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meister des iöftent strenge ermahnt, nur ja die Wahrheit zu sagen,
kleinlaut und gab zu, er habe durch Bezichtigung des Geistlichen
die -eigene Schuld in ein besseres Licht rücken wollen.
„Kann er daraus -ein Jurament ablegen?"
„Ja, ja, das kann ich wohl!"
Fünfmal sagte er e0, von Reue überwältigt. Die Beisitzer
fuhren zornig aus und wollten des- Nentwig- Antwort nicht zu
Protokoll geben, doch Josephi tat es. Aber beeidigt wurde der
Soldat dennoch- nicht.
Faulhaber war im Bewußtsein seiner Unschuld und im Glau¬
ben an die Gerechtigkeit seiner Richter guten Mutes.
Er kannte nicht des Vizekommandanten d'O, der den im
Felde stehenden Gouverneur in der Festung vertrat, verderbliche
Absichst. D'O, ein gebürtiger Piemontese, war als- Gemeiner in
preußische Kriegsdienste getreten, dank seiner Tapferkeit zum
Offizier befördert worden, hatte sogar Beim! König fettst einen
Stein im Brett. Nachdem -er bett Bericht des „Inquisitor publv-
ens" Josephi angehört, schrieb er eilends an des Ministers von
S-cht ab r endo rff Exzellenz einen Brief, bar in er an Josephis
Stelle um Zuweisung -eines tüchtigen Auditors bat, „der diese
Sache und künftig die übrigen, so das> letzte Desertionsedikt be¬
treffend-, aus das akkurateste untersuchen 'kann." Weiters aber
hieß es- in dem Schreiben: „das beste wird seyn, wann mattn
ein paar Geistliche convincir-en und- eclatant best raffen tönte,
so würden die Verführungen zur Desertionen aufhören."
Bald kam der -erbetene neue Richter.
Beim! nächsten Verhör widerrief Nentwig; er habe vor
dem' Pater Angst gehabt, darum -er alle S-chulb auf sich' genom¬
men. In Wahrheit habe Faulhaber itt der Beicht zu Dm ge¬
sprochen, wie er gleich anfangs gestanden.
Der Anvitor riet dem Geistlichen, einen Advokaten zu neh¬
men. -doch! jener meinte, seine Unschuld müsse auch ohne einen
solchen siegen.
Ach-, sie siegte nicht.
Es- war ant 31. Dezember 1757, als der Kerkermeister in
den Arrest trat, wo Faulhaber mit vielen Mitgefangenen saß,
denen er mit seiner freudigen Zuversicht durch Monate Trost ge-
Braichit.
„Herr Kaplan, machet euch! fertig, Ihr sollet einen Detin*
qtt-etrten auf dem letzten Gang begleiten!"
Die Wache führte ihn vor die Stadt zum Richtplatz. 93eint
Marter holz angelangt, hielt er nach dem' armen Sünder Um¬
schau, -da sagte man ihm, er wäre es -fettst.
Der Auditor forderte ihn auf, zu wählen:
„Entweder Bekennet, was Ihr im Beichtstuhl zu dem Sol¬
daten N-entwi-g -gesprochen oder Bereitet euch zum! Tode!"
Er laB-er legte statt jeder Antwort nur den Finger an die'
Lippen; dann nahm er ruhig bas Kreuz und rief mit heller,
weithin schallender Stimme: „Glückselig bieser Tag, glückselig
diese Stunde; erfreu bichj, mein Herz, bu Bist ein Tempel Mk
Heiligen Geistes!"