schlüssel nehmen, darfst nichts reden und nichts ,urchten, 
es -geschieht dir nichts. So- erlösest du mich." _ 
Ob sie tatsächlich erlöst worden ist, wissen tott nicht, aber 
man hat seit langer Zeit von der Schloßjungfrau vom Grun¬ 
delsberg, nichts mehr gehört; so wird- sie Wohl nach- längs« Buße 
den Weg zum ewigen Frieden gefunden haben. 
Ein Mertelstündchen vor Wilhelm Dachauers 
Madonna 
(Nieder S t a d t p f a r r k i r ch e) 
Gar schön der Tag. Voll Dust und Früh¬ 
lingsschimmer, 
Ich sitze still im Rieder Gotteshaus. 
Durch hohe Fenster leuchtend Goldgeflimmer, 
Und draußen Lärm, Verkehr und Weltgebraus. 
Vor mir ein Bild. Marienbild: 
Die Mater redemptoris. 
Ich blick empor. Welch Symphonie derFarbeu! 
Von himmlisch Licht umflossen die Gestalt! 
Hier war ein Werk, entsprossen reinsten Garben, 
Ist stand im Banne mystischer Gewalt. 
Sei mir gegrüßt, du hehres Bild: 
Du, Mater redemptoris! 
Ein Mutterbild. Wie leuchten ihre Züge: 
„Sieh an, mein Kind, das dir das Heil 
gebracht!" 
Geboren ward, da einst die Welt voll Lüge, 
Kein Sternlein stand in dunkler Menschheits¬ 
nacht ! 
Da ward ich dann durch Gottes Gnad: 
Die Mater redemptoris. ' 
Ich Habs gewagt! Das Kindlein großgezogen! 
Es wurde das, wozu es Gott bestimmt! 
Du kämpfst, mein Freund, noch in den 
Lebenswogen, 
Dein Herz vielleicht in Leidenschaft sich krümmt. 
O, komm zu mir! Ich rufe dich! 
Ich, Mater redemptoris!" 
Ich senk den Blick. Vor diesem Mutterherzen 
Kann ich in Ewigkeit wohl nicht bestehn. 
„Du kennst mein Leid! Du weißt um meine 
Schmerzen! 
Laß' Gottes Gnad' durch meine Seele wehn!" 
Da sah ich auf. Sie lächelt mild: 
Die Mater redemptoris. 
Ich wurde still. Vom Bilde strömt ein Frieden 
Gar ernst und tief in meine Seele ein. 
„Maria du, gib Kraft mir Erdenmüden, 
Wenn mich zermürbt des Lebens harte Pein! 
Dann halt ich aus! Ich bleibe fest! 
Hilf, Mater redemptoris!" 
Ich stehe auf. Ein letztes Sonnenleuchten 
Liegt auf dem Bilde, rosig, goldig, schön, 
Der Blick zu ihm, mir Sorg und Kummer 
scheuchten, 
Im frohen Flug das Herz dringt zu den 
Höhn. 
Dort ist es gut. Dort waltet still: 
Die Mater redemptoris. 
Hab dank, mein Freund! Erschütterndes 
c Begebnis: 
Dein Werk drang mir gar tief hinein ins yerz! 
Dein Werk war mir ein gläubiges Erlebnis, 
Es zog den Blick mir leuchtend himmelwärts! 
Ich danke dir! Es segne dich: 
Die Mater redemptoris! Max Karl..
	        
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