Volltext: Innviertler Kalender 1938 (1938)

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DarsteMnng bereit ebener alter Gewerbe unseres Städtchens 
bringen. Würde dvH die Erwerbung dieses; Hauses möglich wer¬ 
den, ans daß das jetzt aus Gängen und im Dachlwdett zerstreute 
Material nach! einheitlichen Gesichtspunkten aufgestellt werden 
könnte. Me Zwanzigja!hrseier des Braunau^r Hemmthauses 
könnte in keiner Weise würdige^ begangen werden, als durch 
den Beginn dieser Arbeit. Das Braunauer Heimathians würde 
dann 8m der weiteren KW eine noichi stärkere An.zieUnNgskraft 
auf seine vielen Besuchier aus nah> und fern ausüben fönnieN. 
»Vaterlandsliebe und Heimatverbundimiheit dürfen nicht nur 
als schöne Worte klingen, sondern sie müssvn eine lebensvolle 
Grundlage besitzen. Me Gegenwart wird1 nur der verstiegen, der 
auch! die Vergangenheit ihiochachjtet. Die, Brücke der Hieirnktliebe 
braucht starke Pfeiler — und eine derartige feste Stütze ist und 
bleibt unser Braunauer Heimathaus. Möchte diese Erkenntnis 
* dochj 8m weiteren Kreiseln unserer schöneN! Heimat erweckt werden. 
Das Eiserne Hofe zu Braunau 
(lveinhaus tzierner, Oollsutzstratze 21) 
Nach bem Siege der Oesterreicher bei Simbach über die Baiern 
1743 singen die Kaiserlichen an, das von den Baiern besetzte Braunau 
abermals zu belagern. Der Stadt wurde die Zufuhr abgeschnitten und 
der Stadtbach abgeleitet. In der Festung herrschte große Not. Jeder¬ 
mann mußte die Lebensmittel beim Kommandanten abgeben. Auf Ver¬ 
heimlichung war Todesstrafe gesetzt. Zum warnenden Beispiel wurden 
zwei Galgen errichtet. Um den Hunger zu stillen, mußte man die schön¬ 
sten Pferde stechen. Daher stammt die Sage vom Eisernen Roß. 
Dort wo im raschen Zuge sein dunkelgrünes Band 
Der Inn um feste Mauern und hohe Wälle wand. 
Liegt Braunau, und inmitten aus seiner Häuser Schoß 
Steigt hoch auf in die Lüfte ein altes Eisenroß. 
Wer kann geschichtlich deuten und wahrhaft geben kund. 
Warum dies Roß von Eisen noch stehet bis zur Stund? 
Und wer es hat gestellet hoch auf das höchste Haus, 
Wo es schaurig schreitet weit in die Luft hinaus? 
Ein unverfälschtes Buch — die Sage des Volkes berichtet klar, 
Daß in den Vierziger Jahren Braunau belagert war; 
Da gab es viele Wunden, da gab es vielen Schmerz, 
Die Bombe brach die Häuser, der Hunger brach das Herz. 
Gar manches zarte Kindlein mußt' fort vom Erdenraum, 
Ihm war des Lebens Lächeln ein kurzer, schöner Traum. 
Den Jüngling und die Männer, voll Blut und Jugendkraft, 
Hat zu der kalten Grube der Hunger hingerafft. 
Die Jungfrau trug vergebens den Brautkranz in dem Haar, 
Der Greis sank mit der Mutter gleich unverschont zur Bahr'; 
Der Tod schien nur zu leben, des dunklen Jenseits 'Sohn — 
Nur eine Stimme schallte — der Sterbeglocke Ton. 
In einem Haus' nur hackt man noch Pferdfleisch zum Verkauf' — 
Da geh'n zum Schluß des Jammers die Festungstore auf. 
Dort, wo den letzten Bürgern die letzte Nahrung floß, 
Erhöhten sie zum Denkmal der Not das Eisenroß.
	        
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