„Herr Kaplan, wollet es mir nicht übel nehmen, ich soll euch
vor das Judicium führen!"
„Warum, was hab' ich denn verbrochen?"
„Weiß nicht, so ist die Order."
Wenige Minuten später stand Faulhaber vor seinen Rich-
tern. Der strenge, aber allzeit gerechte Bürgermeister Josephi
führte bett Vorsitz, zwei Offiziere waren Assessoren.
Bor etlichen Stunden waren zwei Deserteure eingebracht
worden, die waren während der Schlacht bei Prag entwichen,
wollten st* in ihre Heimat Glatz durchschlagen. Unweit der Stadt
wurden sie von streifenden preußischen Husaren erwacht. Der
eine, Nentwig mit Namen, hatte den Pater Andreas schwer be¬
schuldigt. Vor dem Abmarsch, aus Glatz, so sagte er aus, habe er
Zelclmesse in einer Kaverne des vollsutzfelsens, gehalten von pater
<Baius. Man sieht ©btt. vr. Dollfuß neben dem pater.
bei diesem gebeichtet und ihn gefragt, ob das Desertieren wohl
eine große Sünde, „'s ist wohl eine schwere Sache, doch hat es
damit weiter nicht viel auf sich," sei des Beichtvaters Antwort
gewesen.
„Nun, Pater Andreas, was habet Ihr zu sagen?"
„Nie hat mich ein Soldat was ähnliches gefragt, nie hab'
ich solchen Spruch getan!"
Das Verhör ging lange fruchtlos hin und her; endlich ward
der Nentwig vorgeführt, um seine Aussage dem Beschuldigten
ins Antlitz zu wiederholen. Anfangs blieb er auch fest bei dem,
was- er int ersten Verhör behauptet, daun wurde er, vom Bürger-
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