Volltext: Innviertler Kalender 1936 (1936)

Schicksal selbst hatte der französische Oberbefehlshaber General 
Bavagnay keine Macht; über fein Leben konnte Napoleon al¬ 
lem entscheiden. Man sachte die Vermittlung des Kaisers Franz 
zu erlangen, dessen Tochter Maria Luise gerade in diesen Tagen 
die Braut des Franzosenkaisers wurde; an Metternich ging eine 
rührend herzliche naive Bittschrift ab; aber nichts rührte sich 
am Wiener Hof. Der Vizekönig Eugen Beauharnais, der die 
Uebetfühtung Hofers nacht Mantua angeordnet hatte, empfing 
den ersten ausführlichen Rapport. Als er ihn an seinen kaiser¬ 
lichen Stiefvater weitergab, ergriff er das Wort zu Gunsten 
des Sandwirts: er habe in Tirol eine bedeutsame Rolle ge¬ 
spielt, der Schiern verurteile ihn; es sei jedoch gewiß, daß er 
überall, wo er sich, Gehorsam verschaffen konnte, viel Menschen- 
sreundslijchkeit gezeigt, viel Unordnung und Unglück verhütet 
habe. Doch Napoleon war solch menschenfreundlichen Regungen 
nicht zugänglich; rasch und präzis traf er seine Anordnungen. 
Nachdem er zunächst dem Vizekönig den Befehl gegeben hatte, 
Hofer nach Vincennes zu bringen, wo die Hinrichtung des Her¬ 
zogs von Enghien noichi die Schatten einer grausigen Erinnerung 
heraufbeschwor, sandte er rasch eine andere Anordnung nach, 
die den Gang der Exekution noch verkürzen sollte. „Da Hofer 
nun einmal in Mantua ist," heißt es in der Ordre vom 11. Fe¬ 
bruar, „so geben Sie Befehl, eine Kriegskonimission zu seiner 
Verurteilung zu Bilden und ihn an Ort und Stelle erschießen 
zu lassen; all das soll binnen 24 Stunden erledigt sein." 
Damit war das Urteil gesprochen; was sich in Mantua noch 
abspielte, war nur ein grausamer Formelkram. Hofer hatte 
unterdessen mit seinem Begleiter Döninger in dem gleichen Ker¬ 
kerraum ein einförmiges Gefangenenleben geführt, das nur hie 
und da durch ein Verhör unterbrochen wurde. Die so lange treu 
im Herzen bewahrte Hoffnung aus die Hilfe seines Kaisers und 
Oesterreich hatte er nun aufgegeben; gefaßt und ruhig sah er 
dem Tode ins Auge. Es wird erzählt, daß er während' des 
Transportes von Bozen nach Mantua bei einer nächtlichen Feu¬ 
er sbrunst in Ala seinen Wachen leicht hätte entschlüpfen können; 
aber er half bei den ßiöschictrbeiten getreulich mit; er dachte für 
sich selbst nicht mehr an Rettung. Für andere Unglückliche aber 
sprach er auch jetzt noch, suchte ihnen zu helfen und sie durch 
seine Aussage zu entlasten. 
Am 17. Februar kehrte Vizekönig Eugen aus Paris nach 
Italien zurück; er gab sofort Napoleons Befehl nach Mantua 
weiter, und am 19. trat das Militärgericht zusammen, das da 
richten sollte „über Hofer, genannt Barbene, 5 Schuh 8 Zoll 
groß, von länglich, rundem Gesicht,, rötlicher und befleckter Ge¬ 
sichtsfarbe, offener Stirn, schwarzen Augen und langem, schwar¬ 
zen Bart". Die Verhandlung nahm rasch ihren Fortgang; der 
Vorsitzende drängte mit sichtlicher Eile zum Schluß. Hofer wur¬ 
den die Ketten abgenommen und er sowohl wie der ihm bestellte 
Verteidiger, der redegewandte Advokat Bassevi, durften sich 
äußern. Nachdem sie erklärt hatten, daßi ste dem, waI sie ge¬ 
sagt, nichts mehr beizufügen hätten und dann in geheimer Sit-
	        
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